7.1. Die Straßen und Plätze Wiesthalsbr />
Die Dorferneuerung in Wiesthal wird sich als eine der Hauptaufgaben setzen müssen, die Straßen als Verkehrs und Lebensraum zu gestalten. Viele Ortsstraßen sind in einem sehr schlechten Zustand. Der Belag ist aufgerissen, Schlaglöcher vergrößern sich ständig und Kanaldeckel ragen aus der Teerdecke heraus. Gerade die nach Westen in die Seitentäler reichenden Dorfstraßen weisen viele Mängel auf. Dagegen wird der Zustand der Ortsdurchgangs - und Erschließungsstraßen der neuen Baugebiete als “gut” bezeichnet. Die Straßennamen werden in Anlage 2 anschaulich gemacht.
7.1.1. Die Grundstraße
Neben diversen Schlaglöchern und Schäden in der Teerdecke, weist die Grundstraße eine gravierende Schädigung in Höhe der Einmündung Schulstraße auf. An dieser Stelle ist die Straße parallel zum Hang, etwa 1m vom Straßenrand entfernt, der Länge nach aufgerissen. Der hangwärtige Teil der Straße droht abzurutschen.
Die Gründe für die starke Schädigung sind zum einen in der hohen Frequentierung durch Bauschuttfahrzeuge, die die örtliche Schutthalde anfahren, zum anderen in dem beinahe täglichen Befahren durch Schulbusse zu suchen.
Es wäre hier dringend notwendig, den Hang und somit die Straße, mit dem Bau einer Stützmauer, o.ä. zu sichern, um der Gefahr eines plötzlichen Hangrutsches entgegen zu wirken. Jedoch ist zu erwarten daß der Bau der Grundstraße eine der letzten Maßnahmen des örtlichen Verkehrswegebaus sein wird, da eben dort die Fahrzeuge mit dem Abraum anderer Baumaßnahmen ständig verkehren. Daher ist es ratsam den Hang wenigstens provisorisch zu stützen.
Fotos 7 und 8: Grundstraße: Längsrisse, Absenkungen und fehlende bzw. zu
schmale Bürgersteige machen einen Neubau notwendig
In der Grundstraße leben auch die Fußgänger bisweilen gefährlich, da hier verkehrsberuhigende Maßnahmen, sowie Fußgängerwege beinahe gänzlich fehlen. Lediglich bei der Anfahrt über die Kirchstraße ist ein Schild mit dem Tempolimit 30 km/h vorhanden. Es wäre hier zu empfehlen einen ähnlichen Teerbelag, der von Pflasterzeilen durchbrochen ist, einzubauen, wie er bereits in der Brückenstraße vorhanden ist.
7.1.2. Die Haardtstraße und der Hirtenweg
Diese sehr steilen und enge Dorfstraßen weisen auffallend viele Schlaglöcher auf, obwohl eine Belastung durch schwere Fahrzeuge kaum vorhanden ist. Wahrscheinlich ist die verstärkte Zerstörung des Straßenbelags teilweise auf starke Niederschläge zurückzuführen, die, aufgrund der großen Hangneigung, eine hohe Erosionskraft besitzen und aus Rissen im Teerbelag relativ schnell Schlaglöcher machen. Dies läßt sich auch damit belegen, daß nach kräftigeren Regenschauern häufig Sand und Steine bis in die Hauptstraße geschwemmt werden.
Öffentliche Fußgängerwege sind nicht vorhanden, die bestehenden Freiräume am Straßenrand beruhen auf privaten Maßnahmen. Die enge Straßenführung und die sehr dichte Bebauung, lassen es nur unter größten Anstrengungen zu, mit zwei Fahrzeugen aneinander vorbei zu kommen.
Abb. 9 und 10: links: Haardtstraße, rechts: Hirtenweg
Hier ist eine baldige Ausbesserung der Teerdecke nötig. Den hohen Wasseraufkommen bei Regengüssen muß mit entsprechenden straßenbaulichen Methoden (seitliche Regenrinne, o.ä.) entgegengewirkt werden. Um Freiräume für Fußgänger und den ruhenden Verkehr zu schaffen, ist zu überlegen, ob nicht eine Einbahnstraße in Verbindung mit dem parallel laufenden Hirtenweg eingerichtet werden sollte. Dadurch würde der Verkehr beruhigt und mögliche Zusammenstöße, bzw. Unfälle weitestgehend vermieden werden.
7.1.3. Die Bergstraße
Diese Straße ist z.Zt. in Bau. Um den Ansprüchen einer dörflichen Straße gerecht zu werden, hat man sie mit entsprechenden städtebaulichen Methoden gebaut. Die Breite der Teerdecke wurde verringert. Statt dessen setzte man entlang des Straßenrandes Pflasterzeilen, die einerseits das Regenwasser abfließen lassen, zum anderen Platz für Fußgänger schaffen. Auf der einen Straßenseite wird somit auch der harte Übergang vom Straßen -, zum Hofraum gemildert, da die Höfe mit dem gleichen rötlichen Pflaster gelegt wurden wie der Straßenrand.Das charakteristische der Bergstraße ist, daß sie von zu Tage tretendem Buntsandstein flankiert wird, der auf einer Länge von ca. 30 m und einer Maximalhöhe von etwa 4 m, freigelegt ist.
Abb. 11: Bergstraße mit anstehendem Buntsandstein
7.1.4. Die Durchgangsstraße
Die Ortsverbindungsstraße hat in Wiesthal zwei Namen. Das Stück vom Alten Platz in Richtung Bahnhof heißt “Bahnhofstraße”, das sich nach Norden in Richtung Habichsthal ausbreitende Teilstück dagegen, wird “Hauptstraße” genannt.
Diese Straße ist, ihrer Funktion nach, dem erhöhten Verkehr angepaßt. Breiter als die übrigen Ortsstraßen verleitet sie zum schnellen Fahren. Bei ausreichend vorhandenem Platz ist sie mit breiten Fußgängerwegen versehen worden die das sichere Begehen für Fußgänger ermöglichen. Dagegen sind die von der Bebauung eingeengten Stellen für Passanten nur unter höchster Aufmerksamkeit zu durchlaufen. Stützmauern oder Hauswände zwingen den fußläufigen Verkehr mitunter dazu die Fahrbahn zu betreten.
Darüber hinaus fehlt ein Fußgängerüberweg gänzlich. Besonders an Stellen, an denen reger Einkaufsverkehr herrscht (Alter Platz und Einmündung von Ringstraße, Münzbergstraße und Engersgrundstraße in die Bahnhofstraße), sollte die Einrichtung eines Zebrastreifens, oder einer Fußgängerampel in Erwägung gezogen werden.
Abb. 12: Bahnhofstraße mit Fußgängerwegen und “dorfgemäßen” Lampen
Diese Methode die Straße für Passanten sicherer zu gestalten, scheint die einzige in nächster Zukunft mögliche zu sein denn die Durchgangsstraße wurde bereits vor einigen Jahren komplett und unter hohem finanziellen Aufwand erneuert. Ein Fußgängerüberweg stellt daher die kostengünstigste fußgängerfreundliche Maßnahme dar.
Beim Neubau der Straße verwendete man schon eine mehr “ländliche” Beleuchtung mit Lampen in Glockenform, die vom Großteil der Bürger befürwortet wird.
7.1.5. Brückenstraße und Mühlgasse
Diese Straßen sind bereits im Rahmen der punktuellen Flurbereinigung erneuert worden. Sie verbinden den Ortsteil Hockenruh mit dem Alten Platz. Durch die Bepflasterung mit verkehrsberuhigenden Querstreifen und einer breiten Wasserrinne, die den Übergang zwischen Fußgängerbereich und Verkehrsbereich zerfließen läßt, kann man die erwünschte Gleichberechtigung von Geh - und Fahrverkehr gut erkennen.
Abb 13: Brückenstraße mit fußgängerfreundlicher und verkehrsberuhigender
Bepflasterung
Die Bebauung ist teilweise kleinzellig, ungeplant und ortsbildprägend. Die Straßen sind gesäumt von Hecken, Bäumen und Gärten die mitunter die Nähe zum Aubach spüren lassen. In der Mühlgasse steht die letzte von ehemals sechs Mühlen in Wiesthal, die zum Teil auch heute noch betrieben wird. Desweiteren steht an der Brücke zum jenseits des Aubaches gelegenen Ortsteil Hockenruh eine Statue des Hl. Nepomuk, sowie ca. 50 m davor ein noch funktionstüchtiges Backhaus, welches in Privatbesitz ist .
Abb. 14 und 15: oben: noch funktionstüchtige Getreidemühle,
unten: Backhaus
7.1.6. Kirchstraße, Dorfstraße und Rathausplatz
Vom Alten Platz aus steigt die Kirchstraße bergan bis zur St. Andreaskirche, wo sie sich im Rathausplatz ausweitet. Dieser Platz, der durchgehend geteert ist, hat ausschließlich Parkplatzfunktion und ist nicht begrünt.
Abb. 16: Blick vom Kriegerdenkmal auf die Kirchstraße; links im Bild: das
wohl älteste Gasthaus in Wiesthal
Im Zuge einer Dorferneuerung sollte dieser Platz das administrative und christliche Zentrum (Rathaus und Kirche) entsprechend unterstreichen. Anzustreben ist dabei eine gestalterische Verschönerung, die die beiden Baukörper miteinander verbindet. Durch Entsiegelung der Teerfläche, Begrünung mit Bäumen und Blumenrabatten und Einrichtung von Sitzgelegenheiten würde der Platz die entsprechende Gestalt erhalten, die ihm gebührt.
Die Dorfstraße, die Kirch - und Bergstraße miteinander verbindet hat eine zentrale Funktion im Kommunikations- und Versorgungsbereich. Auf einer Länge von ca. 30 m bietet sie Platz für einen Bäckerladen, eine Metzgerei und zwei Gaststätten.
Ihr Zustand ist allerdings eher bedenklich. Ein stark beschädigter Teerbelag wird beiderseits von hohen Bordsteinen begrenzt und macht, in Verbindung mit einer baulichen Enge, sowohl das Begehen, als auch das Befahren zu einer abenteuerlichen Unternehmung. Gerade dieser Straße, als wohl eine der ältesten in Wiesthal, sollte eine baldige Neugestaltung und Ausbesserung zukommen .
Viele Bürger erwähnten in der Bürgerbefragung unter dem Punkt “dringenste Baumaßnahmen” besonders die Neu- und Umgestaltung der öffentlichen Gebäude und deren Umfeld.
7.1.7. Kulturhalle und Umfeld
Abb. 17: Mögliche Nutzung und Gestaltung des Kultuhallenvorplatzes
Die Verbesserung des Zustandes der Freifläche zwischen Sportplatz und Kulturhalle (ehemaliger Fußballplatz) ist eine der dringlichsten Aufgaben einer Dorferneuerung in den Augen vieler Wiesthaler Bürger. Momentan ist der Platz mit einem Gemisch aus rotem Sand und Schotter bedeckt. Die große Fläche wird überwiegend als Park- und Abstellplatz genutzt, vor allem bei Fußballspielen und Festveranstaltungen in der Kulturhalle. Bisweilen dient sie als Festplatz und Standort für Festzelte.
Diese Arten der Nutzung müssen auch erhalten bleiben, da im Dorf nur wenige Freiflächen vorhanden sind. In die Kritik fällt einerseits die Platzoberfläche, die bei Regengüssen von vielen Pfützen und Schlammlöchern bedeckt ist. Andererseits ist der Platz ungestaltet und seine Ränder sind ungepflegt.
Um den Platz künftig nicht ausschließlich für Festivitäten und als Parkplatz zu nutzen, sondern auch für den Bereich Freizeit, Sport und Erholung eine entsprechende Attraktivität zu gewähren, ist eine Umgestaltung unvermeidbar.
Gestaltungsvorschläge reichen dabei von einer Umrahmung mit Kastanienbäumen und Ruhebänken in ihrem Schatten, über eine Flächenbefestigung mit Rasenfugenpflaster und eine Abtrennung von Parkplätzen durch eine Grünzone .
Abb. 18: Kulturhalle und Vorplatz
7.1.8. Der Alte Platz
Über die zukünftige Gestaltung des Alten Platzes gehen die Meinungen der Wiesthaler schwer auseinander.
Zum einen ist dort eine zentrale Bushaltestelle (eine von insgesamt dreien) vorhanden, warum ihn viele Bürger dementsprechend gestaltet wissen wollen. Dabei stehen bei den Forderungen ein “gemütliches” Wartehäuschen und eine Busschleife im Vordergrund. Diesem Anliegen wurde im Herbst 1996 durch den Bau eines Wartehäuschens aus Naturstein entsprochen.
Abb. 19 und 20: Wartehäuschen am Alten Platz und sein “Vorgänger”, das
ehemalige Feuerwehr- und Gemeindegerätehaus
Eine geräumige Wendemöglichkeit für Busse, in Form einer Busschleife, ist insofern notwendig, da die Busse meistens in Wiesthal wenden und zurück nach Lohr, bzw. Aschaffenburg fahren (Wiesthal ist einer der äußersten Orte im Landkreis Main- Spessart).
Ferner stellen die, mitten auf der Fahrbahn rückwärtsstoßenden Busse, ein unnötiges Verkehrshindernis für Autofahrer und Passanten dar.
Gegen den Wunsch einer ausladenden Buswendeschleife spricht die starke Bodenversiegelung und der große Raumbedarf.
“ Ein Dorf lebt auch von seien Grünflächen und Freiräumen” (Dorferneuerung in Bayern, S. 18), daher sollte bei der Gestaltung des Alten Platzes unbedingt Wert gelegt werden auf naturnahe und ländliche Aspekte. Vor einem derartigen Hintergrund stehen die Wünsche nach einem Zurückgehen auf die frühere Nutzung des Platzes, als Dreschplatz, Holzstapelplatz. Treffpunkt der Dorfbewohner, Sammelplatz für Weidevieh und natürlich als Knotenpunkt der wichtigsten Straßen.
Abb. 21: Der Alte Platz aus westlicher Richtung betrachtet
Abb. 22: Der Alte Platz aus östlicher Richtung betrachtet
Einigen dieser Wünsche ist jedoch nur schwer entgegenzukommen, da die Wald- und Landwirtschaft beinahe gänzlich aus dem Dorf verschwunden ist und wohl auch in Zukunft nur noch sehr sporadisch weiterbetrieben werden wird.
Eine akzeptable Alternative wird wohl der mehr gemeinnützige Ausbau des Platzes sein. Die Bushaltestelle muß bestehen bleiben, um die bereits schlechte Anbindung an den ÖPNV nicht zusätzlich zu verstärken. Auch sollten einige Halte- und Parkmöglichkeiten für Pkw geschaffen werden, weil die um den Platz gelegenen beiden Banken, der Frisör und der Spielwarenladen, nur wenige Abstellmöglichkeiten für Fahrzeuge bieten. Doch muß jeglicher Umbau mit zusätzlicher Begrünung verbunden werden. Der Alte Platz wirkt in seinem momentanen Zustand eher abstoßend und regt in keiner Hinsicht zum Verweilen an. Deswegen ist es angebracht auf diesem zentralen Dorfplatz einen größeren Baum aufzustellen, eine Art Dorflinde, die schon im Mittelalter der Mittelpunkt diverser Festivitäten war. Zur Entsiegelung der Teerdecke könnten Pflasterzeilen beitragen, in deren Zwischenräumen Platz für Gras bleibt.
Zudem könnte man die Parkplätze durch kleinere Bäume (evtl. Obstbäume) oder Hecken voneinander trennen. Sobald Feste anstehen - das Maifest wird bereits an dieser Stelle gefeiert - bietet es sich an den Platz für den fahrenden Verkehr zu sperren und ihn über die Brückenstraße umzuleiten , denn “das Dorf braucht Orte der Begegnung und des Verweilens, daher ist die Erhaltung und Wiedergestaltung von Straßen und Plätzen als Treffpunkt” (Dorferneuerung in Bayern; Bayern Zement, München, S. 23), notwendig.
Die auf dem Alten Platz bereits bestehende “Anlage” mit Brunnen und Bänken, kann entweder bestehen bleiben und an die Neuerungen stilistisch angepaßt werden, oder sie weicht, wenigstens teilweise, Parkplätzen (keine Dauerparkplätze, sondern lediglich Kurzzeitparkplätze), bzw. einer Busschleife. Im Moment gleicht diese Grünfläche eher einer Verkehrsinsel als einem Ort der Erholung. Die Scheune des Anwesens Alter Platz Nr. 2 (siehe Foto Nr. 16) und die Schmiede des Anwesens Bahnhofstraße Nr. 1 (siehe Foto Nr. 20), tragen ausgezeichnet zum dörflichen Ambiente des Alten Platzes bei, daher sollten diese beiden Gebäude unbedingt erhalten und u.U. saniert werden. Ansonsten zeigt das Umfeld des Platzes wenig dörfliche Eigenart, was auch ein Ergebnis der in den letzten Jahrzehnten getätigten Wohnhausbauten in offener Bauweise ist .
Abb. 23. Schmiede am Alten Platz
7.1.9. Kindergartenvorplatz
Obwohl dieser Platz vor einigen Jahren neugestaltet wurde, bedarf er einigen Verbesserungen. Bisher dient er lediglich als Parkplatz für Eltern und Personal. Die gesamte Fläche ist mit Betonverbundsteinen bepflastert und somit komplett versiegelt. Er bietet keinerlei Anreiz zum Verweilen und wirkt absolut nüchtern (siehe Abb. 6).
Es ist zu empfehlen wenigstens ein oder mehrere Bäume zu pflanzen und durch Sitzgelegenheiten den Platz einladender zu machen .
7.2. Verkehr
7.2.1. Gefahrenpunkte
In der Bürgerbefragung wurden seitens der Einwohner Wiesthals mehrere Gefahrenpunkte bezüglich des Verkehrs angegeben.
Diese sind: - Alter Platz mit Bushaltestelle
- Parkende Autos entlang der Durchgangsstraße
- Kreuzung Kirchstraße/ Durchgangsstraße
- Fußgängerverbindung/ Radverbindung zum Bahnhof (kein Geh-
/Radweg)
- schnelles Fahren (v.a. Campinggaststätte und Friedhof)
Als Gegenmaßnahmen sollen Zebrastreifen, Verkehrskontrollen, Pflanzkübel und ausgewiesene Geh- und Radwege Abhilfe schaffen.
7.2.2. Ruhender Verkehr
Ausgewiesene Parkplätze sind in Wiesthal die Ausnahme. Als Parkplatz werden vorwiegend Kulturhallenvorplatz, Rathausplatz und Alter Platz genutzt.
In den Straßenräumen parkt man vor allem in der Nähe der Geschäfte (Bahnhofstraße / Einmündung Engertsgrundstraße und in der Dorfstraße).
7.2.3. Öffentlicher Personen Nahverkehr (ÖPNV)
Im Rahmen der Bürgerbefragung wurde ein separater Fragebogen für Berufspendler herausgegeben. Die Fragen bezogen sich vor allem auf Fahrtzeiten, Zufriedenheit mit dem ÖPNV (Bus und Bahn), sowie auf Verbesserungswünsche.
Abb. 24: Fahrtzeiten von Berufspendlern
[ aus: Anlage zur Bürgerbefragung, 1995, S. 1]
Seitens der Bevölkerung werden für die Busverbindung Lohr-Aschaffenburg verstärkt zusätzliche Busse zu geänderten Zeiten, sowie weitere Haltestellen im Ort gefordert.
Der Bahnhof Wiesthal sollte mindestens zu den Zeiten für Berufspendler zum RSB- Halt (Regionalschnellbahn) hochgestuft werden .
Abb. 25: Bedingungen für das Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel
[aus: Anlage zur Bürgerbefragung, 1995, S. 2]
7.2.4. Fußgängerverbindungen
In Wiesthal bestehen etliche Fuß- und Schleichwege, die jedoch nur von einem geringen Teil der Bevölkerung genutzt werden. Als “Abkürzungen” führen sie vielfach über Grundstücke, durch Baulücken und entlang von Hängen. Spazierwege führen überwiegend im Aubachtal oder an seinen Flanken in Richtung Norden nach Habichsthal und in Richtung Süden nach Krommenthal.
Zu bemängeln ist der mitunter ungepflegte Zustand (hohes Gras, Schlamm) und wie bereits erwähnt, das Fehlen einer Verbindung zum Bahnhof.
7.3. Wasserversorgung in Wiesthal
Seitens des Wasserwirtschaftsamtes kamen verschiedene Einwände gegen die im Flächennutzungsplan ausgewiesenen Baugebiete. Zum einen wurde das zu geringe Volumen des Hochbehälters kritisiert, zum anderen die teilweise zu geringen Mindest-Quellschüttungen und zum dritten die zum Teil unzureichenden Druckverhältnisse im Wassernetz. Aus diesem Grund wurde das Ingenieurbüro Jung GmbH engagiert, eine Studie zur Neuordnung der Wasserversorgung in der Gemeinde Wiesthal zu erlassen. Diese wurde dann im April 1994 herausgegeben. Sie zeigt ein Konzept zur Sicherung und Verbesserung der zukünftigen Wasserversorgung auf .
7.3.1. Bestehende Wasserversorgung
Die Gemeinde Wiesthal betreibt für die beiden Ortsteile Wiesthal und Krommenthal momentan eine jeweils eigene Wasserversorgung.
Diese besteht aus:
7.3.1.1.Wassergewinnung:
In Wiesthal dienen zur Wassergewinnung die sogenannten “Spielmanns- brunnen-Quellen” im Nordwesten des Gemeindegebietes. Das Alter der Quelle kann nur auf ca. 80-85 Jahre geschätzt werden, da entsprechende Baupläne nicht bestehen .
7.3.1.2. Wasseraufbereitung:
Das Quellwasser wird in einem Sammelschacht zusammengefaßt, aus dem es dann über eine Graugußleitung (DN 125) in freiem Gefälle zur Aufbereitungsanlage im Maschinenhaus fließt. Die Aufbereitungsanlage besteht aus einem offenen, nicht rückspülbaren Filterbecken mit etwa 5 m³ Inhalt. Als natürliches Filtermaterial findet Marmorkies seine Verwendung. Das bis dahin noch unzureichend entsäuerte Wasser fließt in ein Reinwasserbecken mit einem Volumen von etwa 90 m³ .
7.3.1.3. Wasserförderung:
Von dem Reinwasserbecken, oder auch Vorlagebehälter genannt, fördern zwei Pumpen abwechselnd, mit einer Förderleistung von Q = 20 m³/h = 5,6 l/s, ins örtliche Wassernetz. Die im Ortsnetz nicht verbrauchte Wassermenge wird über eine Leitung (DN 125) in den Hochbehälter zurückbefördert.
Die Steuerung der beiden Pumpen erfolgt, unabhängig vom Wasserstand, über eine Zeitschaltuhr .
7.3.1.4. Hochbehälter:
Der Ortsteil Wiesthal wird von einem Hochbehälter mit einem Nutzvolumen von 300 m³ versorgt. Er besteht aus zwei runden Wasserkammern die jeweils 150 m³ Wasser fassen und im Jahre 1962 gebaut wurden. Der Behälter wird als Gegenbehälter betrieben. Die maximal erreichbare Höhe des Wasserspiegels liegt bei 306,15 m über NN. Der Hochbehälter ist nur über einen steilen, relativ schlecht befahrbaren Weg zu erreichen und von ihm sind Bestandspläne vorhanden .
7.3.1.5. Ortsnetz:
Das Wasserverteilungsnetz der Gemeinde besteht zum größten Teil aus PVC-Rohren der Größe DN 100 bis DN 200. Vereinzelt sind noch Graugußleitungen der Dimension DN 100 vorhanden.
Wie der gemessene Wasserverbrauch zeigt, sind zum Teil überdurchschnittliche Wasserverlußte zu verzeichnen, was auf eventuelle Leckstellen im Ortsnetz schließen läßt. Diese Tatsache bekräftigen die bisweilen auftauchenden Coli-Bakterien, die in der Quelle noch nicht vorhanden sind.
Zu dieser Thematik schreibt das “Amtsblatt” am 27. September 1996 folgendes:
“ Die Untersuchungen des Trinkwassers bei den Probeentnahmen am 16. 9. 1996 haben ergeben, daß das Wasser sowohl in Wiesthal als auch in Krommenthal mit coliformen Keimen belastet ist. Es soll deshalb nach wie vor nur im abgekochten Zustand verwendet werden.
Die Gemeinde hat in der Sitzung am 16. 9. 1996 die Beschaffung von zwei UV-Entkeimungsanlagen beschlossen. Diese werden innerhalb der nächsten Tage in beiden Ortsnetzen eingebaut. Danach wird eine nochmalige Trinkwasseranalyse durchgeführt.”
Das Ortsnetz ist darüberhinaus noch nicht in Versorgungszonen eingeteilt .
7.3.1.6. Wasserbeschaffenheit der “Spielmannsbrunnen-Quellen”
Die Quellen weisen ein aus bakteriologischer Sicht unbedenkliches Wasser auf (nach der Trinkwasserverordnung vom 05.12.90). Beim Rohwasser werden aber für den Gehalt an Eisen, Mangan und Aluminium Grenzwerte überschritten.
Darüberhinaus befindet sich das Wasser nicht im Calcitgleichgewicht und muß daher entsäuert werden .
7.3.1.7. Hochbehälter und Versorgungsdruck
Der existierende Hochbehälter mit einem max. Wasserspiegel von 306.15 m ü. NN und einem Mindestwasserstand (nach vorhandenen Planunterlagen) von 302,50 m ü. NN wird als Gegenbehälter betrieben.
Aufgrund seines Alters (ca. 30 Jahre) ist zu vermuten, daß in den nächsten Jahren Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden müssen. Zur Optimierung der Pumpzeiten scheint es vordringlich zu sein eine wasserstandsabhängige Steuerung nachzurüsten.
In Höhe der bisherigen Bebauungsgrenze (280-285 m ü. NN) sind, insbesondere zu Spitzenbedarfszeiten, keine ausreichenden Druckverhältnisse vorhanden.
Auch die Entnahme von Löschwasser ist in den höher gelegenen Gebieten kaum in ausreichender Menge und genügendem Wasserdruck möglich.
Bedenkt man, daß die im Flächennutzungsplan ausgewiesenen Neubaugebiete bis zu einer Geländehöhe von 290 m ü. NN liegen, wird klar, daß dort die Versorgungsbedingungen noch mangelhafter sind .
7.3.2. Abwasserverhältnisse
Die Gemeinde Wiesthal ist vollständig kanalisiert und an den Abwasserverband “Aubachtal” angeschlossen.
Das Abwasser wird in der Kläranlage des “Aubachtal-Verbandes”, die nordöstlich von Krommenthal an der Staatsstraße 2317 in Richtung Partenstein liegt, gereinigt und anschließend in den “Lohrbach” eingeleitet.
Der “Lohrbach” mündet bei Partenstein in die “Lohr” und diese in Lohr in den Main .
7.3.3. Wasserbedarf in Wiesthal (Errechneter max. Tagesbedarf)
Jahr/ 1993 2008 2023
Verbrau-cher Anzahl l/Einheit m³/d Anzahl l/Einheit m³/d Anzahl l/Einheit m³/d
Einwohner 1170 200 234 1360 230 313 1580 270 427
Gewerbe 2 11,5 15 20
Kleinvieh 75 10 0,75 75 10 0,75 75 10 0,75
Großvieh 5 50 0,25 5 50 0,25 5 50 0,25
Fremden- 10 200 2 10 200 2 10 200 2
verkehr
Verluste + ca. 28,5 ca. 15 ca. 20
öffentlicher
Bedarf
SUMME 277 346 470
Abb. 26: Aktueller und künftiger Wasserbedarf in Wiesthal
[Aus: Studie zur Neuordnung der Wasserversorgung, 1994, S. 15]
7.3.4. Perspektiven
Aufgrund des erhöhten Wasserbedarfes und der geringen Mindestschüttung ist in der wasserwirtschaftlichen Bilanz ein Fehlbedarf von ca. 346 m³/d (= ca. 4 l/s) vorhanden.
Die auftretenden hohen Schwankungen der Quellschüttungen (> 1.0 bis 1.5 l/s) lassen Rückschlüsse auf einen starken Einfluß des Oberflächenwassers zu.
Zu Verminderung des Oberflächenwassereinflusses und um möglicherweise konstantere Quellschüttungen zu erhalten, ist im Rahmen des hydrologischen Gutachtens die Möglichkeit einer Quellensanierung zu untersuchen. Das Gutachten sollte zusätzlich Angaben über mögliche Bohrpunkte zur Neuerschließung von Brunnen enthalten. An diesen Bohrpunkten müssen dann Probebohrungen und Pumpversuche unternommen werden .
7.3.5. Mögliche Versorgungsvarianten
7.3.5.1. Variante I
Um den künftigen Bedarf an Grundwasser sicherzustellen ist eine Neuerschließung von Grundwasser unumgänglich. Dementsprechend sind, wie teilweise bereits erwähnt, Probebohrungen, Pumpversuche u.ä. sowie die Erstellung der nötigen Zuleitungen zur Wasseraufbereitung erforderlich.
Eine Quellensanierung kann erst nach Sicherstellung der Wasserversorgung durch einen Brunnen, o.ä., durchgeführt werden. In diesem Zusammenhang ist auch die bestehende Quellenabgangsleitung nach Größe und Qualität zu prüfen und, falls erforderlich, zu erneuern.
Der zukünftige maximale Wasserbedarf (siehe Bedarfberechnung) ist in Wasserbehältern zu speichern und darüber hinaus muß ständig eine Löschwasserreserve von 200 m³ vorhanden sein.
Folglich muß das Hochbehältervolumen mind. sein:
max. Tagesbedarf (2023): 470 m³
Löschwasservorrat: 200 m³
Erforderliches HB-Volumen (SUMME): 670 m³
Größe des Behälters (vorzugsweise): 700 m³
Der derzeitige Versorgungsdruck mit einer max. Wasserspiegelhöhe von 306,15 m ü. NN ist für die zukünftigen Baugebiete in den Hanglagen, mit 280-290 m ü. NN, zu niedrig. Auch das Speichervolumen des bestehenden Hochbehälters (300 m³) erfüllt nicht alle nötigen Maßstäbe, daher ist ein Neubau eines Hochbehälters mit einem Fassungsvermögen von 700 m³ und einer Wasserspiegelhöhe von etwa 320 m ü. NN vorgesehen. Die exakte Höhenlage muß jedoch zuvor durch eine Rohrnetzberechnung, die besonders wichtig ist für die höhergelegenen Baugebiete, festgelegt werden. Die künftige Aufbereitung des Wassers der bestehenden Quellen, wie auch für die Neufassung, soll im Rohrkeller des geplanten Hochbehälters geschehen. Eine Alternative zu dieser Aufbereitung ist eine Aufbereitung in der Umgebung des bestehenden Maschinenhauses. Dazu ist jedoch der Neubau eines entsprechenden Gebäudes erforderlich.
Das Quellwasser wird in eine Pumpstation mit Vorlagebehälter fließen und wird dann über die Aufbereitung in den Hochbehälter gepumpt werden.
Möglicherweise kann auch das Wasser der Neuerschließung in den Vorlagebehälter und dann in die Aufbereitung fließen, dies hängt jedoch vom Standort der neuen Wassererschließung ab.
Bei einer Grundwasserneuerschließung wird auch der Neubau einer Rohwasserförderleitung nötig und zusätzlich muß eine Abgangsleitung vom geplanten Hochbehälter an das Ortsnetz angeschlossen werden (Länge ca. 1000 m).
Um die tiefer gelegenen Ortsteile vor einem überhöhten Wasserdruck zu schützen - durch die höhere Lage des Hochbehälters - ist das Ortsnetz in mindestens zwei Versorgungszonen einzuteilen. Hierzu muß ein Schachtbauwerk mit Druckminderer errichtet werden. Durch die Einteilung in Versorgungszonen werden einige Rohrverbindungen aufgetrennt oder abgeschiebert werden.
Damit die Druckverhältnisse auch in den östlich vom Aubach gelegenen Wohngebieten (Sonnenrain, Gräfenberg, Tannenweg, etc.) noch ausreichend sind, ist eine Hochzonenverbindungsleitung zwischen “Bahnhofstaße” und “Krommenthalerstraße” entlang des Friedhofes/ Spielplatzes zu bauen.
Damit eine Versorgung innerhalb der Hochzone möglich ist, wird in der Verlängerung der “Grabengasse” eine Leitung verlegt, die an die bestehende Leitung in der “Grundstraße/Schulstraße” anbindet.
7.3.5.2. Variante II
Diese Variante sieht eine gemeinsame Wasserversorgung von Wiesthal und Krommenthal vor. Die topographischen Verhältnisse und bestehende bzw. geplante Anlagen können der Anlage 3 entnommen werden.
Auch hier müssen, wie bei Variante I, neue Quellen erschlossen werden. Der Wasserbedarf von Krommenthal (ca. 2 l/s) ist bei der Erkundung von Wasservorkommen und den anschließenden Pumpversuchen zu berücksichtigen.
Aus diesem Grund muß die neu zu erschließende, förderbare Wassermenge mindestens 6 l/s betragen. Auch die zusätzlichen Anlagenteile ( Wasserförderung, - aufbereitung, sowie Ortsnetz - und Verbindungsleitungen) sind wie bereits beschrieben zu errichten.
Da der geplante Hochbehälter auch das Volumen des maximalen Tagesbedarfes von Krommenthal im Jahr 2023 besitzen muß, berechnet sich sein Nutzvolumen folgendermaßen:
Max. Tagesverbrauch von Wiesthal (2023) 470 m³
Max. Tagesverbrauch von Krommenthal (2023) 141 m³
Löschwasser 200 m³
SUMME 811 m³
Empfohlen 800 m³
Die Trennung der Druckzonen bleibt für Wiesthal erhalten. Für Krommenthal dagegen soll eine Verbindungsleitung mit Anbindung an die Tiefenzone von Wiesthal erstellt werden, an welch auch das Gewerbegebiet angeschlossen wird.
Mit dem Anschluß der Verbindungsleitung an das Krommenthaler Ortsnetz ist die Wasserversorgung der kleinen Gemeinde gesichert, so daß außer einer Sanierung des Ortsnetzes keine weiteren Maßnahmen in Krommenthal nötig werden. Die existierenden Anlagen zur Wassergewinnung, - aufbereitung und - speicherung werden aufgelassen .
7.3.5.3. Wertung der Wahllösungen
Nach Abwägung der Anschaffungs- und Betriebskosten für beide Varianten scheint die gemeinsame Wasserversorgung von Wiesthal und Krommenthal (Variante II) günstiger zu sein. Dies läßt sich darauf zurückführen, daß bei einer separaten Wasserversorgung (Variante I), Kosten für den erhöhten Stromverbrauch der zweiten Wasseraufbereitungsanlage, sowie Wartungs- und Instandsetzungskosten für die Bauwerke (Wassergewinnung, -förderung, -aufbereitung und Hochbehälter) die Betriebskosten in die Höhe treiben.
Für diese gemeinsame Wasserversorgung ist die Gewinnung einer ausreichenden Wassermenge bei der Neuerschließung von Grundwasser unumgänglich, denn diese muß den zusätzlichen Wasserbedarf von Krommenthal (ca. 2 l/s) abdecken .
7.3.5.4. Mögliche Durchführung
Um das Vorhaben durchzuführen ist ein ausgereifter Entwurf mit Detailplanungen und überschläglichen Rohrnetzberechnungen unabdingbar. Dabei muß eine Abstimmung mit den zuständigen Fachbehörden geschehen. Erst nachdem eine fachtechnische Prüfung durchgeführt und eine Prüfniederschrift angefertigt wurde, kann ein Antrag auf staatliche Förderung gestellt werden.
Als vorausgehende Maßnahme sollte die Grundwassererschließung erkundet und Probebohrungen durchgeführt werden.
Da die Quellensanierung noch nicht unbedingt notwendig ist sollte sie als letzte Baumaßnahme in Angriff genommen werden.
Nach einer Quantifizierung der förderbaren Wassermengen und einem Ausbau des Brunnens sind anschließend die Aufbereitungsanlage, der Hochbehälter und der Druckminderer (einschließlich der Zu- und Abgangsleitungen) zu errichten und die Einteilung der Druckzonen durchzuführen.
Auch der Bau der Anschlußleitung nach Krommenthal und die damit einhergehende Stillegung der Wasserversorgungsanlagen können zu einem späteren Zeitpunkt vorgenommen werden, da die bestehenden Anlagen noch funktionstüchtig und auch genehmigt sind.
Parallel zu den gesamten Baumaßnahmen soll eine ständige Überprüfung des Ortsnetzes und der Hausanschlüsse durchgeführt werden.
Die derzeitigen Wasserverlußte betragen in Wiesthal ungefähr 18 % der geförderten Wassermenge, in Krommenthal sogar bis zu 37 % !
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