Bei dem Text "Maßnahmen gegen die Gewalt" von Bertolt Brecht geht es um Menschen, die sich normalerweise gegen Gewalt aussprechen und sich bei Zeiten von Gewaltherrschaften für die Gewalt aussprechen. Brecht nutzt in dieser Geschichte als Handelnden und Erzählenden den Herrn Keuner. Keuner ist vermutlich von keiner abgeleitet und steht für ein Niemand also keine bestimmte Person. Brecht verfasste über drei Jahrzehnte lang insgesamt 87 Keuner-Geschichten. Die meisten davon verfasste er zwischen 1925 und 1935 also vor bzw. zu Beginn des Nationalsozialismus.
Herr Keuner, der hier als Denkender, also in der Rolle eines Lehrers oder Professors auftritt, spricht sich vor seinen Schülern gegen die Gewalt aus. Als ihn die Gewalt, die plötzlich personifiziert hinter ihm steht, drohend fragt, was er gesagt habe, antwortet er, er habe sich für die Gewalt ausgesprochen. Als seine Schüler ihn anschließend nach seinem Rückgrat befragen, erklärt er, er habe kein Rückrat zum Zerschlagen, gerade er als Denkender müsse die Gewalt überleben und er erzählt die Geschichte von Herrn Egge, bei dem sich zu Zeiten der Gesetzlosigkeit ein Agent einnistet und verlangt ihn zu versorgen. Herr Egge, der gelernt hat nein zu sagen, bewirtet sieben Jahren lang den Agenten in seinem Hause und erst als der Agent stirbt traut er sich nein zu sagen.
Bei dem Aufbau des Textes fällt auf, dass der Erzählende der Geschichte Herr Keuner eine Beispielgeschichte zur Veranschaulichung seines Handelns erzählt. Dabei wird von einer bestimmten Person erzählt. Die Erzählzeit steht im Präteritum. Diese Hinweise deuten daraufhin, dass es sich bei der Geschichte um eine Parabelgeschichte handelt.
Ich glaube, dass es mehrere Möglichkeiten gibt, diese Geschichte zu interpretieren. Interpretiert man das Verhalten der Personen als positiv, könnte Brecht mit der Geschichte gesagt haben wollen, dass man zu Zeiten der Gewalt, keinen aktiven Widerstand gegen die Gewalt leisten soll, um sich vor der Gewalt zu schützen und diese zu überleben, da man sonst von der Gewalt hingerichtet würde und man nach dem Zusammenbruch der Gewalt nicht dazu beitragen kann, neue Gewaltregime zu verhindern.
Man könnte jedoch auch meinen, dass Brecht hier auf vermeintliche Fehler der handelnden Personen hinweisen möchte und man sich zu jeder Zeit gegen die Gewalt wehren solle, da sie sonst die Menschen wie in dieser Geschichte Herrn Egge unterdrücke.
Mir persönlich gefällt die Kurzgeschichte sehr gut, da ich denke, dass sie das typische Handeln der Menschheit hier deutlich in Szene setzt. Ich würde mich außerdem der zweiten Interpretationsmöglichkeit anschließen.
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