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geographie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Bevölkerung

Kultur afrika



1.Bevölkerung So unterschiedlich wie die Natur erscheint auch die Bevölkerung Südafrikas, so dass es sich selbst als "Rainbow Country" tituliert. Die ersten Ergebnisse des letzten umfassenden Census vom Oktober 1996 zeigen, dass die tatsächliche Bevölkerungszahl um 10 % unter der Schätzung der amtlichen Statistik liegt: "nur" 37,9 Millionen leben zur Zeit in Südafrika. Hochrechnungen gehen allerdings davon aus, dass sich diese Zahl innerhalb von 30 Jahren auf über 80 Mill. Menschen mehr al verdoppeln könnte, wenn das natürliche Wachstum, der Geburtenüberschuss weiterhin so groß bleibt.
Exakte Bevölkerungszahlen gab es in Südafrika bisher nicht, die Angaben waren entweder geschätzt oder von früheren Regierungen im Interesse der weißen, damals beherrschenden Minderheit geschönt, indem die autonomen schwarzen Homelands, die sogenannten TBVC-Staaten /Transkei, Bophuthatswana, Venda, Ciskei) nicht miterfasst wurden. Es gab keine Meldepflicht wie bei uns und auch der bewusste Boykott schwarzer Bevölkerungsgruppen sorgte dafür, dass die jeweiligen Volkszählungen unreichend waren. Der im September und Oktober 1996 durchgeführte Census sollte endlich exakte statistische Daten liefern.
In Südafrika leben so viele Bevölkerungsgruppen unterschiedlicher nationaler und ethnischer Herkunft, kultureller Prägung und Religion zusammen wie in kaum einen anderen Land der Erde. Als "Schmelzsiegel" der Rassen und Kulturen kann Südafrika allerdings nicht bezeichnet werden, trotz der mannigfachen Vermischungen, Überlagerungen und Wanderungsbewegungen im historischen Verlauf. Die Apartheid sorgte für eine strikte Rassentrennung, die sich bis in kleinste Dinge des Alltags auswirkte. Bis vor wenigen Jahren war es in Südafrika von existenzieller Bedeutung, in welcher der vier Kategorien der Mensch registriert war: ob als Europäer (Weißer), ob als Schwarzer (diskriminierend "Bantu" genannt), ob als Mischling (Farbiger oder Coulered)oder ob als Asiate (vorwiegend Inder). Durch die Zuteilung zu einer der vier Rassen wurden die Grundrechte und die Entwicklungsmöglichkeiten für alle Nichtweißen radikal beschnitten. Mit dem Ende der Apartheid gehört auch diese Katalogisierung der Bevölkerung nach Hautfarben der Vergangenheit an.
Die Vielfalt der ethnischen Gruppen wird aber auch in Zukunft für eine echte demokratische Staatsform und Staatsführung immer wieder Belastungen bringen.


Die Schwarzen
Die bei weitem größte, aber in sich keineswegs homogene Gruppe mit ca. 76 % der Gesamtbevölkerung sind die Schwarzen, die zu den bantusprachigen Völkern im südlichen Afrika gehören. Ihre Vorfahren sind vor vielen Jahrhunderten aus dem zentralafrikanischen Seengebiet zugewandert und haben die hier anwesende khoisansprachig-en Gruppen (San und Khoikhoi) verdrängt oder überlagert. Trotz ihrer gemeinsamen Wurzeln und die Sprachverwandtschaft bilden die Schwarzen keine Einheit, wie die immer wieder aufflammenden Auseinandersetzungen zwischen den beiden größten Gruppen, den Zulu und den Xhosa, demonstrier-en. Die einzelnen ethnischen Gruppen teilen sich in viele Stammesgruppen auf, die wiederum aus zahllosen Unterstämmen und Sippen bestehen.
Neben den Zulu und Xhosa zählen Sotho, Tswana, Shangaan, Swazi, Ndebele und Venda zu den Schwarzen. Ihre ehemaligen Stammesgebiete wurden bereits durch die Kriegszüge unter dem Zulu-König Shaka im frühen 19.Jh. gewaltsam verändert, aber auch durch die rassistischen Land- und Wohnungsgesetze der Apartheid. Ursprüngliche Stammesgeb-iete der Zulu und der Xhosa liegen im Osten, im hügeligen Zululand und in der Küstenregion (ehem. Transkei, Ciskei). Die übrigen Völker siedelten vor allem im Nordendes heutigen Südafrika, wobei die Staatsgrenzen identisch sind. So leben die meisten Tswana in Botswana, die Süd-Sotho in Lesotho, die Swazi in Swaziland. In den riesigen schwarzen Townchips am Rand der großen Städte, wie Soweto bei Johannesburg, sind alle schwarzen Stammesgruppen und Sprachen vertreten.

Die Weißen

Die Weißen sind mit ca. 13 % die zweitstärkste Gruppe. Sie wurden bis in die Mitte des 20.Jh. noch "Europäer" genannt, obwohl die meisten von ihnen im Land geboren waren und keine Beziehungen mehr zu Europa hatten. Nicht zu übersehen und zu überhören ist die Zweiteilung der weißen Bevölkerung in englischsprachige und afrikaanssprachige Südafrikaner. Als erste Siedler kamen nach Mitte des 17 Jh. Im Gefolge der Angestellten der Ostindischen Kompanie Holländer, Norddeutsche und französische Hugenotten an die Versorgungsstationen am Kap der Guten Hoffnung. Ihre Nachkommen, die sich Buren, Bauern nannten, zogen in großen Trecks auf das Hochveld, nachdem die englische Vorherrschaft am Kap seit der Wende vom 18. zum 19.Jh. fest etabliert worden war. Die Buren gründeten Transvaal und den Oranje-Freistaat, die Buren-Republik Natal im Osten konnte sich gegen Vormacht nicht behaupten. Im Gegensatz zu den ländlich geprägten Buren war die englischspr-achige Bevölkerung von Anfang an städtisch ausgerichtet und auf Verwaltung, Handel und Industrie, Bergbau und Bankwesen konzentriert. Erst nach dem zweiten Weltkrieg zogen sich die Buren in großen Ausmaß in die Städte und kamen zu Führungspersonen in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Die seit Generationen bestehenden Animositäten zwischen afrikaans- und englischsprachigen Weißen sind bis heute noch nicht überwunden. Südafrika war im übrigen nie das Einwanderungsland für Europäer wie die USA, Kanada oder Australien. Vor der Entdeckung der Diamanten- und Goldfelder hatte Südafrika keine großen Einwandererströme erlebt.

Die Farbigen
Die dritte ethnische Gruppe bilden die Farbigen, die Mischlinge, die Coulereds, die ca. 8,6 % der Gesamtbevölkerung ausmachen. Sie sind im Westkap konzentriert, im Bereich um Kapstadt, wo ihre Vorfahren vor Jahrhunderten aus der Verbindung zwischen weißen Siedlern und einheimischen Khoikhoi oder importierten Malaiensklaven hervorgingen. Sie sprechen durchweg Afrikaans wie ihre früheren burischen Herren.

Die Asiaten
Die vierte eigenständige Gruppe sind die Asiaten, ca. 2,6 % der Gesamtbevölkerung vorwiegend Inder, die im 19.Jh. vor allem als Arbeiter für die Zuckerrohrplantagen in Natal angeworben wurden und die deshalb ihren Bevölkerungsschwerpunkt um Durban haben, wobei ihre kulturelle und religiöse Eigenständigkeit erhalten blieb.


2.Ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung nach Provinzen


Wenn man einige Jahrhunderte zurückblickt, zeigt sich dass sich die verschiedenen ethnischen Bevölkerungsgruppen unterschiedlich entwickelt haben. Die schwarze Bevölkerung hat stark zugenommen, die Anteile der Weißen, der Farbigen und der Inder an der Gesamtbevölkerung sind dagegen rückläufig. In den Provinzen ergibt sich folgende Bevölkerungsverteilung nach Ethnien:
Im West-Kap dominieren Farbige mit 57,6 % von 3,6 Mill. Einwohnern, Im Ostkap dagegen Schwarze mit 87,2 % von 6,4 Mill. Einwohnern. Im Nordkap, der flächenmäßig größte, aber am dünnsten besiedelten Provinz, Stellen Farbige mit 53,5 % bei 0,73 Mill. Einwohnern den größten Bevölkerungsanteil, in Nord-West Schwarze mit 90 % von 3,2 Mill. Einwohnern und im Oranje-Freistaat ebenso mit 84 % von 2,7 Mill. Einwohnern. In den multi-ethnischen, dichtbesiedelten kleinsten Provinz Gauteng dominieren Schwarze mit 62,5 % von 6,8 Mill. Einwohnern, der Anteil der Weißen ist hier am höchsten unter allen Provinzen. In Nord-Transvaal sind Schwarze mit 97 % von 5,3 Mill. Einwohnern; bemerkenswert ist hier der Anteil der Asiaten/Inder mit 9,3 %.
Die Bevölkerung konzentriert sich zunehmend auf vier riesige Ballungsräume, in denen die meisten Arbeitsplätze zu finden sind: allen voran Johannesburg-Pretoria am Witwatersrand, nach Süden ins Vaal-Dreieck ausgreifend, Durban und sein Einzugsbereich, Kapstadt und Umland und Port Elizabeth mit dem Industrieschwerpunkt Uitenhage. In diesen Verdichtungsräumen beträgt die Bevölkerungsdichte über 300 E./km².
Dieser Urbanisierungsprozess setzt sich ungebremst fort, denn Mitte der 1980er Jahre wurden die Zugangskontrollen und Einschränkungen der Rassentrennungspolitik aufgehoben.
In den ehemaligen Homelands ist die Bevölkerungsdichte immer noch beträchtlich höher als in anderen vergleichbaren Gebieten. Weil diese Homelands wegen fehlender Industrie kaum Arbeitsmöglichkeiten bieten, versprechen sich die Einwohner bessere Chancen durch den Umzug in die industriellen Ballungsräume.



3.Sprachen

An die Stelle der früheren Amtssprachen Englisch und Afrikaans sind nach der neuen Verfassung 11 gleichberechtigte Sprachen getreten; im Rundfunk und im Parlament werden alle diese Sprachen verwendet. Afrikaans als überall im Süden Afrikas verstandene Sprache wird infolge der amtlichen Bevorzugung von Englisch künftig an Bedeutung verlieren. Die Sprachen der schwarzen Bevölkerung, die weitgehend auch Afrikaans versteht, gehören zu verwandten Gruppen der Bantu-Sprachen, am meisten verbreitet sind Zulu und Xhosa. Das südafrikanische Englisch weist einige Besonderheiten auf, es ist empfehlenswert einige einheimische Ausdrücke zu verwenden. Wie im Amerikanischen, sollte man möglichst alles abkürzen und einige Afrikaans-Worte dazwischen mischen.



4.Religionen

Etwa vier Fünftel der Bevölkerung sind Christen, überwiegend Protestanten. Die meisten Afrikaander hängen der niederländisch-reformierten Kirche an, und die meisten weißen englischsprechenden Südafrikaner sind Mitglieder der anglikanischen, der methodistischen, der römisch-katholischen oder freier Kirchen. Auch Schwarzafrikaner sind Mitglieder dieser Kirchen, viele von ihnen gehören den sogenannten unabhängigen Kirchen an, die Elemente des Christentums und traditioneller afrikanischer Religionen miteinander verbinden. Viele Schwarze folgen auch traditionellen Glaubensrichtungen. Die Asiaten sind meist Hindus oder Muslime. Außerdem gibt es in Südafrika eine jüdische Gemeinde mit etwa 120 000 Gläubigen.


5.Bildung und Schulwesen

Das Vermächtnis der Apartheid tritt in Südafrika am deutlichsten im Bereich der Bildung zutage, obwohl die Regierung die Ausgaben für die Ausbildung der Schwarzen seit Mitte der achtziger Jahre wesentlich erhöht hat. In Folge ungleicher Bildungschancen bestanden 1991 nur 41 Prozent aller schwarzen Schüler die Abschlussprüfungen der weiterführenden Schulen (eine Voraussetzung für die Zulassung zum Universitätsstudium). Im gleichen Jahr bestanden 96 Prozent der weißen, 95 Prozent der indischen und 83 Prozent der farbigen Schüler diese Prüfung. Außerdem liegt der Anteil der schwarzen Bevölkerung, der lesen und schreiben kann, unter 50 Prozent, während er bei den Weißen 100 Prozent beträgt.
An den Universitäten und technischen Hochschulen waren etwa 254 100 Weiße, 120 000 Schwarze, 35 000 Farbige und 29 200 Asiaten eingeschrieben. Die wichtigsten Universitäten sind die Universität Kapstadt (gegründet 1829); die Universität von Natal (1910) in Durban und Pietermaritzburg; die Universität des Oranje-Freistaates (1855) in Bloemfontein; die Universität Pretoria (1908); die Rhodes University (1904) in Grahamstown; die Universität Stellenbosch (1918), die University of the Witwatersrand (1922) in Johannesburg; die Universität von Fort Hare (1916) in Alice; die Universität des Nordens (1959) bei Pietersburg; die Universität von Zululand (1960) bei Empangeni; die Medizinische Universität Südafrikas (1976) in Medunsa; die Universität der Transkei (1977) in Umtata und die Universität von Bophuthatswana (1979) in Mafikeng; die Universität des Westkaps (1960) in Bellville und die Universität von Durban-Westville (1961). Mit der Abschaffung der Apartheid begann, insbesondere in den Großstadtgebieten, eine wachsende Zahl von nichtweißen Schülern und Studenten diejenigen Bildungseinrichtungen zu nutzen, die einst den Weißen vorbehalten waren.

6.Kultureinrichtungen

Fast alle Städte in Südafrika haben öffentliche Bibliotheken; die größte ist die Johannesburg Public Library. Weitere bedeutende Bibliotheken sind die African Library in Kapstadt; die State Library in Pretoria und die den Hochschulen angeschlossenen Bibliotheken.
Wichtige Museen sind das National Museum in Bloemfontein, das archäologische, paläontologische und anthropologische Sammlungen umfasst; das Africana Museum in Johannesburg, das historische und völkerkundliche Sammlungen besitzt; sowie die Michaelis Collection, die South African National Gallery und das South African Cultural History Museum in Kapstadt.

 
 

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