Meiner Meinung nach handelt es sich bei diesem Buch um eine Gesellschaftssatiere. Bestärkt wurde ich in meiner Meinung durch die Art wie das Buch geschrieben ist bzw. wie die Kritik an den Briefträgern vorgebracht wird. So gesehen stellt also der Beschwerdeführer den Autor des Buches dar, der Mißstände in der Gesellschaft kritisieren will, und der Postmeister als Adressat der Beschwerden versinnbildlicht also den Leser, der über das vorgebrachte nachdenken soll und daraus dann seine Schlüsse zieht.
Der Ankläger kritisiert die Gesellschaft durch seine Kritik an den Briefträgern, die jeder eine eigene Gesellschaftsschicht aber auch in ihrer Gemeinschaft die gesamte Gesellschaft darstellt/darstellen. Beispiele für Beschwerden an den Postmeister und die Art wie ich sie aus meiner Sichtweise deuten würde.
Die Bewertung der Briefe nach Aussehen, Größe und Gewicht, anstatt sie nach dem Inhalt zu bewerten übt meiner Meinung nach Kritik an der Oberflächlichkeit in der heutigen Gesellschaft.
Das Öffnen von Briefen und das darauffolgende Lesen und weiterverbreiten des Inhaltes symbolisiert die Skandal- und Sensationslust, die durch die nicht Wahrung der Privatsphäre sowie durch nicht oder kaum vorhandenen Datenschutz erleichtert wird.
Die Art in der die Briefträger Sprachen charakterisieren (Englisch ist Deutsch, das mit einem Knödel im Mund gesprochen wird, Französisch ist, wenn man mit hochnäsiges Deutsch durch die Nase sprich, usw.) stellt die Fremdenfeindlichkeit dar bzw. wird die Art wie man das eigene Volk über all die anderen Stellt kritisiert.
Doch nicht nur durch die Briefträger wird Kritik an der Gesellschaft geübt, sondern auch durch Zustände die im Ort Pracht selber herrschen:
Die Wochenendhäuser neureicher Münchner in den FKK-Poolparties mit Sekt und Kaviar gefeiert werden, wirft die Frage auf ob das präpotente und eigensüchtige Verhalten der sogenannten Oberschicht richtig ist.
Ich könnte hier noch einige Beispiel mehr nennen, da ich mich aber nicht in Einzelszenen und Details verlieren möchte ich nur noch meine Sicht des Beispieles von Karl Kalab anführen. Dieser Briefträger soll, so habe ich es empfunden, die Frage an den Leser sein wohin die Entwicklungen in unsere Gesellschaft führen sollen und beinhaltet auch die Forderung sich mit dieser Frage näher und eindringlich zu befassen.
2. Der Autor:
Alois Brandstetter wurde am 5 Dezember 1938 in Pichl in Oberösterreich geboren. Er studierte Germanistik und Geschichte in Klagenfurt, wo er heute Professor für Deutsche Philologie lehrt. Sein literarisches Schaffen hat ihm eine Reiche von Preisen eingetragen. Sein einige seiner bedeutendsten Bücher: Die Abtei, Der Leumund der Löwen, Kleine Menschenkunde.
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