Das Bruttoinlandsprodukt beträgt 82 411 Millionen US-Dollar (2001). Die Gesamtzahl der Beschäftigten in Kolumbien beträgt etwa 18,9 Millionen; 1 Prozent sind in der Land- und Forstwirtschaft und in der Fischerei tätig, 26 Prozent arbeiten in Industrie und Bergbau und 73 Prozent im Dienstleistungssektor. Der Drogenhandel hat sich zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor entwickelt. Nach Angaben von US-Behörden gehört Kolumbien zu den weltweit größten Herstellern von Kokain und ist ein wichtiger Lieferant für Marihuana und Heroin. Ein Großteil der zur Produktion benötigten Ausgangsstoffe soll verschiedenen Quellen zufolge aus Peru und Bolivien stammen. Schätzungen zufolge werden in Kolumbien pro Jahr 7 500 Tonnen Marihuana, rund 800 Tonnen Kokain und etwa fünf Tonnen Heroin produziert. Die Erlöse liegen schätzungsweise zwischen vier und fünf Milliarden US-Dollar. Zwar gelangen den kolumbianischen Sicherheitskräften 1997 und 1998 entscheidende Schläge gegen die Drogenkartelle im Land, aber es sollen sich bereits wieder neue kriminelle Strukturen gebildet haben.
6.1 Landwirtschaft
Rund 44 Prozent der Landesfläche unterliegen landwirtschaftlicher Nutzung. Kaffee ist die Hauptanbaufrucht Kolumbiens. Brasilien hat zwar eine höhere jährliche Kaffeeproduktion, Kolumbien ist aber der führende Produzent milder Kaffeesorten. Die Kaffeesträucher werden vornehmlich an Berghängen auf einer Höhe zwischen 1 000 und 1 900 Metern über dem Meeresspiegel angebaut, vor allem in den Departamentos Caldas, Antioquía, Cundinamarca, Norte de Santander, Tolima und Santander. Mehr als 150 000 meist kleine Kaffeeplantagen bedecken über eine Million Hektar Land. Die Kaffeeproduktion erreichte Anfang der neunziger Jahre eine Million Tonnen jährlich, wovon das meiste in die Vereinigten Staaten exportiert wurde. Andere wichtige Anbaufrüchte sind Zuckerrohr, Reis, Bananen, Tabak und Baumwolle. An dritter Stelle stehen Kartoffeln, Getreide, Gemüse und eine große Vielfalt an tropischen und subtropischen Früchten und Schnittblumen. Auch Pflanzenfasern wie Sisal (siehe Agave) und Hanf, aus denen man Seile und grobes Sackleinen fertigt, werden produziert. Der übermäßige Einsatz von Pestiziden hat die Bodenqualität beeinträchtigt, die Verwendung von Düngemitteln ist von 1994 bis 1997 um 3 Prozent gestiegen. Traditionelle landwirtschaftliche Bearbeitungsmethoden haben in Verbindung mit der Entwaldung zu einer qualitativen Verschlechterung des Bodens geführt. Der wirtschaftlich relevante Tierbestand umfasst vor allem Rinder, Schweine, Schafe und Pferde.
6.2 Forstwirtschaft und Fischerei
Ein großer Teil der Waldgebiete Kolumbiens ist wegen der schlechten Verkehrsanbindungen nicht nutzbar. Holz wird in erster Linie als Brennstoff verwendet. Die Küstengewässer und viele Flüsse und Seen Kolumbiens sind fischreich, gefangen werden u. a. Thunfische, Fächerfische und Forellen; die Hälfte der Fangmenge betrifft Süßwasserfische.
6.3 Bergbau
Kolumbien besitzt umfangreiche und vielfältige Bodenschätze. Neben bedeutenden Vorkommen an Erdöl, Erdgas und Steinkohle, sind außerdem Lagerstätten an Gold, Silber und Platin sowie Smaragden zu nennen. Mit einem Anteil von 90 Prozent der Weltförderung von Smaragden ist Kolumbien der größte Lieferant dieses Edelsteins. Weitere Rohstoffe sind Eisenerz, Stein- und Meersalz, Kupfer, Nickel und Uran. Die Erdölförderung liegt in der Hand des Staates sowie privater Gesellschaften. Sie konzentriert sich u. a. auf das Tal des Río Magdalena und auf das Gebiet zwischen der Ostkordillere und Venezuela. Ein Großteil des kolumbianischen Rohöles wird zur Weiterverarbeitung nach Curaçao transportiert.
Gold wurde in Kolumbien schon in vorkolumbianischer Zeit abgebaut. Die größten Lagerstätten befinden sich im Departamento Antioquía, weniger bedeutend sind die Vorkommen in den Departamentos Cauca, Caldas, Nariño, Tolima und Chocó. Kolumbien ist der führende Goldproduzent in Südamerika. Platin wurde in Kolumbien erstmals 1735 entdeckt. Das Land verfügt über die größten Platinvorkommen der Welt. Dieses Edelmetall wird vor allem aus dem goldhaltigen Sand der Niederungen des Río San Juan und des Río Atrato gewonnen. Die bedeutendsten Zentren des Smaragdbergbaues sind die Muzo- und Chiverminen.
6.4 Industrie
Abgesehen von den Bergbaubetrieben gehören zu den bedeutenden Industriezweigen Kolumbiens neben Textil-, Nahrungs- und Genussmittelindustrie sowie der chemischen Industrie z. B. der Maschinen- und Fahrzeugbau, die Gummi- und Papierindustrie sowie die Petrochemie und Elektrotechnik. Die meisten Industriestandorte sind in den Ballungszentren in den Kordilleren (z. B. Cali, Medellín, Bogotá) sowie an der Nordküste in Cartagena, Santa Marta und Barranquilla angesiedelt.
6.5 Währung und Bankwesen
Die kolumbianische Währung ist der Peso (ein Peso entspricht 100 Centavos). Die Staatsbank gibt die Banknoten aus und übt das Münzrecht sowie das Salz- und Smaragdmonopol für die Regierung aus. Außerdem spielt sie im währungspolitischen Ausschuss eine maßgebliche Rolle bei der Gestaltung der Geldpolitik. Über 25 Geschäftsbanken, die staatliche Entwicklungsbank und weitere amtliche und halbamtliche Finanzinstitute sind in Kolumbien tätig. Bogotá, Medellín und Cali sind Börsenplätze.
6.6 Außenhandel
Mit über einem Drittel des jährlichen Exportertrags ist Kaffee der Hauptexportartikel Kolumbiens. Erdöl, Baumwollprodukte, Schnittblumen, Bananen, Chemikalien, Zucker, Steinkohle, Gold, Smaragde und Vieh sind weitere wichtige Exportwaren. Eingeführt werden vor allem Maschinen und Transportausrüstungen, chemische Erzeugnisse, Metalle und Metallerzeugnisse sowie Nahrungsmittel. Die Vereinigten Staaten und Kanada sind Kolumbiens wichtigste Handelspartner. Kolumbien hält außerdem Handelsbeziehungen zu Ländern der Europäischen Union, Puerto Rico, Argentinien, Brasilien, Chile, Mexiko, Venezuela sowie Japan. Die Kosten für Importe übersteigen wertmäßig die Erlöse aus dem Exportgeschäft. Die Auslandsverschuldung ist mit fast 29 Milliarden US-Dollar (1996) als hoch zu bezeichnen.
6.7 Gewerkschaften
Mehr als 1,6 Millionen Beschäftigte sind in Gewerkschaften organisiert, hauptsächlich in der Unión de Trabajadores de Colombia (UTC, Nationale Gewerkschaft der Arbeiter) mit 1,2 Millionen Mitgliedern und in der Confederación de Trabajadores de Colombia (CTC, Kolumbianischer Verband der Arbeiter) mit 400 000 Mitgliedern. Das Streikrecht steht laut Verfassung jedem zu, der nicht im öffentlichen Dienst beschäftigt ist.
6.8 Verkehrswesen
Das starke Relief des Landes macht den Bau von Straßen und Eisenbahnlinien sehr kostspielig. Kolumbien hat ein 3 154 Kilometer langes Eisenbahnnetz (1997), das 1962 verstaatlicht wurde. Die meisten Linien sind Zubringerstrecken zum Río Magdalena, der Hauptverkehrsader des Landes. Der Fluss ist ausgehend von seiner Mündung auf rund 1 500 Kilometer schiffbar. Das Straßennetz ist 112 988 Kilometer lang (1999), einschließlich eines Teiles der Simón-Bolívar-Fernstraße, die Bogotá und andere kolumbianische Städte mit Caracas in Venezuela und Quito in Ecuador verbindet. Der Luftverkehr begann in Kolumbien 1919. Heute betreiben kolumbianische und internationale Fluggesellschaften Linien im Land. Nationale Fluggesellschaft ist die 1919 gegründete AVIANCA; sie ist das zweitälteste Flugunternehmen der Welt. 1946 einigten sich Kolumbien, Venezuela und Ecuador auf die Schaffung einer gemeinsamen Handelsmarine; 1953 zog sich Venezuela jedoch wieder zurück. Wichtige Seehäfen sind Buenaventura, Tumaco, Santa Marta, Barranquilla und Cartagena.
6.9 Energie
Mit seinen Kohle-, Erdgas- und Erdölvorkommen ist Kolumbien Selbstversorger. Das Land verfügt über mehrere Wasserkraftwerke, die 72,7 Prozent der Elektrizität des Landes erzeugen.
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