In Weimar herrschte damals ein unbürokratisches, persönliches, relativ freiheitliches aber doch traditionelles Klima. Die perfekte Atmosphäre für eine kultivierte, aristokratisch - bürgerliche Gemeinschaft.
Ein weiter wichtiger Aspekt der deutschen Klassik ist, dass die Künstler nicht für die breite Masse schrieben sondern nur für einen kleinen Leserkreis. Man kann die Weimarer Klassik auch als Versuch von Goethe und Schiller darstellen, bewusst gegen die aufkommenden Trivialromane anzuschreiben.
Auch auf dem Sektor des Dramas sah es nicht anders aus. An klassischen Werken bestand nur geringes Interesse, sie verkauften sich schlecht und kamen beim Publikum nicht an.
Kotzebue und Iffland eroberten die Bühnen. Aus dem Bürgerlichen Trauerspiel hat sich das bürgerliche Rührstück entwickelt, eine Komödie mit obligatorischem Happyend. Diese Schriftsteller sind aber nicht als Klassiker zu werten.
Goethe eröffnete sogar am Weimarer Hoftheater mit einem Stück Ifflands.
Die Französische Revolution hatte die alte Gesellschaft zerstört und erlaubte damit, das "ganz andere" zu denken: Die Idee von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.
Das Interesse der deutschen Bevölkerung an den Vorgängen in Frankreich war groß. Früher oder später musste sich auch die Dichtung damit auseinandersetzen, inwiefern eine Revolution dafür geeignet wäre, eine Verbesserung der herrschenden Zustände herbeizuführen. Zunächst erteilten Goethe und Schiller der Revolution eine klare Absage, in Wirklichkeit glaubten sie aber an die Möglichkeit die Gesellschaft in kleinen Schritten zu reformieren, so dass eine Revolution gänzlich unnötig wäre.
Die Klassik übernimmt die Forderung des "Sturm und Drang", dass jeder sich zu einer harmonischen Individualität entfalten müsse, erkennt dabei aber auch eine gesellschaftliche Ordnung an. Die klassischen Künstler versuchen harmonische Individualität und harmonisches Zusammenleben miteinander zu verbinden. Um dieses Ziel zu erreichen darf der Mensch aber nicht unterdrückt werden, sondern er muss das Maß und die Grenzen freiwillig anerkennen. Diese "doppelte Harmonie", ein Zustand, in dem die Idee des Menschen Gestalt annimmt, ist ein Ideal, dem die Klassik entgegenstrebt.
Die griechische Antike hatte das Leitbild der "doppelten Harmonie" schon in Kunst und Leben veranschaulicht. Deshalb ist das Studium der Griechen ein unverzichtbarer Teil der Bildung. Jedoch war die doppelte Harmonie bei den Griechen noch Naturgabe. Der Mensch ist in der Lage diese Harmonie, nachdem sie verloren ging, durch Selbstbildung und Selbstzucht wiederzuerlangen. Die Geschichte verläuft also im Dreischnitt: von naturgegebener Harmonie über ihren Verlust zu ihrer Neuerwerbung.
Dies alles bezeichnet der Vertreter der Klassik als Humanität. Der Humanitätsgedanke verbindet das Schöne (die doppelte Harmonie) mit dem Guten (der moralische Leistung) und dem Wahren (die Idee des Menschen).
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