1740 ließ Friedrich II ein neues Opernhaus bauen und das von seinem Vater begonnene Holländerviertel fertigstellen. Er ließ während des gesamten Dreizig Jährigen Krieges weiterbauen. Hauptbaustellen waren z.B. das Statdschloß und das Weinbergschloß (später Schloß Sanssouci). Die Verbesserung der Lebensbedingungen der Bürger war ihm nicht wichtig beim Bauen. Der König konnte sich nicht in seine Untertanen hineinsetzen, deshalb war es für Bauleute, Handwerker und Künstler schwer, seine Ideen und Vorstellungen zu verwirklichen. Ab dem 20.11. 1730 machte er eine praktische Ausbildung als Auskulator und interessierte sich für Architektur. Er kopierte oder veränderte die ihm verfügbaren Skizzen und gab die fremden Ideen als seine an die Bauleute weiter. Er vertraute dem Geschmack berühmter Persönlichkeiten. Die Ansichten waren ihm wichtiger als ihre Nutzbarkeit. Er skizzierte den Grundriß vom Schloß Saunssouci bei vielen Gelegenheiten (vgl. Abb. 1, S.7).
Er errichtete für die französischen Bildhauer ein Atelier mit angestellten Gehilfen und gründete damit eine Bildhauerschule.
4.1. Bauten für die Öffentlichkeit
Der König ließ 1753 ein neues Rathaus bauen (vgl. Abb. 2 und 3, S. 8).
Die Häuser kann man in Bürgerhäuser und Kaseren unterteilen. Bürgerhäuser wurden zum Teil mit staatlichen Zuschüssen von Bürgern errichtet. aber nur selten konnten die Bürger nach ihren eigenen Vorstellungen bauen. Mindestens die Straßenansicht wurde vom König vorgeschrieben. Nicht einmal der Adel hatte die Chance, seine Häuser so zu gestalten, wie er wollte.
Später wurden Häuser ganz vom König finanziert und er setzte seine Vorstellungen in den Häusern um.
Friedrich II ließ viele Gebäude aus anderen Ländern nachbauen (vgl. Tab. 1., S. 8) und verließ sich damit auf den Geschmack anderer. Als ein Beispiel hierfür sei das Rathaus genannt, das nach einem Vorbild in Rom entstand. Während des Sieben Jährigen Krieges (1748 -1756) wurden zwölf Prozent aller Wohnbauten aus dem Ausländischen nachgebaut.
Tab. 1: Bauten König Friedrichs II nach Vorlagen und fremden Vorbildern, vgl. Mielke 1991, S. 48
Bauzeit Adresse Objekt
1752 Am Alten Markt 5 Prediger- und Schulhaus
1753 - 1775 Berliner Straße Berliner Tor
1753 Am Alten Markt 2 Rathhaus
1753 Am Alten Markt 12 Wohn- und Geschäftshaus
1753 Schwerfegerstraße 1 Wohn- und Geschäftshaus
1753 Auf dem Alten Markt Nikolaikirche, Portalfassade
1754 Breite Straße 6-7 2 Wohn- und Geschäftshäuser
1754 Humboldtstraße 3 Wohn- und Gasthaus
1754 Schloßstraße 7 Wohn- und Gasthaus
1755 am Neuen Markt 5 Wohnhaus
1755 Blücherplatz 2 Wohnhaus
1755 Nauener Straße Nauener Tor
1755-1763 Am Kanal 41 Wohnhaus und Strohhutfabrik
1763-1769 Park Sanssouci Neues Palais
1767 Wilhelmplatz 15-20 6 Wohnhäuser
1768 Nauener Straße 26-27 2 Wohnhäuser
1768-1769 Park Sanssouci Antiktempel
1768-1770 Prak Sanssouci Freundschaftstempel
1769 Terrain des Neuen Palais Wache und Gärtnerhaus
1769 Wilhelmplatz 9 Wohnhaus
1769 Breite Straße 26-27 2 Wohnhäuser, 1 Kaserne
1770 Park Sanssouci Drachenhaus
1771-1772 Humboldstraße 5-6 2 Wohn- und Geschäftshäuser
Friedrich II entwarf die Skizzen für die Häuser, ohne am Ort zu überprüfen, ob das Gebäude dort auch hinpaßt. Fast jedes dieser Häuser hatte seine eigene Fassade 1). Das hatte zur Folge, daß die Fassaden nicht zueinander paßten und es unordentlich aussah. Andere Häuser waren so auf die Fassade beschränkt, daß man in ihnen nicht wohnen konnte, weil z.B. die Fenster so angeordnet waren, daß sie nicht genug Licht in den Raum ließen.
Nach dem Tod von Knobelsdorffs 1753 nahm Büring seinen Platz ein. Er schuf eine neue, gut durchdachte Architektur. Er korrigierte die Skizzen des Königs und so zeigte sich in den Arbeiten das Können Bürings.
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1) Fassade (frz.),Vorderseite, Hauptansichtsseite eines Gebäudes.
Ab 1777 interessierte sich Friedrich II immer weniger für Architektur und daraus folgte, daß die Architekten immer mehr Spielraum bekamen und die typische
"Potsdamer - Bürgerhaus - Architektur" entstehen konnte. In den neuen Häusern konnte man gut leben und arbeiten. Für die Bürger wurde aus der Plastfassade die Großfassade.
4.2. Stadtplanung
Friedrich II ließ die Gebäude dort bauen, wo sie seinem persönlichen Blick entsprachen. 1749 bis 1756 wurden fast alle Häuser in der Breiten Straße, wo die Garnisions Kirche stand, erneuert, weil ihm die alten Häuser nicht mehr gefielen. Das Berliner Tor wurde 1753 um sechzig Meter versetzt. Es gab verschiedene Arten bei die Stadtplanung:
1. Hier wurde nur das erneuert, was man sehen konnte (und kein bischen mehr).
2. Es wurde ein Zielpunkt gesetzt, z.B. ein neues Stadtor, bis wohin neu gebaut werden sollte.
Erst nach dem Sieben Jährigen Krieg wurde systematisch Straßenzug für Straßenzug verändert.
Seit 1753, nachdem Friedrich II das neu erschienene Buch "Essaí sur l' Architecture" (in dem Regeln für das Bauen aufgestellt wurden) las, wurden die Fassaden mit einem gleichmäßigen Übergang angelegt.
4.3. Kirchen
Keines der von Friedrich II gebauten Schlösser hatte einen Raum für Gottesdienste. Kirchen reparierte er lediglich, ließ sie aber nicht wie andere Gebäude verschönern. Nur die Nikolaikirche bekam 1752 bis 1755 eine neue Portalfassade nach dem Vorbild der Santa Maria Maggiore in Rom. Er ließ diese aber nicht aus Schönheit umbauen, sondern nur, weil sich viele Bürger über den zu dunklen Kirchenraum, der durch die Vorbauten verdunkelt wurde, beschwerten.
Friedrich II ünterstützte jedoch den Neubau von Kirchen.
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