2.2. Die deutschen Alpen
2.2.1. Einleitung
Die Alpen (vom Lateinischem montes albes = "weiße Berge") sind die größte Gebirgskette in Europa. Über 1200 km erstreckt sich der Gebirgsbogen vom Golf von Genua im Westen bis nach Wien im Osten und erreicht dabei eine Breite von 150 bis 250 km. Anteil an den Alpen haben die Länder Italien, Frankreich, Schweiz, Liechtenstein, Österreich, Deutschland und Slowenien. Die Grenzen sind wie folgt: im
- Westen: Rheinsenke
- Norden: Schweizer, französisches und deutsches Alpenvorland
- Süden: Poebene
- Osten: ungarisches Tiefland.
Mit einer Gesamtfläche von 240 000 Quadratmetern und etwa 20 Millionen Bewohnern sind die Alpen das höchste und dichtestbesiedelte Gebirge in Europa.
Die höchste Erhebung der Alpen ist der Mont Blanc mit 4807 Metern. Der höchste deutsche Alpengipfel ist die Zugspitze mit 2962 Metern. Die deutschen Alpen liegen ganz im Süden Bayerns direkt an der Grenze zu Österreich. Sie sind etwa 30-40 Kilometer breit und 200 Kilometer lang. Sie umfassen von Westen nach Osten die Allgäuer Alpen, das Wetterstein- und Karwendelgebirge und die Chiemgauer Alpen. Die deutschen Alpen weisen bis auf Gletscher alle wesentlichen und für ein Hochgebirge typischen Formen auf.
2.2.2. Die Entstehung der Alpen
Die Alpen sind ein Faltengebirge. Die Struktur der Alpen ist im Wesentlichen im Erdmittelalter (Kreidezeit) und in der Erdneuzeit (Tertiär) entstanden. Ihr heutiges Erscheinungsbild erhielten die Berge und Täler der Alpen erst während der Eiszeit. Man kann die Entstehung der Alpen in vier Etappen untergliedern.
1. Etappe:
Dort wo heute die Alpen sind, war vor 100 Millionen Jahren ein Meer. Der Meeresboden bestand vorwiegend aus Granitgestein. Tote Tiere und Pflanzen lagerten sich am Meeresboden ab. Flüsse, die in das Meer mündeten, brachten Sand, Ton und Steine mit. Diese lagerten sich auf dem Meeresboden ab. Diese Ablagerungen bildeten sich zu einer ca. 1000 Meter dicken Schicht. Durch Druck und Hitze bildete sich diese aus Sand und Kalk bestehende Schicht zu Gesteinsschichten. Diese lagen zunächst waagerecht im Meer übereinander.
2. Etappe:
Vor 80 Millionen Jahren entstand durch die Kontinentalverschiebung neuer großer Druck aus Süden. Die Afrikanische Platte drückte gegen die Eurasische Platte. Dadurch wurden die waagerecht übereinander liegenden Schichten herausgehoben und gefaltet. Die Faltenrücken tauchten aus dem Meer auf und die Verwitterung setzte ein.
3. Etappe:
Durch den immer größeren werdenden Druck aus Süden, wurden vor ca. 60 Millionen Jahren die Schichten immer weiter herausgehoben und gefaltet. Die Verwitterung nahm seinen weiteren Verlauf.
4. Etappe:
Vor ca. 10 Millionen Jahren wurden die Schichten vollständig herausgehoben und gefaltet. Die Alpen sind nicht glatt und haben keine einheitliche Form, da die Verwitterung das Gestein zerstört. Dieser Prozess und die Heraushebung dauern noch bis heute an.
2.3.2. Relief
Die Entwicklung des Reliefs der Alpen wurde besonders durch die tief greifenden Einwirkungen während der erdgeschichtlichen Entstehung geprägt, als das gesamte Gebirge vergletschert war, aber auch durch nacheiszeitliche Verwitterungs- und Abtragungsvorgänge. Durch das Wirken der Gletscher entstanden weite, jedoch schroffwandige und steile Täler mit Bergseen und Wasserfällen. Durch die Frostverwitterung wurden spitze, steile und zerklüftete Felsgipfel geformt. Der Verwitterungsschutt häufte sich an den Talhängen an. Zu den Kräften, die die Verwitterung vorantreiben gehören der Wind, die Hitze sowie die Feuchtigkeit und Kälte. Im Norden der deutschen Kalkalpen bildete sich eine Flyschzone. Sie wird von Bergen mit weicheren Formen gebildet und besteht aus Abtragungsmaterial der Alpen, das noch nochmals in die Faltung mit einbezogen wurde.
2.3.3. Klima
Die deutschen Alpen sind durch mitteleuropäisches Klima geprägt. Die zu jeder Jahreszeit auftretenden Niederschläge sind auf die dort vorherrschenden Westwinde zurückzuführen. Die Niederschlagmenge ist abhängig von der Gebirgshöhe. Die Schneegrenze schwankt zwischen 2500 und 3000m. Die europäischen Alpen sind eine Klimascheide, da dort vier verschiedene Klimazonen vorherrschen. Im Norden das mitteleuropäische Klima, im Osten das Landklima, im Süden tropisches Klima und im Westen Seeklima.
2.3.4. Bios
Die Alpentäler sind ganzjährig bewohnt, während flachere Hochgebirge Weidegebiete sind und nur jahreszeitlich besiedelt sind. Das Klima in den Alpen ändert sich mit zunehmender Höhe, folglich sind auch die Vorraussetzungen für den Pflanzenwuchs von der Höhenlage abhängig. Je höher man kommt, desto spärlicher wird die Vegetation. Man spricht von Höhenstufen der Vegetation:
- bis 800m: Ackerbau möglich
- bis 1400m: Laub- und Mischwald
- bis 1700m: Nadelwald (z.B.: Lärche)
- bis 2000m: Baumgrenze, nur noch Almen und Matten mit Gräsern und Kräutern.
Die Vegetation zeigt starke Anpassungen an die hohe Sonneneinstrahlung, kurze Vegetationsperioden, häufige Temperaturwechsel und hohe Niederschläge. Typisch sind Behaarung, Stengellosigkeit und Polsterwuchs.
Die deutschen Alpen sind unter anderem ein Lebensraum für viele Wildtiere, die sich an die extremen Lebensbedingungen hervorragend angepasst haben. Die Hauptwildart der Alpen ist das Ganswild. Die zum Teil selten gewordenen Tiere wie Murmeltier, Steinbock, Steinadler und Alpendohle leben meist in über 1800m Höhe, unterhalb von 1800m findet man Auerhähne, Steinadler, Gänsegeier, Hasen und Füchse.
2.3.5. Wasser
Das Gewässernetz in den Alpen ist stark ausgeprägt und die Flüsse strömen mit wenigen Ausnahmen zur Donau und zum Rhein. Die meisten Seen der Alpen verdanken ihre Entstehung der Eiszeit und liegen oft in den Becken frühere Gletscher (z.B.: Bodensee). Die Alpen bilden die Hauptwasserscheide zwischen Nordsee und Mittelmeer.
2.3.6. Die Gefährdung der Großlandschaft Alpen
Ein Viertel des Welttourismus findet auf dem gebiet der Alpen statt. Der Skitourismus hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Heute reisen ca. 40 Millionen Menschen jährlich in die Alpen. Die Natur wird nur noch als Vermarktungsobjekt genutzt. Für die ehemals sehr armen Einheimischen taten sich durch den Fremdenverkehr zahlreiche neue Verdienstmöglichkeiten auf. Früher lebten die Bergbauern von Rinder- und Schafzucht und der Arbeit im Wald. Heute ist für viele Alpengemeinden der Tourismus die einzige Einnahmequelle. Viele Almen werden nicht mehr beweidet. Die langen Grasbüschel können im Winter leicht durch abrutschenden Schnee oder Skiläufer ausgerissen werden, sodass Wind und Regen die nackte Bodenschicht leicht abtragen können. Immer mehr Almwiesen mussten den Skipisten weichen. Also mussten Hänge abgeholzt und planiert werden, um Skipisten anzulegen. Parkplätze, Freizeitanlagen im Tal werden ebenfalls eingeplant, um die Touristenmassen zu versorgen. Und im Sommer werden dann die verheerenden Folgen sichtbar: breite Schneisen in den Wäldern und durch die Skipisten zerstörte Bergwiesen mit hässlich kahlen Liftanlangen. Da nicht genug Platz für die Touristen war, wurden hoch auf den Bergen neue Touristenburgen aus dem Boden gestampft. Für die Natur ergaben sich nicht wieder gutzumachende Schäden. Hinzu kommt das immer stärker in Erscheinung tretende Müllproblem. Außerdem rollt immer mehr Güter- und Personenverkehr durch die Alpen, sodass die wichtigen Alpenwälder durch Auspuffgase gefährdet werden. Ein sterbender Bergwald kann Schnee und Regenwasser nicht mehr festhalten. Zunehmende Hochwasser-, Lawinen- und Murengefahr sind die Folge. Man sieht also, nicht nur durch natürliche Gefahren wird die Bergwelt bedroht. Der Mensch hat weitaus größere Probleme selbst zu verantworten. All dies trug dazu bei, die Ökologie der Alpen aus dem Gleichgewicht zu bringen. Daher wird der Ruf, die Alpen zu schützen, immer lauter. Die Einheimischen sind an umfassenden Lösungen jedoch nicht interessiert, da sie glauben, von den Touristen und nicht von der Natur abhängig zu sein. Alle sieben an den Alpen Anteil habenden Staaten müssten zukünftig große Summen aufbringen, um die Alpen zu retten. Die Reiseveranstalter müssten umweltfreundlichere Anreisen ermöglichen. Öffentliche Verkehrsnetze ohne Autos müssten aufgebaut werden. Touristen müssten über das Problem und über die möglichen Schutzmaßnahmen aufgeklärt werden. Autofreie Zonen könnten eingerichtet werden. Zusätzlich müsste ein Verbot von Kunstschneeanlagen durchgesetzt werden. Somit könnte man zumindest versuchen, die Zerstörung der Alpen zu vermindern.
2.3.7. Zusammenfassung
Die Alpen gehören erdgeschichtlich betrachtet der alpidischen Faltung zwischen ausgehender Kreidezeit und heute an, so wächst zum Beispiel die Zugspitze einige Millimeter pro Jahr. Ihr typisches Relief erhielten sie besonders während des Pleistozäns, aber auch durch die bis heute andauernden Verwitterungs- und Abtragungsvorgänge. In den deutschen Alpen herrscht mitteleuropäisches Klima. Die Vegetation ist durch deutliche Höhenstufen gekennzeichnet. Die Alpen sind durch den zunehmenden Tourismus immer mehr gefährdet und müssen durch entsprechende Maßnahmen geschützt werden.
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