Schon im 19. Jahrhundert gab es in den USA die Umwandlung von einer Agrar- zu einer Industriegesellschaft. Wichtig für die dortige Gesellschaft ist der so genannte "American Dream", die Gleichheit der Chancen für alle. Jeder Mensch soll die Chance haben, nach Fähigkeit und Fleiß beruflichen Erfolg erlangen zu können, doch die wirtschaftliche Macht liegt in den USA in den Händen weniger, und es ist fraglich, ob die politische Gleichheit einen Ausgleich zur wirtschaftlichen Ungleichheit darstellt.
2/3 der US-Bürger gehören zur Mittelschicht, deren Einkommen vor allem aus relativ hohen Gehältern und Löhnen und nur zu geringem Teil aus Vermögensbesitz stammt. Die Mittelschicht besitzt nur etwas Land und Häuser, also kein einflussreiches Kapital.
1/7 der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze, deren Höhe jährlich neu festgesetzt wird. Zu dieser Schichte gehören die schwarzen Kleinbauern im Süden, die Farmer in den südlichen Appalachen, mexikanische Wanderarbeiter und Arbeitslose. Die Armen in den Städten, vor allem Schwarze, Hispanics und Indianer, leben in Slums.
In den USA ist die soziale Fürsorge nicht bundeseinheitlich, es gibt große Unterschiede zwischen einzelnen Staaten und Städten. Die Armen strömen vor allem in die Städte mit günstiger Sozialfürsorge. In den Staaten gibt es nicht nur eine Trennung der Menschen wegen ihrer Macht, ihres Besitzes oder ihres Einkommens, sondern auch wegen ihrer Hautfarbe, Religion oder Volkszugehörigkeit, daraus folgt räumliche Absonderungen & Gruppenbildung.
Typisch für die Amerikaner ist ihre Mobilität: 20% der Bürger wechseln ihre Wohnung jedes Jahr, 5% den Bezirk und 3% sogar den Bundesstaat. Deshalb haben sie eine geringe Ortsbindung. Charakteristisch für die Mobilität sind auch die großen Wohnwagensiedlungen.
Die US-Bürger vertreten generell die Ansicht, dass sich jeder Bürger persönlich anstrengen muss, um den Erfolg des Staates zu vergrößern. Fleiß, Wagemut, Intelligenz und Sparsamkeit gelten deshalb als große Tugenden. Diese Einstellung lässt sich noch auf die Puritaner, streng gläubige, protestantische Vorfahren der heutigen Amerikaner, zurückführen, und sie prägt die angloamerikanische Gesellschaft noch heute. Früher wurde sie im Kampf der Einwanderer gegen die widrigen natürlichen Gegebenheiten gebraucht, heute findet sie ihre Anwendung im Materialismus.
Die USA sind wahrlich ein Schmelztiegel der Völker: Aus vorrangig west- und nordeuropäischen Einwanderern wurde eine Bevölkerung mit beinahe einheitlichen Vorstellungen. Ab 1880 wurden die Einwanderungsströme so mächtig, dass sich einzelne Volksgruppen zusammenschlossen, um sich gegenseitig zu schützen und ihr kulturelles Erbe zu bewahren. In manchen Städten leben einzelne Volksgruppen noch heute in Vierteln zusammen.
Die Indianer, die Ureinwohner Amerikas, bilden heute eine Minderheit von weniger als 1% der Bevölkerung. Als die Engländer nach Amerika kamen, verbot die Regierung den Siedlern, jenseits der Appalachen Land zu besetzen, bevor sie nicht eine Übereinkunft mit den Indianern geschlossen hätten.
Ein paar Jahrzehnte später rutschte die Westgrenze schon bis zum Mississippi. Die Verträge mit den Indianern wurden meistens ohnehin nicht eingehalten. Außerdem forderten die Ureinwohner unbegrenzte Jagdgründe. So gab es ständig Kämpfe, bei denen die Indianer unterlagen. Im 19. Jahrhundert gab es Engländer, die den Indianern einfach Land wegnahmen. Dieser Landraub führte dazu, dass 1870 nur noch 50 000 Indianer in Reservationen übrig waren. Heute leben 1,5 Millionen Indianer in 270 Reservationen, 40% von ihnen unter der Armutsgrenze. Diese Reservationen haben eine Selbstverwaltung, müssen für Schul- und Gesundheitswesen selbst aufkommen, dafür aber keine Steuern an die Regierung bezahlen. Die wirtschaftliche Situation dieser Reservationen ist aber sehr ungünstig, da die meisten isoliert in weiter Entfernung von ihren Absatzmärkten liegen. Für die jungen Leute gibt es wenige Arbeitsmöglichkeiten in den Reservationen, außerdem sind die Naturbedingungen für Landwirtschaft sehr schlecht. Deshalb wandert der Großteil der Jugend in die Städte ab. Einige Stämme versuchen auch, sich mit dem Tourismus den Lebensunterhalt zu verdienen. Oft gibt es in den Reservationen auch Bodenschätze, die Indianer wehren sich jedoch wegen der Umweltschäden gegen den Abbau.
In diesem Jahrhundert zogen viele Schwarze von den Südstaaten in den Norden, wo sie aber nur schlecht bezahlte Jobs und von den Weißen abgewohnte Häuser vor. Schon damals lebten sie von den Weißen getrennt. Ein gutes Beispiel dafür ist Harlem, ein Stadtteil von New York, in dem hauptsächlich Schwarze leben. Die dortige Wohndichte ist so groß, dass bei derselben Dichte die gesamte Bevölkerung der USA auf dem Stadtgebiet New Yorks Platz fände.
Wird in einem "weißen" Straßenabschnitt von Schwarzen ein Haus gekauft, sinkt der Preis der umgehenden Häuser so stark, dass die anderen Bewohner der Straße sofort versuchen, ihre Häuser zu verkaufen, die dann allerdings nur noch von Schwarzen genommen werden. So werden die Wohngebiete der Schwarzen immer größer.
Rechtlich sind die Schwarzen den Weißen heute gleichgestellt, an sozialer Gleichstellung wird aber noch gearbeitet. Vom Gesetz her darf heute kein Amerikaner wegen seiner Hautfarbe her benachteiligt werden, dennoch bevorzugen die Arbeitgeber besonders bei gut bezahlten Jobs noch immer Weiße.
Die Hispanics, eine explosive Minderheit, sind Personen latienamerikanischer Abstammung, z.B. Mexikaner, Kubaner oder Puertoricaner. Sie sind eine Bevölkerungsgruppe mit vielen jungen und kinderreichen Familien. Ihre Geburtenrate liegt weit über dem amerikanischen Mittel. Immer noch strömen viele Hispanics in die Vereinigten Staaten. Sie kommen vor allem über die Grenze von Mexiko. Bald wird es in den USA mehr Hispanics als Schwarze geben, sie wären somit die größte Minderheit.
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