Die Portugiesen errichteten eine Reihe von Handelsniederlassungen entlang der westafrikanischen Küste. Die wichtigste war El Mina an der Goldküste, die im Jahr 1482 gegründet wurde. Insgesamt war der Handel tatsächlich nur an der Goldküste sowie in den Gebieten des Kongo und Luandas wirklich ertragreich. Afrikanisches Gold, Elfenbein, Nahrungsmittel und Sklaven wurden gegen Eisenwaren, Feuerwaffen, Textilien und Nahrungsmittel ausgetauscht. Der portugiesische Handel zog rivalisierende europäische Händler an, die im 16. Jahrhundert konkurrierende Handelsstationen errichteten bzw. versuchten, bestehende Handelsverbindungen zu übernehmen. Im westlichen Afrika hatte der neue Handel tief greifende Wirkung. Frühere Handelswege waren hauptsächlich nach Norden über die Sahara auf die muslimische Welt ausgerichtet gewesen. Nun orientierten sich die Handelswege auf die Küste hin. In dem Maße, wie die Staaten im Landesinneren an wirtschaftlicher Bedeutung verloren, nahmen Reichtum und Macht der Staaten entlang der Küste zu. Bald entwickelten sich Konflikte unter den Küstenvölkern über die Kontrolle der Handelswege.
Sklavenhandel
Mit dem Einsetzen des Sklavenhandels mit Nord- und Südamerika, der in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts rasch anwuchs, wurden die Bemühungen um die Kontrolle über den afrikanischen Handel intensiviert. 1860 lebten in den USA circa vier Millionen Sklaven, bei einer Gesamtbevölkerung von etwa zwölf Millionen. Der Sklavenhandel forderte unter der afrikanischen Bevölkerung unzählige Opfer. Die meisten Sklaven wurden dabei von anderen Afrikanern gefangen genommen und gegen verschiedene Konsumgüter eingetauscht. Das erste große Königreich, das vom Sklavenhandel profitierte, war Benin im Westen des heutigen Nigeria, das im 15. Jahrhundert gegründet wurde. Ende des 17. Jahrhunderts war es durch die Königreiche Dahomey und Oyo abgelöst worden. Mitte des 18. Jahrhunderts begann für die Aschanti ihr Aufstieg als westafrikanische Großmacht. Unter Asantehene (\"König\") Osei Kojo (der von 1764 bis 1777 regierte), begannen Aschanti-Armeen nach Süden in Richtung der europäischen Handelsstationen entlang der Goldküste einzudringen. Die Aschanti konnten sich einen regelmäßigen Nachschub an Feuerwaffen sichern. Diese benötigten sie für die Ausweitung des Reiches nach Norden und für ihre Auseinandersetzungen an der östlichen Grenze mit dem Königreich Dahomey. Weiter östlich verfiel das Yoruba-Königreich von Oyo gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Der dadurch entstehende Bürgerkrieg erhöhte die Zahl der für den Handel verfügbaren Sklaven. Etwa um das Jahr 1835 wurde die Hauptstadt Alt-Oyo zerstört. In der Schlacht von Oshogbo (circa 1840) konnten die Fulbe allerdings zurückgedrängt werden. Die Bürgerkriege dauerten bis 1893, dann wurde das Reich der Yoruba unter verschiedenen konkurrierenden Staaten aufgeteilt.
Im Verlauf des 18. Jahrhunderts wandte sich in England die Einstellung zum Sklavenhandel. Nachdem das Land lange Zeit davon profitiert hatte, bezog es nun Stellung gegen den Handel mit Sklaven. Nach einem 1772 abgefassten Beschluss sollten alle Sklaven in Großbritannien befreit werden und eine westafrikanische Kolonie für ehemalige Sklaven eingerichtet werden. Der erste Versuch (1787 bis 1790) in der Saint George's Bay (im heutigen Sierra Leone) schlug fehl, ein zweiter Versuch wurde dann von Anhängern des Abolitionismus (Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei in England und Nordamerika) unternommen. Sie gründeten 1792 im gleichen Gebiet Freetown. Als die Briten den Sklavenhandel für britische Staatsbürger im Jahr 1807 verboten, wurde Freetown Stützpunkt für Marineeinsätze gegen den Sklavenhandel. 1808 wurde Sierra Leone zur britischen Kronkolonie erklärt. Das Beispiel Sierra Leone wurde von den Amerikanern übernommen: So gründete zu Beginn des Jahres 1822 die American Colonization Society mit Erfolg ihre Kolonie Liberia am nahe gelegenen Kap Mesurado.
Britische Expansion
Die Briten versuchten, den Sklavenhandel zu unterbinden, indem sie den Handel mit Afrika auf andere Ausfuhrgüter lenkten. Zudem wurde britisches Recht über die Besitztümer britischer Kaufleute verhängt. Diese Bemühungen der Briten führten allerdings zu Auseinandersetzungen mit afrikanischen Staaten, was in der Folge dazu führte, dass England die Oberhoheit über bestimmte afrikanische Gebiete übernahm. So wurde an der Goldküste im Jahr 1821 die Kontrolle über eine Reihe von Forts (Befestigungsanlagen) von den Engländern übernommen. Durch Missverständnisse kam es zwischen Aschanti und Briten zu einer Reihe von Kriegen, deren erster von 1823 bis 1826 dauerte. Diese Konflikte setzten sich ununterbrochen bis zum Ende des Jahrhunderts fort. Zwar gab England die Kontrolle über die Forts 1828 auf, doch es übernahm im Jahr 1843 erneut die Verwaltungshoheit. Um 1900 schließlich war die Herrschaft der Briten über die Aschanti gefestigt. Im Nigerdelta in Nigeria brachte die Abschaffung der Sklaverei durch die Briten einen Wechsel vom Handel mit Sklaven zum Handel mit Palmöl. Darüber hinaus bemühten sich die Briten sehr, die Zwischenhändler in anderen Staaten im Bereich der Mündung des Niger wie Calabar, Bonny und Brass auszuschalten. Im Jahr 1852 zwangen sie die Herrscher von Lagos, die Oberherrschaft der Briten anzuerkennen, 1861 wurde Lagos Kronkolonie.
|