Klassik
Unter der klassizistischen Literaturperiode eines Landes versteht man die prägende Wirkung von Werken, die sich reich und in hoher Fülle entfalten, auf dessen Kultur. Die deutsche Klassik unterscheidet sich dramatisch von der italienischen (Renaissance 1300-1600), englischen (1600) und der französischen (1700). Zum ersten tritt sie mit erheblicher Verspätung auf (1786-1805), zum zweiten umfasst sie nur einen kleinen Zeitraum und zu dritten bleibt sie auf die Werke zweier Autoren beschränkt, Goethe und Schiller. Gleichzeitig entstehende Werke von Autoren wie Hölderlin oder Kleist werden jedoch meist der Aufklärung oder der Romantik zugeordnet.
Die Wertmaßstäbe der Klassik waren Maß, Gesetz und Formstrenge. Der Natur-, Gefühls- und Geniekult des "Sturm und Drang" wurde für Vernunft, Selbstzucht und sittliche Läuterung des Menschen aufgegeben. Das Programm der Klassik war wie das der Aufklärung Erziehungsprogramm. Die Autoren der Klassik wollten aber keine Moralpredigten halten, sondern durch die Formung des vollendet Schönen erziehen, weil der Mensch durch ihre Betrachtung zum Wahren und Guten gelangt. Es ging Goethe und Schiller also nicht und die hübsche Einkleidung eines Lehrsatzes oder einer Moral, sondern schlicht um die Wahrheit.
Auch die Form der Werke änderte sich. Die Autoren der Klassik kehrten nach Vorbildern aus der Antike zurück zu metrisch regelmäßig gebauten Versen und zu einer nach Strengen Kunstgesetzen durchformte Sprache.
Die Zuwendung zur Utopie des ewig Wahren, Guten und Schönen hatte einen wesentlichen Grund in der gewaltsamen und kriegerischen Entwicklung der französischen Revolution. Die bürgerlichen Dichter sahen in einer solchen politischen Umwälzung kein Heil für die bedrückenden Verhältnisse in Deutschland.
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