Voraussetzungen
Die Höhe der Produktion und des Volkseinkommens hängt von einer Reihe von Faktoren ab wie z.B.
. den vorhandenen Bodenschätzen
. der Größe und der Bildung der Bevölkerung
. dem technologischen Stand
. dem Kapitalstock (Sackkapital, bereits produkzierte Produktionsmittel)
. dem Wirtschaftsystem
. der Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern
Betrachtet man nun die kurzfristige gesamtwirtschaftliche Entwicklung, so lassen sich all diese Faktoren bis auf die Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern als konstant annehmen, weil sie sich nur langfrsitig bedeutend ändern könnten. Im Kapitalstoc k können zwar kurzfristige Veränderungen auftreten, diese wirken sich jedoch erst langfristig aus. Bei der kurzfristigen gesamtwirtschaftlichen Betrachtung wendet man also die ceteris-paribus-Klausel an. Aus dieser Betrachtung folgt, daß ausschließlich di e gesamtwirtschaftliche Nachfrage die Höhe der Produktion, der Beschäftigung und den Umfang des Volkseinkommens bestimmt. Zwischen diesen einzelnen Größen bestehen wieder Beziehungen und Verknüpfungen, so daß sich ein kumultativer Prozeß ergibt, d.h. die G r ößen beeinflussen sich gegenseitig und die Auswirkungen auf die Volkswirtschaft verstärken sich. Wenn beispielsweise die Nachfrage nach Investitionsgütern aufgrund sinkender Unternehmensgewinne zurückgeht, so geht die Höhe der Investitionsgüterproduktion z urück. Damit werden im Investitionsgütersektor auch weniger Arbeitskräfte benötigt. Die vorgenommenen Entlassungen führen wiederum zu einem sinkendem Volkseinkommen, so daß die Arbeitnehmerhaushalte weniger nachfragen können. Die sinkende gesamtwirtscha ftl iche Nachfrage hat dann wiederum eine sinkende Konsumgüterproduktion und weitere Entlassungen zur Folge. Dieser Prozeß verstärkt sich also immer weiter (kummultative Eigenschaft) und kommt erst dann zum Stillstand, wenn sich die gesamtwirtschaftliche N achf rage und das gesamtwirtschaftliche Angebot wieder ausgleichen. Dieser Ausgleich wird auf einem niedrigeren als dem Ausgangsniveau, d.h. bei Unterbeschäftigung, stattfinden. Das sich auf diese Weise ergebene Volkseinkommen wird dann als Gleichgewichtse inkom men bezeichnet. In der makroökonomischen Betrachtungsweise werden außerdem Wirtschaftssubjekte, die gleiche oder ähnliche wirtschaftliche Verhaltensweisen zu bestimmten Gruppen, den Agregaten, zusammengefaßt. So gibt es in der Makrökonomie beispielsw eise d ie Agregate Haushalte, Unternehmen, Staat und Ausland. Bei dieser Betrachtungsweise bleiben jedoch Veränderungen innerhalb des einzelnen Agregats (z.B. Einkommensumverteilung bei den Haushalten) unberücksichtigt. Diese werden erst bei der mikroökono mischen Betrachtungsweise deutlich. Darüberhinaus versucht man bei der makroökonomischen Analyse Veränderungen durch Verhaltens- und Definitionsgleichungen zu kennzeichnen. Die Gleichung für das BSP
BSP=Konsum der Haushalte+Konsum des Staates + Bruttoinvestitionen + Expote- Importe
ist z.B. eine Definitionsgleichung. Bei einer Definitionsgleichung wird die Berechnung einer wirtschaftlichen Größe immer explizit festgelegt. Die Verhaltensgleichungen drücken hingegen eine Hypothese über das vorraussichtliche Verhalten der Wirtschaftssub jekte und dessen Einfluß auf andere gesamtwirtschaftliche Größen aus. Die Verhaltensgleichungen lassen sich als Funtkion mit einer abhängigen und einer unabhängigen Variable schreiben. Die Variable, deren Veränderungen mit Hilfe einer Hypothese erklärt wi r d, ist dabei die unabhängige Variable die andere ist die abhängige Variable.
Die Konsumfunktion
Der Konsum der privaten Haushalte ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Dazu gehören die Höhe des zur Verfügung stehenden Einkommens (Yv), die Bevölkerungsgröße (B), das angesammelte Vermögen der Haushalte (Vg), die Einkommensverteilung (Yv, also das Ve rhältnis von Lohn- und Gewinnquote), das Preisniveau(P) und die erwartete Einkommensentwicklung (Ye). Die Abhängigkeit des Konsums von diesen Größen läßt sich dann als Verhaltensgleichung folgendermaßen darstellen.
C=C(Yv,B,Vg,Yv,P,Ye),
Diese Gleichung ist jedoch von mehreren Variablen abhängig. Dies erschwert die Betrachtung wesentlich. Um den Einfluß einer unabhängigen Variable auf die abhängige Variable (hier: Konsum) untersuchen zu können, muß man die ceteris-paribus-Klausel anwenden. Man nimmt setzt daher alle Einflußfaktoren des Konsums bis auf das verfügbare Einkommen konstant. Die konstant gesetzten Größen werden dann als Konsumneigung zusammengefaßt. Unter dieser Voraussetzung erhält man folgende Gleichung:
C=C(Yv) [allgemeine Konsumfunktion]
Zur Vereinfachung wird außerdem angenommen, daß eine Volkswirtschaft ohne staatliche Aktivitäten und ohne staatliche Eingriffe vorliegt. Dann ist das verfügbare Einkommen gleich dem Volkseinkommen und dem Nettosozialprodukt. Es gilt also:
C=C(Y)
Diese Gleichung berücksichtigt allerdings die Konsumneigung noch nicht. Man geht in der Makroökonomie davon aus, daß bei einem Volkseinkommen von null der private Konsum nicht ebenfalls null ist, sondern auf einer bestimmten Größe verbleibt. Die Haushalte werden in einer solchen Situation nämlich ihre Vermögenswerte auflösen und auf diese Weise trotz nicht mehr vorhandenen Volkseinkommens weiterhin einen privaten Konsum ermöglichen. Hier kommt also die Konsumneigung zum tragen. Der bei einem Volkseinkommen von null auftretende Konsum wird auch als autonomer Konsum (Ca) bezeichnet. Die Interpretation des autonomen Konsums ist weitgehend umstritten. Man kann ihn beispielsweise als den Mindestkonsum (Existenzminimum ) deuten. Auf jeden Fall charakterisiert der autonome Konsum jedoch den Einfluß der Konsumneigung auf das Verhalten der privaten Haushalte. Unter Berücksichtigung der Konsumneigung (des autonomen Konsums) ergibt sich dann als Konsumfunktion:
C=C(Y)+Ca
C=cY+Ca
Nimmt man einen autonomen Konsum von 30 und c=0,7 an, so erhält man folgenden Graphen:
Wie man aus dem Graphen erkennt, ändern sich das Volkseinkommen und die Konsumausgaben proportional zueinander. Der Graph der Konsumfunktion hat daher eine positive Steigung. Darüber hinaus läßt sich erkennen, daß der Anteil des Konsums am Volkseinkommen mit steigendem Einkommen geringer wird. Dies läßt sich aus der Berechnung des Quotienten C/Y (durchschnittliche Konsumquote) ableiten.
Berechnung:
Y C C/Y
0 30
50 65 1,30
100 100 1
150 135 0,90
200 170 0,85
Im Graphen gibt der Tangens des Winkels (=gleich der Steigung der Halbgeraden) der Halbgeraden durch den jeweiligen Punkt des Graphen der Konsumfunktion die durchschnittliche Konsumquote beim jeweiligen Volkseinkommen an. Es läßt sich also sagen, daß mit z unehmenden Volkseinkommen ein immer geringerer Anteil des Einkommens für den Konsum verwendet wird. Zwangsläufig muß daher das Sparen bei steigendem Einkommen zunehmen. Zeichnet man im Graphen die 1. Winkelhalbierende, so gibt diese den Fall an, daß die Haushalte ihr gesamtes Einkommen für den Konsum verwenden würden. Man erkennt, daß im Intervall von 0 bis 100 der Graph von C über der Halbgeraden verläuft, d.h. der Konsum ist größer als das Volkseinkommen. Dies ist nur möglich, wenn vorhandene Vermögenswerte aufgelöst werden. Bei einem Volkseinkommen größer als 100 verläuft der Graph der Konsumfunktion über der Halbgeraden, d.h. das Volkseinkommen ist größer als das Konsum. Die Haushalte verwenden also einen immer größer werdenden Teil ihres Einkommens z um Sparen. Bei einem Volkseinkommen von 100 reicht das Einkommen gerade aus, um die Konsumvorhaben zu erfüllen (Schnittpunkt des Graphen der Konsumfunktion und der Halbgeraden). Man bezeichnet dieses Einkommen daher als Basiseinkommen (Cb). Bei jedem Einkomme n unter dem Basiseinkommen wird entspart (durchschn.. Konsumquote größer 1), bei jedem Einkommen über dem Basiseinkommen (durchschn.. Konsumquote kleiner 1) wird gespart. Neben der durchschnittlichen Konsumquote läßt sich auch die marginale Konsumquote betrachten. Die marginale Konsumquote mißt den Betrag, den die Haushalte bei einer Einkommensänderung für zusätzlichen Konsum ausgeben. Die marginale Konsumquote ist also die Steigung des Graphen der Konsumfunktion in dem jeweiligen Punkt. Im betrachteten Fall ist die marginale Konsumquote gleich 0,7. Von jeder zusätzlichen Mark Einkommen würden die Haushalte also nur 70 Pfennige für den Konsum ausgeben. Im allgemeinen ist die Konsumquote kleiner als eins. Dies ist auf die Veranlagung der Haushalte zum Sparen (Schaffung von Liquiditätsreserven) zurückzuführen. Im Beispiel ist die marginale Konsumquote als konstant angenommen. In der Realität kann man jedoch feststellen, daß der Konsumzuwachs bei steigendem Einkommen immer geringer wird. Allgemein läßt sic h die Steigung c des Graphen der Konsumfunktion durch die Konsumneigung charakterisieren. Den Schnittpunkt des Graphen der Konsumfunktion mit der C-Achse bestimmt hingegen der autonome Konsum Ca. Die marginale Konsumquote könnte beispielsweise bei steigend er Arbeitslosigkeit zurückgehen. Ebenso würde der autonome Konsum sich bei steigender Bevölkerungszahl erhöhen. Der Einfluß der Konsumneigung auf die Höhe des Konsums läßt sich beispielsweise an der Einkommensverteilung aufzeigen. Man unterscheidet also d en Konsum der Arbeitnehmerhaushalte (CA) und den Konsum der Unternehmerhaushalte (CU). Man nimmt nun an, daß das durchschnittliche Einkommen der Unternehmerhaushalte wesentlich höher ist als das der Arbeitnehmerhaushalte. Daher ist die marginale Konsumquote bei d en Unternehmern wesentlich niedriger als bei den Arbeitnehmern. Andererseits haben die Unternehmerhaushalte auch einen höheren Anspruch, d.h. einen höheren autonomen Konsum. Verändert sich nun die Einkommensverteilung, d.h. erhöht sich z.B. die Lohnquote gegenüber der Gewinnquote, so wird sich auch die gesamte marginale Konsumquote erhöhen. Dies erklärt sich durch die höhere marginale Konsumquote der Arbeitnehmerhaushalte, d.h. eine höhere Lohnquote wirkt sich auf den Konsum prozentual mehr aus als eine höhere Gewinnquote.
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