Wolfgang Borchert, als Schriftsteller bekannt durch Werke der Trümmer- und Kahlschlagliteratur, wie "An diesem Dienstag", "Die Hundeblume", "Schyschipusch", "Nachts schlafen die Ratten doch", oder auch "Draußen vor der Tür", begann, nachdem er 1938 seine Schulzeit in Hamburg beendete, eine Buchhändlerlehre und nahm nebenbei Schauspielunterricht.
1940 wurde er erstmals von der Gestapo verhaftet. Die Anklage wegen politisch unerwünschter Gedichte reichte jedoch nicht für eine Verurteilung aus.
Im selben Jahr brach er seine Buchhändlerlehrer ab, widmete sich voll und ganz der Schauspielerei, legte dann auch seine Schauspielprüfung ab und arbeitete ab März 1941 an der Landesbühne Hannover.
Drei Monate später wurde er jedoch in die Wehrmacht eingezogen und zum Funker und Panzergrenadier ausgebildet.
Für Borchert, der doch die Freiheit, Individualität und Eigenständigkeit so schätzte und dem Gesellschaftliche Pflichten und Gleichheit so widerstrebten, war dies eine seiner schlimmsten und aggressionsreichsten Zeiten. Er nannte die Kasernen "Zwingburgen des dritten Reiches".
1942 kam Borchert mit einer Schussverletzung in der Hand und Gelbsucht wieder zurück aus dem Krieg und wurde der Selbstverstümmelung beschuldigt. Diese Anklage wurde zwar fallen gelassen, ins Gefängnis musste er aber wegen "staatsgefährdenden Äußerungen" trotzdem.
Kurz nach seiner Freilassung wurde Borchert schon wieder verhaftet. Er hatte eine Parodie auf den Reichsminister Dr. Goebbels veröffentlicht. Nach neunmonatigem Gefängnisaufenthalt wurde er im September 1944 nach Jena zur Frontbewährung geschickt. Im März des darauf folgenden Jahres kapitulierte seine Kompanie vor den Franzosen und er wurde gefangen genommen. Ihm gelang jedoch die Flucht und er legte einen 600 Kilometer langen Fußmarsch zurück, um am 10. Mai 1945 schwer krank in Hamburg anzukommen.
Im November 1945 gründete Borchert das Hinterhoftheater "Die Komödie".
Kurz darauf fesselte ihn seine Leberkrankheit an das Bett. Zu seiner Krankheit hatte er eine geteilte Meinung. Einerseits schöpfte er immer noch Hoffnung auf Gesundung und wollte von Besuchern keinesfalls über seine Krankheit befragt oder gar bemitleidet werden, andererseits versuchte er ihr etwas Positives abzugewinnen. \"... wenn ich nicht ins Gefängnis gekommen wäre, hätte ich keine Hundeblume geschrieben - wenn ich nicht krank geworden wäre hätte ich überhaupt kein Wort geschrieben. Das Leben ist doppelseitig wie ein Fisch: Manchmal blinkert die Unterseite ganz silbrig.\"
In den letzten beiden Jahren seines Lebens schrieb er noch etliche Werke, unter anderem seine berühmtesten Werke, der Gedichtband "Laterne, Nacht und Sterne", Schyschipusch und "Draußen vor der Tür".
Im Oktober 1947 schreibt er sein letztes Werk, "Dann gibt es nur eins!", indem er jeden einzelnen zum Widerstand gegen Krieg und Zerstörung aufruft.
Einen Tag vor der Uraufführung seines Schauspiels "Draußen vor der Tür" am 21. November 1947 an den Hamburger Kammerspielen starb Borchert einsam in Basel.
Wolfgang Borchert gab einer belogenen und vom Krieg gebranntmarkten Generation eine Stimme und schrieb auf immer aktuell bleibende Geschichten und Gedichte.
|