Als Beispiel dienen die Bilanzen und G+V-Rechnungen einer Münchner GmbH der Jahre 1994 und 1995.
4.1 Kennziffern am Beispiel
Als Grundlage zur Berechnung der Kennzahlen wurden jeweils die Zahlen der Unterlagen des Erstellungsjahres herangezogen. Einige Zahlen weichen im Übertrag der Bilanz und G+V von 1994 auf 1995 als Vergleichszahlen ab. Es handelt sich dabei in der G+V um die Summe der Abschreibungen und in der Bilanz um die Steuerrückstellungen sowie Bauten auf Fremdgrundstücken, sonstige Vermögensgegenstände und Kapitalnegativ. Diese Korrektur beruht auf einer Betriebsprüfung Anfang 1995.
Zur Berechnung der Kennziffern siehe Anlage 2; im Folgenden sind nur die Ergebnisse angegeben.
4.1.1 Eigenkapitalquote
GJ 1994: Eigenkapitalquote = 1,52 GJ 1995: Eigenkapitalquote = 1,46
Die Eigenkapitalquote hat sich vom GJ 1994 zum GJ 1995 verschlechtert. Bedingt durch das sehr geringe Eigenkapital von nur DM 50.000.-- fällt hier bei der Beispiel GmbH diese Kennziffer sehr schlecht aus.
4.1.2 Verschuldungskoeffizient
GJ 1994: Verschuldungskoeff. = 6495,83 GJ 1995: Verschuldungskoeff. = 6754,90
Der Verschuldungskoeffizient hat sich im GJ 1995 gegenüber dem Vorjahr vergrößert. Das Fremdkapital ist ca. 65 mal so groß wie das Eigenkapital. Aufgrund dessen fällt der Verschuldungskoeffizient sehr schlecht aus, d. h. das Unternehmen ist hoch verschuldet und somit sehr von Gläubigern abhängig.
4.1.3 Anlagenquote
GJ 1994: Anlagenquote = 31,68 GJ 1995: Anlagenquote = 31,08
Die Anlagenquote hat sich gegenüber dem Vorjahr in 1995 verschlechtert. Im Vergleich zu den anderen Kennziffern fällt die Anlagenquote erstaunlich gut aus. Dennoch wird es dem Unternehmen bei einer Rezession wohl schwer fallen die vorhandenen Kapazitäten abzubauen.
4.1.4 Anlagendeckung durch Eigenkapital
GJ 1994: Anlagend. d. Eigenkapital = 5,20 GJ 1995: Anlagend. d. Eigenkapital = 5,43
Die Kennziffer Anlagendeckung durch Eigenkapital hat sich im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessert, trotzdem sind nur 5,43 % des Anlagevermögens durch Eigenkapital gedeckt. Das ist sehr wenig.
4.1.5 Barliquidität
GJ 1994: Barliquidität = 0,00106 GJ 1995: Barliquidität = 0,00702
Die Barliquidität der Beispiel GmbH geht gegen Null, obwohl die Barliquidität 1995 im Gegensatz zum Vorjahr um rund 670 % stieg. Dies bedeutet, dass dieses Unternehmen sehr hoch verschuldet ist.
4.1.6 Rentabilität des Eigenkapitals
GJ 1994: Rentabilität d. Eigenk. = -0,92 GJ 1995: Rentabilität d. Eigenk. = -1,86
Die Rentabilität des Eigenkapitals hat sich in 1995 im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert. Prinzipiell verzinst sich das Eigenkapital der Beispiel GmbH negativ, d. h. das Eigenkapital wird von Jahr zu Jahr geringer.
4.1.7 Rentabilität des Gesamtkapitals
GJ 1994: Rentabilität d. Gesamtk. = 5,98 GJ 1995: Rentabilität d. Gesamtk. = 5,12
Die Rentabilität des Gesamtkapitals hat sich 1995 im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert. Eine Verzinsung des Gesamtkapitals von nur 5,12 % ist sehr gering, da die Zinsen für Fremdkapital in der Regel höher liegen, d. h. auch hier macht die Beispiel GmbH Verlust.
4.1.8 Rentabilität des Umsatzes
GJ 1994: Rentabilität des Umsatzes = -0,92 GJ 1995: Rentabilität des Umsatzes = -1,85
Die Rentabilität des Umsatzes hat sich gegenüber 1994 verschlechtert. Es liegt ein Negativwert vor. Bei einer Æguten Firma\" liegt dies jedoch im positiven Bereich.
4.1.9 Return on Investment
GJ 1994: Return on Investment = -0,014 GJ 1995: Return on Investment = -0,027
Auch die Kennziffer Return on Investment hat sich Gegensatz zum Vorjahr verschlechtert. Die Ertragskraft des Unternehmens ist negativ.
4.1.10 Cash-Flow-Gesamtkapital-Rentabilität
GJ 1994: Cash-Flow-Gesamtkapital-Rentabilität = 0,016
GJ 1995: Cash-Flow-Gesamtkapital-Rentabilität = 0,146
4.2 Beurteilungsrisiken am Beispiel
Die stillen Rücklagen belaufen sich in diesem Unternehmen für das Jahr 1995 auf insgesamt DM 323.995,32. Sie setzten sich wie folgt zusammen:
Rückstellungen für Pensionen DM 162.304,00
Steuerrückstellungen DM 72.691,32
Sonstige Rückstellungen DM 89.000,00
Aufgrund der sehr schlechten Ergenisse aus der Bilanz- und erfolsanalyse kann man diese Rückstellungen als unrelevant für die Vergabe eines Kredites betrachten.
4.3 Ergebnis der Analyse
Aufgrund der hier erzielten Ergebnisse in der Bilanz- und Erfolsanalyse weist dieses unternehmen keine ausreichende Bonität auf, um einen weiteren Kredit zu erhalten. Die Kennziffern fallen teils negativ, teils so klein aus, dass kein Kreditinstitut das Risiko diesem unternehmen einen weiteren Kredit zu gewähren, eingehen würde. Das Ergebnis bezüglich der Kreditvergabe könnte anders lauten, sofern weitere Unterlagen wie Sicherheiten oder auch private unterlagen der Gesellschafter zur Verfügung ständen. In Absprache mit Herrn Lutterbach (Raiffeisenbank), der diesen Fall bearbeitet, trifft dieses Ergebnis zu.
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