6.1 Das Leben der Maori
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"Aotearoa", das Land der langen weißen Wolke, so nennen die Maori Neuseeland. Zwischen 750 und 1150 n. Chr. erreichten die ersten Moaris Neuseeland. Sie kamen aus dem polynesischen Raum. Dies waren aber nicht die ersten Bewohner der Insel. Um ca. 700 n. Chr. kamen die Moa-Jäger auf die Insel um den großen, flugunfähigen Vogel, den "Moa", zu jagen. Dieser Vogel gilt heute als ausgestorben, obwohl man immer wieder Geschichten über ihn hört. Die Maori setzten sich gegen die Moa-Jäger durch und gründeten ihre Stämme. Sie hörten mit den langen Seefahrten auf und begaben sich in eine Isolation, die erst mit Ankunft der Europäer endete.
. Kunst: Die Tätowierungen der Maori sind sehr berühmt. Die Männer eines Stammes hatten meist das gesamte Gesicht tätowiert, sowie die Partie von den Knien bis zur Taille, die Frauen nur Kinn und Lippen. Leider kann man dies Kunst heute nur mehr selten sehen. Es heißt, dass die letzte Tätowierung im Jahre 1920 vorgenommen wurde. Der langwierige Prozess fing im frühen Mannesalter an, und muss sehr schmerzhaft gewesen sein. Der Priester, der diese Tätowierungen durchführte wurde sehr verehrt. Das Tätowierungsritual war sehr wichtig für den einzelnen, aber auch für den Stamm. Das Muster wurde auf die Haut aufgezeichnet, dann wurde entlang der Linien ein Meisel aus Knochen in das Fleisch getrieben. Vor jedem Einschnitt wurde die Klinge in eine rußige Mischung aus verbranntem Kauri-Kautschuk oder aus verbrannten Gemüseraupen getaucht. Nachdem diese Wunden geheilt waren, blieb eine blaue, permanente Narbe zurück. Häuptlinge benutzen ihr persönliches Tattoo oft als Unterschrift. Im Waitangi Vertrag gibt es dafür viele Beispiele.
Holzschnitzereien (Maori-Schnitzerei): Diese Holz-Bildhauerei ist allen Neuseeländern bekannt. Im letzten Halben Jahrhundert sind mehr wichtige Kunstwerke produziert worden, als in irgendeiner Zeit vorher. Diese Skulpturen reichen von 15 m hohen Pfählen, bis hin zu den kleinen, bemusterten Schatzkästchen. In der Vergangenheit hatte der Schnitzer den Rang eines Priesters. Es gibt einige Rituale die beim Schnitzen beachtet werden müssen. Diese werden teilweise auch noch heute eingehalten zum Beispiel durfte am Arbeitsplatz nicht gegessen und nicht geraucht werden, Frauen durften sich nicht nähern, sie durften auch die Späne nicht vom Meisel blasen oder sich ansammeln lassen, sondern mussten sie vergraben, oder als Holz zum Kochen verwenden. Falls die Rituale nicht eingehalten wurden, rechnete man mit einem schlimmen Unglück. Totara ist das beliebteste Schnitzholz. Früher wurden fertige Arbeiten mit einer Mixtur aus rötlich-ockerfarbenem Ton, mit Haifischöl als Konservierungsmittel, überzogen. Die alte Schnitzerei mit Steinwerkzeugen sieht weicher aus, als die, heute mit Stahlwerkzeugen gefertigten Arbeiten. Der Versammlungsplatz, mit seinem für Zeremonien geschnitzten Haus, wird immer der passendste Ort für Maori-Kunst und Kunsthandwerk sein.
. Mythen und Kulte: Maoritanga ist die Gesamtheit der Maori - Lebensweise, Lebensphilosophie und Kultur. Als höchste Ausdrucksform der Maori-Kultur gelten die Schnitzereien auf Kanus und Versammlungshäusern. Lieder und von Tanz begleitete Gesänge, sind ein weiterer Bestandteil der Kultur der Maori. Bei der Ankunft der ersten Europäer lebten die Maori in Stämmen, die sich gegenseitig bekämpften. Sie verehrten die Ahnen ihres Stammes und Naturgewalten in Form von Göttern. Die moderne Maori-Kultur setzt sich aus westlichen und polynesischen Elementen zusammen. Die Maoris kannten in ihrer Geschichte keine Schriftsprache. Deshalb überlieferten sie all ihre Geschichten und Erzählungen mündlich. Und dabei werden uns schöne Geschichten dargebracht, die auf die Maori-Art der Naturverbundenheit viele Dinge erklären. Hier eine kleine Geschichte zur Entstehung Neuseelands:
Die Entstehung Neuseelands: Vor vielen tausend Jahren ging einer der ersten Menschen, Maui, mit seinen Brüdern im Südpazifik fischen. Sie segelt weit, obwohl sie nicht viel Proviant dabei hatten. An einer Stelle, wo Maui fand, es sei der richtige Ort, warfen sie ihre Angelruten aus. Maui hatte eine spezielle Angelrute. Es war der Kieferknochen seiner Großmutter Murirangawhenua. Die spezielle Angel bracht ihm Glück, denn er zog einen riesigen Fisch aus dem Wasser ... die Nordinsel Neuseelands. Deshalb trägt die Insel auch den Namen "Te Ika a Maui"; der Fisch des Maui. Gemäss der Legende, soll die Südinsel das Kanu der Brüder gewesen sein. (vgl. https://www.datacomm.ch/paloma/Maori/Geschichten/geschichten.html#DieEntstehung 19.02.2001)
In Neuseeland gibt es zwei Amtssprachen: Englisch und Maori, wobei Maori in erster Linie bei traditionellen Zeremonien oder Ritualen verwendet wird. Viele Wörter aus der Maorisprache wurden in den englischen Wortschatz der Neuseeländer aufgenommen. So bezeichnet das Wort Kiwi eine Frucht und eine Vogelart, die mittlerweile zum nationalen Wahrzeichen geworden ist, die Weißen werden Pakeha genannt, was soviel heißt wie "hellhäutig".
Eine andere Eigenheit Neuseelands ist die traditionelle Begrüßung. Normalerweise begrüßt man sich in Neuseeland, wie bei uns, mit einem Händedruck. Die Maori begrüßen sich jedoch mit einer Umarmung oder dem Hongi-Gruß, bei dem man mit geschlossenen Augen die Nasen aneinander presst und einen Laut wie "mm-mm" von sich gibt.
. Das Waitangi Tribunal: 1840 unterzeichneten 500 Stammesführer der Maori mit der englischen Krone den "Treaty of Waitangi". In diesem Vertrag traten die Maori ihre Souveränität über die Inseln ab. Im Gegenzug erhielten sie das alleinige Besitzrecht an ihrem Land, den Fischgründen und den Wäldern, sowie das Recht auf die britische Staatsbürgerschaft. Die Kolonialmacht verpflichtete sich, über jedes Stück Land, das sie erwerben wollte, mit der jeweils betroffenen Maori-Gemeinschaft direkt zu verhandeln. Eine kollektive Aufgabe von Besitzrechten seitens der Maori enthielt der Vertrag nicht. Dies wurde jedoch sowohl von den Briten als auch den ihnen folgenden Regierungen Neuseelands weitgehend missachtet.
Das Waitangi -Tribunal, ein staatliches Gremium, das Empfehlungen für Entschädigungsverfahren der Maori ausspricht, geht auf eine Initiative der damaligen Labour-Regierung im Jahre 1975 zurück. Die Entschädigungen beziehen sich dabei nicht nur auf Rückgabe von Land und Fischereirechten oder schlicht Geld, sondern auch auf kulturelle Bereiche wie den Schutz heiliger Stätten und die Zulassung der Maori-Sprache vor Gerichten. Seit 1987 ist Maori als Amtssprache anerkannt. Landrechte dürfen nur auf Gründe im Staatsbesitz erhoben werden. Man wird jedoch Kompromisse finden müssen, denn das die Maori jemals die gesamte Südinsel, die immerhin zwei Drittel der Gesamtfläche Neuseelands ausmacht, ist gänzlich unwahrscheinlich. Beide Inseln zusammengenommen, sind den Maori von den insgesamt etwa 27 Millionen Hektar, nicht einmal mehr zwei Millionen Hektar geblieben.
6.2 Die Situation der Maori heute
Um die Jahrhundertwende lebten nur noch 45 000 Maori statt 120 000 in Neuseeland. Heute machen sie mit 280 000 Menschen wieder ein Zehntel der Bevölkerung aus. Nach dem 2. Weltkrieg begannen intensivere Kontakte zwischen Weißen (auch Kiwis genannt) und Maori, die bis dahin nur in Dörfern auf dem Land lebten, dann aber mehr und mehr in die Städte kamen. Dies führte zu Problemen, was man heute noch daran sieht, dass es den Maori wirtschaftlich meist schlechter geht, obwohl sie offiziell gleichberechtigt sind.
Trotzdem ist Maori-Kultur in Neuseeland allgegenwärtig. Die Maoris passen sich zwar an, bewahren aber auch ihre Kultur. Traditionelle Zeremonien werden gepflegt. Heute leben die verschiedenen Bevölkerungsgruppen enger zusammen, wodurch sich auch die unterschiedlichen Kulturen stärker vermischen. Zum Beispiel begrüßen Maori auch Weiße mit dem typischen Hongi-Gruß. Der britische Einfluss ist zwar nicht zu übersehen, aber die europäische Bevölkerung respektiert, dass es in Neuseeland eine viel ältere Kultur gibt und fördert diese Kultur auch.
Geschichte der Maori:
. 9. - 14. Jh. Die Polynesischen Stämme erreichen Neuseeland. Die Maori Kultur entwickelt sich und breitet sich auf die Nordinsel aus. Das Land wird unter den rivalisierenden Stämmen aufgeteilt.
. 1642 Der holländische Seefahrer Abel Tasman entdeckt Neuseeland.
. 1814 Missionare landen und bekehren die Maori zum Christentum.
. 1840 Treaty of Waitangi: Maori erhalten die britische Staatsbürgerschaft und treten dafür Regierungsgewalt und zum Teil Land ab.
. 1858 Der Maori-König Te Wherowhero wird zum Mandatar der Stammesinteressen gewählt.
. 1863/64 Die Briten siegen über den Maori-König.
. 1900 Der größte Teil des Landes ist verkauft, und die Maori Bevölkerung um 60 % gesunken.
. Ab 1970 Renaissance der Maori-Kultur in Schulen und Universitäten.
. 1975 Gründung des Waitangi Tribunal zur Untersuchung von Landansprüchen der Maori.
. 1977/78 Es gibt Demonstrationen gegen die Regierung.
. 1989 Fisheries act: Rechtsanspruch der Maori ist 10 % der Fangquote.
. 1992 Widerstand der Farmer gegen die Landrückgabe an die Maori.
. 1995 Die Maori protestieren verstärkt. Am 4. September Unterzeichnung des Tainui Agreement: Maori werden mit Land und Geld entschädigt.
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