1.Aktuelle Zahlen zur Bevölkerung - Rassische Gliederung:
1990: 36 Mill. Einwohner
Dichte: 27/km2
Gesamtfläche: 1,22 Mio km2
Schwarze: 26,4 Mio = 73% der Bevölkerung (Zulus - 7,6 Mio, Venda, Xhosa,...)
Ungefähr 8 Mio Bantus leben in Homelands.
Weiße: 5 Mio
Colourdes: 3,3Mio
Asiaten: 1 Mio (SO-Küste, Zentrum Durban. Nachfahren der indischen Plantagen- und
Mineralarbeiter des 19.Jhdts.)
Amtssprachen: Afrikaans, Englisch
Plus Umgangssprachen: Bantusprachen, Indisch
2.Große und Kleine Apartheid bis Mitte der 80er Jahre
Grundidee: getrennte Entwicklung der weißen und farbigen Bevölkerung sowohl räumlich, als auch im täglichen Leben.
Gesetzliche Grundlagen:
1913 - Native Land Act: schafft die Grundlage der späteren Homelandpolitik.
Stammesreservationsgebiete werden festgelegt.
1923 - Native Urban Areas Act: untersagt Schwarzen Grunderwerb in weißen Städten.
Grundlage für Townships.
1937 - Influx Control - Kontrolle der Zuwanderung in die Städte, Paßgesetz (1956)
1950 - Rassenklassifizierung bei der Geburt
1953 - Kleine Apartheid: Vorschriften über getrennte Strände, Parkbänke, Toiletten,
Restaurants, öffentl. Verkehrsmittel, Kinos,...
Die Rassengesetze schränkten persönliche Freiheiten (z.B.: Ehe) ein, beschränkten die Mobilität (Bewegungsfreiheit im weißen Gebiet), teilten die RSA in einen großen weißen und kleinen schwarzen Gebietsteil und griffen auch in die Arbeitswelt der Menschen ein.
TOWNSHIPS - schwarze Stadtrandsiedlungen außerhalb der weißen Zentren, uniforme
Fertigteilhäuschen, bis Ende der 80er nur im Pachtsystem vergeben, kein Eigentum möglich.
Soweto/Johannesburg: = South-West-Toenship, inoffiziel ca. 2 Mio Einwohner
1976 - Schülerprotest in Soweto gegen Einführung von Afrikaans in den öffentlichen
Schulen, blutige Unruheh, 176 Tote!
Offiziell ung. 900000 EW (viele Illegale)
3.Die autonomen Bantustaaten = Homelands (=Bantustans)
1. Die unabhängigen Republiken: ihre Bewohner sind nicht mehr Bürger der RSA, Verlust der Staatsbürgerschaft!
a)Transkei - 1976, ältestes unabh. Homeland, flächenmäßig größtes, aus 3 getrennten Gebietsteilen bestehend, vom Indischen Ozean 250 km bis an die Lesothogrenze.
Landschaft: Flächentreppen bis an die Küste (Wild Coast) und gr. Randstufe der Drakensberge (3000m). heimat der Xhosa, ursprüngl. Bauern und Hirten. Hauptstadt: Umbata
Ärmliche Rondavels, Bevölkerung besteht hauptsächlich aus Frauen und Kindern, alten. Junge Männer fehlen (Wanderarbeiter in den Städten der RSA, aufgrund der Entfernung Heimkehr meist nur 1x pro Jahr). Matriarchat!
Boden stark erosionsgeschädigt, Subsistenzlandwirtschaft, 100 Ew/km2, Viehzucht (siehe GEO Spezial 93), bedeut. Holzwirtschaft (60.000 ha Aufforstung)
b)Venda - 1979 - aus einem geschlossenen Gebiet, Venda-Volk
c)Ciskei - 1981, jüngstes Homeland
d)Bophuthatswana - 1977, stark zersplittert (7 Teile) Tswana-Volk, große Platinvorkommen, Chrom, Mangan, Asbest. Glücksspiel (in der RSA verboten):"Sun City", das Las Vegas Südafrikas, Grenzindustrien in Rustenburg, daher viele Pendler.
=TBVC - Staaten!
2.Gebiete mit Selbstverwaltung: Ganzankulu, Lebowa, Quaqua, Kangwane, Kwazulu, Kwandebele.
Die Homelands werden nur einseitig von der RSA als eigenständige Staaten anerkannt, nicht aber von der UNO!
Die 10 Autononstaaten umfassen nur 14% der Fläche der RSA!
3.) Umsiedlungspolitk der 70er und 80er Jahre:
1960 bis 1980 wurden ca. 3,5 Mio Schwarze zwangsweise in Homelands umgesiedelt.
Gesetzliche Grundlage. 1954 - Native resettlment Act
Beeinflussung und Kontrolle über räuml. Verteilung der Volksgruppen.
Group Areas: schwarze Siedlungsgebiete in der weißen RSA
(Wohnrecht hatte hier nur, wer hier geboren, 15 Jahre hier legal gelebt oder 10 Jahre beim gleichen Arbeitgeber gearbeitet hatte!, dann war auch ein 72 Stundenaufenthalt in der weißen Stadt erlaubt.)
UMSIEDLUNG: betraf vorwiegend unproduktive, "überflüssige", alte, behinderte schwarze Bevölkerung, Witwen, Kinder...
Parallel dazu: Dezentralisierungsbestrebungen für Industrie:
Ziel: Begrenzung des Bevölkerungszuzugs in die weißen Zentren!
-zuerst Industrieansiedlungen außerhalb der Zentren
-dann im Grenzbereich der Homelands
-später auch in den Homelands (billigere Arbeitskräfte aus den Homelands ersetzten "teure"
aus den Townships
Dem Strom der Massensiedler läuft ein Strom der Pendler entgegen! (durschnittlich 80km/Tag für Wanderarbeiter)
Homelandbewohner sind Ausländer in der RSA!
Gleichzeitig sicherte sich die RSA ein asureichendes Arbeitskräfteangebot.
Homelands faktisch total von der RSA abhängig. Anführer meist nur "Marionetten", von RSA finanziert.
Folgen der Umsiedlungspolitik:
. Solidarisierungsbewegung unter den Schwarzen
. Gewalt, Radikalisierung
. Stammeskonflikte (Tribalismus) - Konkurrenz um knappe Resourcen
. Soziale Beziehung zerstört (Trennung der Familien,...)
. Verelendung der Homelandbevölkerung (Slumbildung von den Städten in die Homelands verlagert)
. Apathie, Depressionen
4.) Die RSA: zwischen Erster und Dritter Welt =DISPARITÄTEN
3 Konfliktfelder: 1.) sozio-kulturelles: Aufsplitterung der Geselleschaft in Rassen-, Religions-
und Sprachengruppen
Methode: Betonung der Unterschiede der Bantuvölker, Zerstörung ihrer Identität. Rassendiskreminierung als legales polit. Instrument zur Sicherung des Überlebens der burischen Volksgruppen!
2.) politisches: Weiße leben in parlamentar. Demokratie, Schwarze in einem
Polizeistaat. "Herrenvolkdemokratie". Seit 1984 Coloureds und Asiaten
am parlament. System beteiligt (Dreikammern - Parlament)
3.) wirtschaftliches: 1/5 Weiße haben 60% Anteil am BSP!
Weißes "Zentrum": =industrialiserte, technologieintensive, oligopole Großunternehmen,
produktive, kommerzielle, weltmarktorientierte Landwirtschaft (hochverschuldet,
Überschüsse produzierend!). Gut ausgebildete, hauptsächlich städtische weiße Bevölkerung, hohes Pro-Kopf-Einkommen (10x so hoch wie das der Schwarzen). Einkommensunterschied: 1:18
Schwarze Peripherie: Industrie und Infrastruktur unterentwickelt, unproduktive
Subsistenzwirtschaft, Unter- und Mangelernährung, nicht-weiße Bevölkerung mit niedrigem Bildungsniveau, niedriges Pro-Kopf-Einkommen, hohe Geburtenrate, hohe Säuglingssterblichkeit, Arbeitslosigkeit (30 % - 1993!), ländliches Proletariat (Vergleiche: Parias in Indien!)
Soziale Ungleichheit ist nahezu ident mit Rassenzugehörigkeit ("Rasse = Klasse")
Entwicklung im Zentrum Unterentwicklung/Verarmung der Peripherie! (=Verarmung durch das Zentrum: "Export von Armut in die Homelands)
5.) Aktuelle politische Entwicklung - Demokratiesierungsbestrebungen seit Ende der 80er Jahre
erste Lockerung der Apartheidsgesetze Mitte der 80er Jahre:
1985 - Aufhebung des Mischehengesetzes
1986 - einheitlicher Personalausweis
uneingeschränkter Grunderwerb in Townships
1990 - Abschaffung der kleinen Apartheid im täglichen Leben
1991 - Gesetze des getrennten Wohnens aufgehoben, Schwarze können sich überall
niederlassen. Landbesitz ist möglich.
Frage: = Ergebnis der Sanktionen durch die Weltstaatengemeinschaft?
Echter politischer Wille? Oder nur wirtschaftliche Interessen?
Umbruch vor allem seit Machtübernahme De Klerks Ende 1989:
1991 - erstmals Verfassungsentwurf, der Wahlrecht für Schwarze vorsieht und
Friedensabkommen für Südafrika ( Frontstaaten)
Folge: außenpolitsch Abbau der internationalen Isolierung
Freilassung Mandelas, ANC wieder offiziell erlaubt.
Problem: geeignete Form einer Übergangsregierung und -wahlmodus zu finden, damit die 5 Mio Weißen nicht bereits nach der ersten Wahl zur nicht vertretenen Minderheit werden!
De Klerk will 2-Kammern-System (eine für Weiße, eine für Schwarze)
ANC fordert Einkammernsystem
Radikale Schwarze: Ungeduld, politisches Ziel soll schnell und mit Gewalt durchgesetzt
werden. Kampf gegen gemäßigte Schwarze (siehe GEO-Spezial 93 - Bandenkriege in Johannesburgs Vorstadtzügen)
radikale Weiße (Buren): ebenfalls gegen De Klerks Demokratisierungsbestrebungen,
Machterhaltung um jeden Preis.
Zukunft: Friedlicher Kompromiß oder blutiger Bürgerkrieg?
17.März 1992: De Klerk wendet sich in einem Referendum an die weißen Wähler, um zu
wissen, ob er noch die Unterstützung der Mehrheit für seine gemäßigte Politik
habe.
Ergebnis: 68,7% Ja-Stimmen
Mandela fordert Entsendung einer UNO-Friedenstruppe.
Aufnahme in die OAU (Organisation für Afrikanische Einheit) in Vorbereitung.
März 1993: Gespräche über Regierungsbeteiligung werden wieder aufgenommen (mit 24
Parteien)
April 1993: Chris Hani, kommunistischer ANC Führer wird von radikalem Weißen ermordet.
Proteste, blutige Ausschreitungen.
3 Jahre nach Abschaffung der Apartheidsgesetzes erst langsame Veränderungen sichtbar:
. Erst 1 Großbetrieb (Brauerei) in schwarzer Hand
. Erste schwarze Börsenmakler
. Reiche Schwarze lassen sich in noblen weißen Vierteln nieder
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