Als islamischen Fundamentalismus bezeichnet man die radikal - religiösen Strömungen in der islamischen Glaubensgemeinschaft, die vor allem in der heutigen Zeit immer mehr an Einfluß gewinnen und sich in einer Vielzahl von Parteien und Gruppierungen manifestieren. Gemeinsam ist all diesen Strömungen das Bestreben , alle Lebensbereiche gemäß einer buchstabengetreuen Auslegung des Korans zu gestalten. Religion und Staat sind nach dieser Auffassung untrennbar miteinander verbunden. Eine internationale Gefahr stellen vor allem die radikalen Erscheinungen des Fundamentalismus dar, da diese auch die Ausübung von terroristischer Gewalt nach innen und außen propagieren. So gehen ein Großteil der Flugzeuganschläge der letzten 20 Jahre auf das Konto radikal - fundamentalistischer Terrororganisationen wie der Hamas oder der Hisbollah, die die finanzielle und logistische Unterstützung fundamentalistischer Staaten, z.B.
des Irans oder des Sudans, genießen. Eine der ältesten fundamentalistischen Organisationen ist die sogenannte Muslimbruderschaft, die 1928 in Ägypten gegründet wurde. Heute ist diese Bruderschaft, zum Teil als Geheimbund, in fast der gesamten islamischen Welt verbreitet und macht vor allem durch ihre Beteiligung an Massakern an der Landbevölkerung in Algerien und an Touristen in Ägypten Schlagzeilen. Bis in die 70er Jahre spielte der islamische Fundamentalismus politisch gesehen keine große Rolle, waren doch der koloniale Unabhängigkeitskampf und der Nationalismus die weitaus stärkeren politischen Triebfedern. Das änderte sich im Jahre 1979, als in einer islamischen Revolution im damaligen Persien der Schah gestürzt und ein fundamentalistischer Gottesstaat ausgerufen wurde. Der Zusammenbruch des Kommunismus ab 1989 schuf einen weiteren Nährboden für die gegenwärtigen islamischen Strömungen und ließ durch den Wegfall linker Ideen und Wertvorstellungen ein politisches und moralisches Vakuum entstehen.
Die Notwendigkeit eines weltweiten Handels, so ist der Iran z.B. einer der wichtigsten Erdölexporteure der Welt, verhindert allerdings die zur Festigung der fundamentalistischen Macht notwendige Abschottung nach außen und so ist im Falle des Irans nach 20 Jahren Scharia und Gottesstaat wieder eine leichte Demokratisierung spürbar. Solche Anzeichen dürfen allerdings nicht überbewertet werden, da in weiten Teilen der arabischen Welt noch Krieg und Terror vorherrschen. Am stärksten betroffen ist davon Afghanistan, das nach 20 Jahren Krieg und Brudermord nun total zerstört ist, in dem Anarchie herrscht und in dem die fundamentalistischen Taliban - Milizen das Volk in die tiefste Steinzeit der Scharia zurückzwingen. Die Taliban, das Wort bedeutet Schüler oder Student, treiben Fundamentalismus und Gottesliebe zu einem perversen Höhepunkt: Sie schneiden Mädchen mit lackierten Fingernägeln die Finger ab, steinigen Ehefrauen, die der Untreue bezichtigt wurden, peitschen Kinder aus, die mit unerlaubten Spielzeug ertappt wurden, prügeln Männer, die allesamt der Bartpflicht unterliegen, zur Moschee und hängen als Gegner Verdächtige öffentlich an Kranwagen auf.
In Zeiten höchster Not verbieten es die Häscher des "Amtes für Überwachung der islamischen Moral und die Bekämpfung der Sünde" dem geschundenen Volk sich zum Beispiel von weiblichen Ärzten helfen zu lassen. Alle Schulen und die Universität von Kabul wurden von ihnen geschlossen. Film, Fernsehen, Musik und Lachen sind verboten - alles im Namen der Liebe Allahs!
|