Gliederung: . Das Problem der eindeutigen Definition
. Der historische Stadtbegriff
. Der statistische Stadtbegriff
. Der geographische Stadtbegriff
. Der Begriff "Weltstadt"
. Die funktionale Städtegliederung
. Die sozialräumliche Städtegliederung
. Das Problem der eindeutigen Definition
Das Wort ,Stadt' lässt sich nur schwer richtig definieren. Im
Laufe der Zeit hat sich die Bedeutung immer wieder verschoben,
weshalb man vom historischen Stadtbegriff, der sich auf das Mittelalter
bezieht und von einem geographischen neueren Stadtbegriff (auch
"dem aktuellen Stadtbegriff") spricht.
Des Weiteren unterscheidet man in welchem Raum der Stadtbegriff
angewandt wird und, wie schon gesagt, in welcher Zeit dieser angewandt
wird. Die verschiedenen Kulturen unterscheiden auch einen verschiedenen
Stadtbegriff und natürlich entscheidet über den eindeutigen Stadtbegriff
auch der Wirtschaftsraum und wie gut dieser entwickelt ist.
. Der historische Stadtbegriff
Im Mittelalter wurde den Gemeinden nur dann der Stadtbegriff verliehen,
sofern sie bestimmte Bedingungen einhielten. Es gab das Stadtrecht,
welches eben diesen Städten neben dem Stadtbegriff verliehen wurde,
z.B. das Marktrecht, das Recht auf Selbstverwaltung, die Freiheit
der Stadtbürger, »Stadtluft macht frei.«, das Recht auf Besteuerung,
Gerichtsbarkeit, die Aufhebung der Leibeigenschaft, das Zollrecht,
und das Recht zur Einfriedung und Verteidigung. Durch das zuletzt
erwähnte Stadtrecht wurde die scharfe Trennung zwischen Stadt
und Umland verdeutlicht und die Einfriedung (meist als Stadtmauer)
gilt als eines der drei räumlichen Kriterien, nach dem eine Gemeinde
eine Stadt im historischen Sinn ist. Natürlich waren die so genannten
Stadtmauern auch ein großer Erkennungswert, wenn es darum ging
eine Stadt zu bestimmen. Die Stadt war klar gekennzeichnet und
ganz klar durch benannte Erkennungswerte abgesteckt.
Dies hat sich bis heute teilweise verändert.
Es gibt aber auch zwei Kretereien, die sich mehr oder weniger
bis in die heutige Zeit fortgesetzt haben. Diese nun im folgenden:
Es existiert ein Straßenkreuz oder ein Marktplatz als Schnittpunkt
von Handel und Kultur, sowie als Orientierung der Stadt um einen
Mittelpunkt.
Die Stadt ist geviertelt, wie schon im Schema des römischen Castrums
zur militärisch - administrativen Gliederung der Stadt erkennbar.
Im folgenden auch eine kurze Erklärung, warum es scheinbar in
Deutschland nicht so schwierig scheint eine "Stadt" zu definieren
und es in Deutschland so viele "Städte" gibt:
Im Zuge von Industrialisierung und administrativen sowie politischen
Reformen Anfang des 19. Jahrhunderts verloren viele Titularstädte
(Städte mit Stadtrecht im obigen Sinne) an Bedeutung, z.B. durch
den Abzug von Behörden und den Rückzug von Handwerk und Handel.
Da dieser Bedeutungsverlust aber nicht automatisch zur Aberkennung
des Stadttitels führte, gibt es heute in der Bundesrepublik viele
Gemeinden, die als Städte gelten, jedoch weder eine städtische
Formenwelt aufweisen noch städtische Funktionen ausüben. Ein weiterer,
in seiner Aussagekraft ähnlich eingeschränkter Stadtbegriff ist
der statistische, der nachstehend näher erläutert werden soll.
. Der statistische Stadtbegriff
Mit Hilfe des statistischen Stadtbegriffs sollen ländliche Siedlungen
von Städten abgegrenzt werden. Dazu wurde auf dem Statistischen
Kongress 1860 in London die Vereinbarung getroffen, dass alle
Gemeinden mit über 2.000 Einwohnern fortan als Städte gelten.
Diese Regelung ist grundsätzlich noch heute gültig, doch ist diese
Einteilung aufgrund erheblichen Wachstums der Weltbevölkerung,
sowie regionaler und nationaler Unterschiede nur begrenzt verwendbar,
wenn nicht sogar als unzeitgemäß einzustufen.
Während z.B. in Island Ansiedlungen von 20 Menschen als Städte
bezeichnet werden, gilt in Japan der Begriff Stadt erst bei einer
Bevölkerungszahl von 50.000. Diese enorme Spannweite soll durch
die folgende Tabelle veranschaulicht werden.
Dies auf Deutschland angewandt würde das bedeuten, dass man von
einer städtischen Siedlung erst dann spricht, wenn die Einwohnerzahl
über 2.000 liegt, andernfalls spricht man von einer "Landgemeinde".
In Deutschland wurde eine weitere Regelung zur statistischen Unterscheidung
der Städte in so genannte Einwohnergrößenklassen vorgenommen,
d.h.:
Städte mit einer Einwohnerzahl von 2.000 bis 5.000 gelten als
Landstädte,
5.000 bis 20.000 gelten als Kleinstädte,
20.000 bis 100.000 gelten als Mittelstädte,
100.000 bis 1.000.000 werden als Großstädte bezeichnet,
Großstädte mit mehr als
einer Million Einwohner gelten wiederum als Millionenstädte.
Es gibt in Deutschland auch noch weitere statistische Regelungen
und Erkennungswerte für Städte, die allerdings hier nicht noch
extra angeführt werden sollen.
. Der geographische Stadtbegriff
Die Stadt im geographischen Sinn ist eine Siedlung mit besonderen
funktionalen, sozialgeographischen und physiognomischen (äußere
Erkennungsmerkmale) Merkmalen:
1. Die Stadt zeichnet sich durch eine gewisse Größe aus, die sich
u.a. in der Bebauungsdichte niederschlägt, ebenfalls muss eine
geschlossene Ortsform vorliegen.
2. Es muss das so genannte Kern-Rand-Gefälle vorliegen, welches
sich auf die Wohn- und Arbeitsstättendichte, die Lebenshaltungskosten
und die Mietkosten bezieht.
3. Die Stadt ist funktional und sozial in verschiedene Bereiche
gegliedert.
4. Städte besitzen einen Bedeutungsüberschuss gegenüber ländlichen
Siedlungen, d.h. städtische Einrichtungen werden von Bewohnern
des Umlands ebenso genutzt.
5. Durch den Punkt 4 ergeben sich auch andere Kennzeichen einer
Stadt: Hohe Verkehrswertigkeit und hohe Verkehrsbündelung im Zentrum
bzw. in der Stadt selbst.
6. Für moderne Städte gibt es ein weiteres Erkennungsmerkmal,
welches allerdings nicht unbedingt angewandt werden muss: Ein
hoher Anteil an Einpersonen-Haushalten und ein hoher Anteil an
Kleinfamilien mit nur einem Kind.
. Der Begriff "Weltstadt"
Unter bestimmten Voraussetzungen kann eine Stadt als Weltstadt
bezeichnet werden. Diese Bedingungen sind nach SCHULTZE (1959)
und STEWIG (1964) festgelegt und gelten noch heute:
1. eine Bevölkerungszahl von über 500.000 Einwohnern,
2. mindestens 25% der Beschäftigten sind in jeweils zwei Bereichen
der städtebildenden
Funktionen Industrie/Handwerk/Bergbau; Handel/Verkehr; Verwaltung/Finanzwesen
oder Kultur/Volksbildung tätig,
3. es bestehen starke Verflechtungen mit dem Ausland, d.h. die
Stadt verfügt über einen
internationalen Funktionsbereich,
4. die imperiale Residenz - und Hauptstadtfunktion.
. Die allgemeine Beschreibung einer Stadt (Ermittelung einer "Normalstadt")
Im folgenden soll versucht werden eine "Normalstadt" anhand von
verschiedenen Parametern zu ermitteln.
Diese "Normalstadt" soll als Vergleichsmaß für andere Städte dienen
und wird durch Lageparameter, sowie durch die wirtschaftliche
Parameter und Verkehrsparamter ermittelt:
1. Das Basic - nonbasic Konzept, wobei die Spannweite zwischen
Eigenbedarfsdeckung und Überschüssen an Gütern und Dienstleistungen
ausschlaggebend ist.
2. Eine Analyse des so genannten Input - Output - Verhältnisses
der Stadt.
3. [Die location-quotient-Methode, die mit einem Spezialisierungsindex
arbeitet. Mit Hilfe dieses Indexwertes kann der Überschuss bei
der Bedarfsdeckung einer Branche der Stadt benannt werden.]
4. Die Stadt muss als Verkehrsmittelpunkt dienen und einen Knotenpunkt
für alle Verbindungen sein.
5. Die Stadt sollte eine eigene Verwaltung aufweisen und funktional
und sozialräumlich gegliedert sein.
6. Sie sollte auch in das Schema des statistischen Stadtbegriffs
passen und in das Schema der Geographie.
. Die funktionale Städtegliederung
Städte ab einer gewissen Größe weisen auch eine innere Struktur
auf. Eine solche innere Gliederung kann auf die Einführung von
Massenverkehrsmitteln zurückzuführen sein, genauso wie auf die
Reaktion auf die Industrialisierung, aber genauso auf den Ballungsraum
einer gewissen Kultur bzw. Altersgruppe.
Gliederungen von Städten nach den jeweils vorherrschenden Nutzungen
(Funktionen der Raumeinheiten) bzw. Funktionsvergesellschaftungen
(z.B. City, Gewerbegebiete, Einfamilienhausgebiete) werden als
funktionale Stadtgliederungen bezeichnet. Die Nutzung von Raumeinheiten
für bestimmte, beherrschende Funktionen ist auch das Gliederungsmerkmal
der in der Planung bedeutsamen Flächennutzungspläne.
. Die verschiedenen Funktionen einer Stadt
1. Versorgungsfunktionen, die mehr oder weniger für ein großes
Stadt- und Ergänzungsgebiet zuständig sind.
2. allgemeine Verwaltungsfunktionen, die für eine bestimmt große
Region zuständig ist.
3. Transportfunktionen, die an Umschlagsplätzen bzw. Knotenpunkten
von Waren und Gütern oder Informationen geltend sind.
4. Spezialfunktionen, die unterschiedlich stark regional ausstrahlen,
z.B. bestimmte Industrien mit spezifischem Markt- und Arbeitskräftepotential.
. Punkte, die eine Stadt gliedern können:
1. Bodenpreisgefüge und Immobilienmarkt
2. selektive Migrationsströme
3. Gebäudekapazitäten und Nutzungsmöglichkeiten
4. Erschließungsgrad des Stadtgebietes
5. Verkehrstechnologien
6. planerische Beeinflussung durch Verwaltung, Großprojekte, etc.
. Prozesse, die letzteren Punkte nach sich ziehen:
1. Komplexbebauung (zusammenhängende, vernetzte Bebauung) verdrängt
Solitärbebauung (Einzelbebauung)
2. geschlossene Bebauung verdrängt offene Bauweise
3. Hochbau verdrängt Flachbau
4. Funktionen mit definierten marktwirtschaftlichen Erträgen verdrängen
Funktionen ohne eindeutig definierte (d.h. direkt Abschöpfbahren)
marktwirtschaftlichen Erträge. Ausnahmen sind Funktionen der öffentlichen
Hand auf eigenen Grundstücken.
5. Tertiärwirtschaftiche Aktivitäten verdrängen Wohnnutzung -
Wohnnutzung verdrängt Nutzungen des sekundären (Wirtschafts-)Sektors
- der sekundäre Sektor verdrängt den primären.
. Die sozialräumliche Städtegliederung
Die soziale Gliederung der Stadt bezieht sich unmissverständlich
auf die sozialen Umstände der Bewohner und wie sie verteilt sind.
Eines der bekanntesten Beispiele sei hier angeführt: "Die Arbeiter
wohnen in großen Wohnvierteln etwas abseits der Stadt und die
obere Sozialschicht in Rand- und/oder Kernbereichen der Stadt".
https://www.inftube.com/geografia/index3.php
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