Der Beginn des 20. Jahrhunderts war das Zeitalter des Imperialismus. Die Mächte Europas teilten sich die riesigen Räume der Welt, vor allem Amerika, Afrika, Südasien und Australien, unter einander auf. Die Kolonien, deren Natur und Bevölkerung meist systematisch ausgebeutet wurden, sicherten dem Mutterland Handel und Wohlstand. Der Raum Ostasien wurde für den Handel erschlossen. Allen imperialistischen Mächten voran das Königreich England mit dem "British Empire", dem zu seiner Blütezeit ein Großteil der Landoberfläche angehörte. Weitere Kolonialmächte waren Spanien, Portugal, die Niederlande und Frankreich, die sich untereinander im ständigen Wettstreit befanden. Gleichzeitig setzte sich der nicht enden wollende Schwall von Erfindungen und Neuentdeckungen fort, der mit dem Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert begonnen hatte.
In Russland Auch die Russen betrieben Imperialismus: In gewagten Expeditionen erschlossen sie die riesigen Räume Sibiriens und machten das Zarenreich damit zum flächengrößten Land der Welt. Doch dieser Riese sollte sich als verletzlich erweisen: Die Arbeiterbewegung, die im 19. Jahrhundert entstanden ist, entwickelte sozialistische Theorien. In fast allen Industrieländern führte das zu Aufständen und Streiks. Der Anführer der russischen Arbeiterbewegung war Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin. Er rief die Arbeiterklasse zum Kampf gegen die monarchistische Regierung auf. Nach jahrelangen Kämpfen übernahmen die Sozialisten im Oktober 1917 (Oktoberrevolution) die Regierung in Moskau und vertrieben die Zarenfamilie. Die russische Arbeiterdiktatur war geboren, aus dem Zarenreich wurde die Sowjetunion.
In den USA Die USA entwickelten sich derweil zur Großmacht: Die freiheitliche Wirtschaftsordnung, der Reichtum an Rohstoffen und der Zustrom an Einwanderern aus aller Welt ließen dynamische Industrieräume entstehen. Im Laufe des frühen 20. Jahrhunderts überflügelte das "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" die europäischen Mächte in wirtschaftlicher und militärischer Hinsicht.
Der deutsche Kaiser Wilhelm II. führte eine Politik der Provokation: Er vernachlässigte diplomatische Verhältnisse und baute seinen Militärapparat für andere Mächte bedrohlich aus. Mit der Gründung von Kolonien mischte er im Imperialismus mit: Konflikte vorprogrammiert.
Diese begannen im Jahr 1914 mit der Ermordung des österreichischen Thronfolgers in Serbien. Daraufhin begann eine Kettenreaktion der Kriegserklärungen. Das deutsche Reich war im Dreibund mit Österreich-Ungarn und Italien verbündet. Der Konflikt weitete sich weltweit aus. Daher wird er Erster Weltkrieg genannt. Die Übermacht der Kriegsgegner, vor allem Frankreich, England und auch die USA, zwangen die Verbündeten 1918 zur Kapitulation.
Mit dem Ersten Weltkrieg hat eine neue Ära der Kriegführung begonnen: Er war eine weltweite Materialschlacht mit ungeahnten Schäden und Folgen.
Das Deutsche Reich war geschlagen. In den Versailler Verträgen im Jahr 1919 erhielt es seine Quittung: Dem Reich wurden riesige Entschädigungszahlungen auferlegt, die Rüstung wurde unter internationale Aufsicht gestellt und große Reichsgebiete mussten abgetreten werden. Der Kaiser wurde ins Exil geschickt und die Monarchie wurde abgeschafft. An die Stelle des deutschen Kaiserreiches trat die Weimarer Republik, die sich später als untauglich erweisen sollte.
Die Folgen des Ersten Weltkriegs stürzten Europa in eine wirtschaftliche aber auch moralische Krise. Die Krisenstimmung schaffte den Nährboden für faschistische Ideologien, die in Spanien, in Italien unter Benito Mussolini und vor allem in Deutschland entstanden. Dem Nationalsozialismus, von Adolf Hitler geführt und von vielen Seiten unterstützt, gelang im Jahr 1933 die Machtübernahme in Deutschland. Von nun an wurden die Ideologien gezielt verfolgt und vertreten. Zu ihnen gehörte vor allem der Rassenwahn und damit verbunden der Antisemitismus (à).
Innen- und außenpolitisch wurde Deutschland auf den Zweiten Weltkrieg vorbereitet, der 1939 mit dem Angriff auf Polen begann. In den ersten Jahren des Krieges eroberte und besetzte Deutschland Polen, Frankreich, Dänemark und Norwegen. In der Folgezeit weiteten sich die Schauplätze auf den gesamten Erdball aus. Den verbündeten Achsenmächten Deutschland, Italien und Japan standen die Alliierten England, USA und Sowjetunion gegenüber. Nach anfänglichen deutschen Erfolgen in Russland kam um 1942 die Wende des Zweiten Weltkrieges: Das Vorrücken der russischen Roten Armee im Osten und die Materialzufuhr aus den USA läutete die Niederlage Hitlerdeutschlands ein. In den letzten Jahren des Krieges entbrannten erbitterte Schlachten in der Luft, zur See und an Land. Bald kapitulierte Italien und unter ständigen Luft- und Landangriffen musste sich 1945 auch Deutschland den vorrückenden Alliierten ergeben. Noch im selben Jahr löste der Abwurf von Atombomben auch Japans Kapitulation aus.
Der Zweite Weltkrieg war der verlustreichste und folgenschwerste der Weltgeschichte. Die Zahl seiner Opfer wird auf etwa 55 Millionen geschätzt.
Das deutsche Staatsgebiet wurde unter den Siegermächten in Besatzungszonen aufgeteilt, der Nationalsozialismus ausgerottet und das Land mit einer demokratischen Grundordnung versehen. 1949 wurde die Bundesrepublik Deutschland (à) gegründet, der erste Bundeskanzler war Konrad Adenauer. Im Osten des Landes, in der sowjetischen Besatzungszone, entstand die Deutsche Demokratische Republik (DDR) mit einer sozialistischen Staatsordnung.
Aus dem Zweiten Weltkrieg sind die USA und die Sowjetunion als einzig verbliebene Weltmächte hervorgegangen. Beide waren sich in ihrer politischen Struktur sehr unterschiedlich und fremd. Deshalb schotteten sie sich gegenseitig voneinander ab und scharten Verbündete um sich. Das Verteidigungsbündnis des Westens wurde die NATO (à), das der Sowjetunion der Warschauer Pakt (Ostblock). Diese Politik der Abschottung, Abschreckung und atomarer Aufrüstung war bestimmend für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Weil es aber niemals zum direkten Gefecht sondern nur zu indirekten Auseinandersetzungen (vor allem die Korea- und Vietnamkriege) zwischen den Machtblöcken kam, nennt man diese Zeit den Kalten Krieg. Schauplatz des Kalten Krieges war vor allem Deutschland. 1961 wurden die beiden Landesteile durch unüberwindbare Grenzanlagen voneinander getrennt. Berlin wurde durch den Mauerbau geteilt.
Doch der Sozialismus war auf Dauer nicht lebensfähig: Wirtschaftliche und politische Notstände führten zu Demonstrationen und Krawallen. Nach fast 30jähriger Trennung fiel im Jahr 1989 symbolisch die Berliner Mauer. Nach der deutschen Wiedervereinigung brach ein Jahr später schließlich der gesamte sozialistische Machtblock bis auf einige Ausnahmen zusammen.
In den letzten Jahren waren die weltweite Wirtschafts- und Umweltentwicklung, aber auch die Friedenssicherung und die Bekämpfung totalitärer Staaten (Golfkrieg um 1990) und des internationalen Terrorismus Hauptziele der Weltpolitik. Nur die weltweite Annäherung der Staaten, die angestrebte Globalisierung, kann zur langfristigen Sicherheit führen. Dies ist besonders in den letzten Jahrzehnten die Aufgabe der Internationalen Staatengemeinschaften (à) wie der UN.
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