Das Schiff Esperanza erzählt von einer Vater - Sohn Beziehung und parallel dazu von illegalen Auswanderern. Diese zwei Handlungen verstricken sich dann so unglücklich, daß es in einer Katastrophe endet. Hätte Axel den Passagieren nämlich nicht den Namen der Esperanza verraten, hätte sein Vater auch nicht seinen Entschluß geändert, die Auswanderer diesmal wirklich bis zu Küste zu bringen. Dann hätten die Illegalen mit etwas Glück ihre neue Heimat betreten und Axel wäre wahrscheinlich am nächsten Hafen von Bord gegangen. Wäre Megerlin nicht so verzweifelt und ängstlich gewesen, hätte er mit den anderen zusammen das Schiff verlassen, und Axel hätte nicht an seiner Stelle mitgehen können. Dann wären alle sieben umgekommen und Axel hätte wahrscheinlich geglaubt, sie würden sich jetzt sicher an Land befinden. Hätte Axel die Flüchtlinge gar nicht entdeckt, wären wahrscheinlich alle am Leben geblieben, was zweifellos die glücklichste Variante gewesen wäre. Wäre Axel nämlich gar nicht an Bord der Esperanza gekommen, wären alle Illegalen wie immer ertrunken. Das wäre keine wirklich große Katastrophe gewesen, da die Illegalen schon von Anfang an dem Tode geweiht waren, so arg sich das auch anhören mag.
Am Ende hat man das Gefühl, daß sich für zwei der Hauptpersonen das Leben dramatisch ändern wird. Einerseits ist da Megerlin, der sich schon am Ende des Stückes wie neugeboren fühlt. Er läßt alles Geschehene hinter sich und freut sich darauf, sein "neues" Leben zu beginnen. Man kann sagen, daß er der einzige ist, der aus dieser Geschichte irgendwie "profitiert" hat. Dann ist da noch der Kapitän, der am Ende begreift, daß er mit größter Wahrscheinlichkeit Schuld am Tod seines Sohnes hat; daß Axel und die anderen ertrunken sind, dürfte zu erraten sein, also wollen wir es auch annehmen. Obwohl Grove seinen Sohn für einen Dummkopf hielt, dachte er sich wahrscheinlich, aus ihm würde sich schon noch was machen lassen, wenn er lange genug auf dem Schiff bliebe. Aber dann verliert er ihn so kurz nach ihrem Wiedertreffen. Kapitän Grove wird die Schuld sicher nur sich selbst zuschieben und wird versuchen sein Leben zu ändern. Er wird alle kriminellen Machenschaften bleiben lassen, oder es zumindest versuchen. So versuchte er doch auch nach Axels Ankunft auf dem Schiff, sich von einem schäbigen, trunksüchtigen Halbkriminellen in einen bewundernswerten, legal Erfolgreichen zu verwandeln, der an den Glanz seiner alten Zeiten erinnert. Doch das mißglückte, also ist es auch fraglich, ob er solch eine Kehrwende nach dem Tod seines Sohnes machen und durchhalten würde. Kurz vor Megerlins Entdeckung sprach er von den Illegalen, nannte sie Nullen ohne Gesichter, Versager und unbrauchbares Gesindel. Es war, als würde er seine Tat vor sich selbst verteidigen. Wenn er also seinen Charakter auch nach diesem unglücklichen Todesfall nicht ändern kann, wird er sich gewiß damit herausreden, daß Axel ja doch nur ein Dummkopf und Versager war, und daß er so sogar gut zu diesem Haufen paßte, der im Meer ertrank. Also, ob sich Kapitän Groves Leben wirklich dramatisch ändert nach dieser Katastrophe, ist nicht genau zu sagen. Man kann nur hoffen!
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