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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Was beurteilen lehrer?


1. Drama
2. Liebe

Um das zu beantworten müssen wir zwischen KONVERGENTEN und DIVERGENTEN Leistungen unterscheiden.
Konvergente Leistungen sind jene, welche sich in einem richtigen Ergebnis ausdrücken lassen.
Mathematik- Schularbeiten etwa werden nach konvergenten Leistungen beurteilt, aber auch Deutsch- Schularbeiten, bei denen die Rechtsschreibung, eine konvergente Leistung, beurteilt wird.
Divergente Leistungen können dagegen zu vielen Leistungen führen, die im Prinzip gleichwertig sind.
Typisch dafür sind etwa Leistungen im kreativen Bereich künstlerischen Schaffens.
Dasselbe Thema kann musikalisch, poetisch oder bildnerisch in vielen Variationen ausgearbeitet werden, wobei man hier nicht zwischen richtig und falsch entscheiden kann.
Von diesem Problem hauptsächlich betroffen sind Fächer wie BE oder Musikerziehung, doch ein Antrag die Ziffernnoten in diesen Fächern abzuschaffen wurde abgelehnt.
Ein wichtiger Bildungsauftrag der Schule, der ausschließlich im divergenten Bereich liegt und deshalb nicht beurteilt werden kann, liegt in den Bereichen von emotionalen und sozialen Lehrzielen. Damit gemeint ist zum Beispiel die Erziehung zur Hilfsbereitschaft. Der Lehrer kann dies kaum benoten, doch die Schule bildet auch in diesem Bereich.
Es ist bedauerlich, dass in der Schule häufig so eng mit Ziffernnoten verbunden gesehen wird.


Wie kommen Lehrer aber nun genauer zu ihrem Urteil, zum Beispiel bei einer Deutsch-Schularbeit?

In jedem Aufsatz oder Diktat werden zum Beispiel Bereiche der Rechtsschreibung geprüft, die nicht gerade "durchgenommen" wurden. Dadurch fällt eine eindeutige Zuordnung zu einer hanz bestimmten, abgrenzbaren Unterrichtssequenz schwer.
Die Auffsatzbeurteilung wird jedoch in hohem Maß von der Rechtsschreibung beeinflusst, da sich die Beurteiler bei der Beurteilung des Inhalts und des Stils vorsichtig im Mittelbereich halten, weil sie sich ihrer Subjektivität bewußt sind. Trotzdem ist es möglich, dass sich die die Noten für dieselbe Arbeit von verschiedenen Lehrern über mehrere Notenstufen verteilen, weil Lehrer verschiedenes für wichtig halten.

Zu diesem Thema wurden im Rahmen einer Untersuchung 150 Gymnasiallehrer befragt, welche Dimensionen bei ihrer Leistungsbeurteilung in den Fächern Deutsch, Mathematik und Bildnerische Erziehung.

Die Ergebnisse dieser Untersuchung für das Beispiel Deutsch möchte ich nun darstellen:

Nach der ersten, spontanen Antwort sah das Ergebnis so aus:
150 Lehrer gaben folgende Dimensionen an, nach denen sie ihre Schüler ein Jahr vor der Matura, was genau unserer Schulstufe gleichkommt, beurteilen:

81% Stil und Sprachvermögen

79% Rechtschreibung

75% Themenverständnis

62% Aufbau und innere Logik der Darstellung

31% Ideenreichtum

Wie schon erwähnt erfolgten diese Angaben spontan, nach einiger Bedenkzeit kam man jedoch zu folgendem Ergebnis: 54% Aufbau und innere Logik der Darstellung

46% Ideenreichtum

40% Themenverständnis

36% Stil und Sprachvermögen

13% Rechtschreibung

Besonders auffälig ist der Unterschied in der Wichtigkeit der Rechtschreibung.
In der Praxis dürfte der Wert irgendwo dazwischen liegen, wobei Rechtschreibung in höheren Klassen weniger zur Note beiträgt, hingegen Aufbau und Ideenreichtum wichtiger werden.

Nachdem wir uns nun mit der Frage: "Was messen Lehrer?" beschäftigt haben, befassen wir uns nun mit der Frage:


"Wie messen Lehrer?"

Um Leistungen festzustellen braucht man grundsätzlich keine Maßstäbe.
Um etwa bei einem Diktat die Leistung festzustellen, braucht man lediglich die Fehler zu zählen.
Die Feststellung: "Hans hat bei diesem Diktat 7 Fehler!" sagt aber nichts über Hans´ Rechtschreibleistung aus.
Um diese korrekt zu beurteilen, ist ein Maßstab erforderlich.
Immer wenn man etwas messen will, benötigt man einen Maßstab. Wenn man zum Beispiel einen Tisch abmessen will, braucht man ein Maßband dazu und genau so ist es auch bei der Leistungsbeurteilung.

Man unterscheidet grundsätzlich zwischen 4 verschiedenen Maßstäben:
1. lehrzielbezogene Maßstäbe

2. soziale Maßstäbe
3. schülerbezogene Maßstäbe

4. scheinbare Maßstäbe


1. LEHRZIELBEZOGENE MASSSTÄBE:

Lehrer müßten eigentlich darauf vertrauen können, dass die ihnen vorgesetzte Behörde in einem so heiklen Bereich ihrer Arbeit bestimmte Richtlinien erteilt.
Die hier erteilten Anweisungen sind jedoch äußerst unklar und diffus.

Zum Beispiel:


Für die Note "sehr gut" ist erforderlich, dass die Anforderungen in weit über das Wesentliche

hinausgehendem Ausmaß erfüllt sind;



Die Note "gut" ist zu erteilen, wenn die Anforderungen in einem über das Wesentlich hinausgehendem
Ausmaß erfüllt sind;


Die Note "befriedigend" bedeutet, dass die Anforderungen in den wesentlichen Bereichen zur Gänze

erfüllt sind;


Bei der Note "genügend" werden die Anforderungen in den wesentlichen Bereichen überwiegend erfüllt.


Sinngemäß werden bei "nicht genügend" die Anforderungen nicht einmal in den wesentlichen Bereichen
überwiegend erfüllt.

Die Anforderungen, von denen hier immer wieder gesprochen wird sind aus den jeweiligen Lehrplänen zu entnehmen. Weder diese gesetzlichen Vorschreibungen, noch verschwommene Formulierungen wie "zur Gänze"oder "über das Wesentliche hinausgehende Ausmaß" sind dem Lehrer jedoch Hilfestellungen.

Diese gesetzlichen Maßstäbe sind so allgemein gehalten, damit man sie in alle Lehrpläne anwenden kann und sie somit auch für alle Schultypen gelten.

Eng mit den lehrplanbezobenen Maßstäben in Verbindung stehen die LEHRZIELBEZOGENE Maßstäbe.
Das bedeutet, dass vor einer Prüfung schon das Wissensoptimum festgelegt ist und die Note je nach dem, wie viel auf dieses Optimum fehlt festgelegt wird.

Der SOZIALE MASSSTAB bei der Leistungsbeurteilung:

Der soziale Maßstab zur Leistungsbeurteilung wird auch als "durchschnittsorientierte" oder "klassenorientierte" Leistungsbewertung bezeichnet.
Der Maßstab wird hier nicht von außen angelegt sondern erfolgt nach dem Leistungsstand der jeweiligen Bezugsgruppe.
Die Note wird nicht sofort durch Zählen der Fehler festgelegt, sondern es wird festgestellt wie häufig bestimmte Fehlersummen vorkommen.
Bei durchschnittlich vielen Fehlern würde zum Beispiel ein "Befriedigend" erteilt.
Bei, im Vergleich zu den übrigen in der Klasse erreichten Leistungen, vielen Fehlern, würde demnach ein 4er oder 5er gegeben.
Nach der Häufigkeitsverteilung der Noten erhalten nun etwa
50% der Schüler ein "Befriedigend"
20% ein "Gut" oder "Genügend" und etwa
5% ein "Sehr gut" oder "Nicht genügen"

Auf den ersten Blick scheint der soziale Maßstab zunächst vorteilhaft, da er eine praktische Hilfe für den Lehrer bietet, doch werden erhebliche Nachteile schnell sichtbar.
Man beurteilt nach dem sozialen Maßstab nicht die eigentliche vom Schüler erbrachte Leistung, sondern sein Abschneiden im Vergleich mit den anderen Schülern einer Klasse.
Beim sozialen Maßstab hängt das Schulschichsal eines Schülers davon ab, in welche Klasse er rein zufällig eingestuft wird.
So ist es etwa egal ob ein Schüler 0 oder 20 Punkte erreicht, beides könnte im Falle eines hohen Klassendurchschnitts zu "nicht genügend" führen.


SCHÜLERBEZOGENE MASSSTÄBE:

Leistungsschwache Schüler bedürfen spezieller Motivation.
Weder soziale noch lehrplanbezogene Maßstäbe bringen für diese Schüler jedoch Erfolgserlebnisse, deshalb ist der schülerbezogene Maßstab wohl einer der motivierensten für jene.
Hier wird der Schüler nur mit sich selbst, oder besser gesagt mit dem was aus ihm werden könnte verglichen.

Bewertet wird der Leistungszuwachs.
Leistungsstarke Schüler sind jedoch oft dagegen, da sie dadurch ihre Starstellung einbüßen.
Diese Methode wird nur an alternativen Privatschulen praktiziert.


SCHEINBARE MASSSTÄBE:

Lehrer bekommen im Laufe ihrer Dienstzeit oft ihre eigenen Maßstäbe zur Beurteilung der Noten.
Meist gibt es dann einen starren Zusammenhang zwischen Fehlern und Noten, dass zum Beispiel 2 Fehler noch "sehr gut" sind, wobei 10 Fehler schon "nicht genügend" ist.
Das vermittelt den Beurteilern oft ein Gefühl der Objektivität und Gerechtigkeit.
Gerecht wäre es jedoch nur dann, wenn alle Lehrer für ein Unterrichtsfach den gleichen Maßstab verwenden würden.

 
 

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