Das Gedicht "Neapel" von August von Platen aus dem Jahr 1827 handelt von der Schönheit dieser antiken Stadt.
Das lyrische Ich fordert den Fremden auf all seine Sorgen und seinen Kummer zu vergessen und sich ganz dem Genuss Neapels hinzugeben. Im Gedicht werden die Stadt, das Treiben in ihr, der Vesuv, das Meer, die Menschen und der Handel beschrieben, man kann den ersten Teil des Gedichtes in Absätze einteilen, die dann jeweils einen der oben genannten Begriffe zum Thema haben. Im zweiten Teil des Gedichtes, das sich jetzt nicht mehr so leicht in Absätze einteilen lässt, wird man wieder aufgefordert, den Kummer zu vergessen mit "Aber entferne die schattende Wolke" (Zeile 71). Dann spricht er noch von einem Erzähler, der auf der Straße Geschichten vorträgt und bei dem die Menschen verweilen und ihm lauschen. Dann ist die Sprache davon, dass manche Dichter in Italien ihr Glück gefunden haben, weil man fern der Heimat ist und nah dem "ansteckendem" Lebensstil der Südländer. Dann geht die Sonne unter und in der Dunkelheit erscheinen unzählige Lichter, bevor der neue Tag anbricht.
Auch dieses Gedicht hat das Thema Leben und Tod. Gleich am Anfang wird dies besonders deutlich indem der Autor ein berühmtes Sprichwort "Neapel, und sieh's, und stirb!" (Zeile 1) verwendet, er will damit verdeutlichen, dass man wenn man Neapel einmal richtig erlebt hat mit allen Sinnen, dann wird alles andere so unbedeutend sein, dass man sterben kann. Der Unterschied zu den beiden anderen Gedichten besteht darin, dass dort eher der Tod im Vordergrund steht. Im Grunde kann man auch eine Entwicklung der Schwerpunkte von "Pompeji I" über "Pompeji II" zu "Neapel" sehen, die Entwicklung vom Schwerpunkt Tod zum Schwerpunkt Leben.
Bei "Neapel" stehen vor allem die Lebensfreude und die Lebenslust im Vordergrund. Schon beim Lesen merkt man, dass der das lyrische Ich, welches mit dem Autor identisch ist, schwärmerisch von der Stadt und dem Drumherum berichtet "das goldene Meer" (Zeile 100). Diese Lebenslust wird auch dadurch unterstrichen, dass "ein heiteres Paar" (Zeile 30) einen Tanz aufführt. Vor allem faszinieren den Autor auch die Menschen und ihre "leichtfüßige" Art zu leben. Und das bestätigt sich auch, wenn man die Biographie von August von Platen mit einbezieht, denn dieser fühlte sich in Deutschland immer eingeengt und nie richtig wohl, erst in Italien konnte er seine Persönlichkeit frei entfalten und das Leben genießen. Das alles kommt in diesem Gedicht auch zur Geltung.
Platen verwendet auch oft den Ausdruck "Norden" (Zeile 42, 83, 86) dieser steht für, das von ihm äußerst wenig geschätzte, Deutschland, damit wird noch mehr seine Nähe zu Italien verdeutlicht.
Auch in diesem Gedicht lassen sich viele Antithesen finden "genießen- stirb" (Zeile 5), "drohen- grünender Berg" (Zeile 18), "Kabriolett- Mönch" (Zeile 50), "frei- Kerker" (Zeile 69) und "jung- alt" (Zeile 77), auch diese deuten auf die Gegensätzlichkeit des Themas dieses Gedichtes hin.
Die Unterschiede zu den beiden anderen Gedichten, die sich sehr ähnlich sind, dass in "Neapel" viel mehr Bilder enthalten sind, die ganze Sprache wirkt schwärmerisch, vor allem durch die vielfach verwendeten Adjektive. Es werden auch oft Wörter wie "Schöne" (Zeile 36), "blühende" (Zeile 36), "grünenden" (Zeile 18), "goldene" (Zeile 100) verwendet, vorwiegend positive Wörter, die das Leben und die Lebenslust symbolisieren. Negative Sachverhalte werden sowieso kaum in dem Gedicht verwendet, alles Schlechte der Welt wird nahezu ausgeblendet, bis auf zwei Stellen in dem Gedicht, bei denen man aber auch sogleich aufgefordert wird, diese aus seinen Gedanken zu verbannen. "Und was Quälendes sonst in das Leben ein Dämon wob/ Ja, hier lerne genießen" (Zeile 4-5) und "Seufzen, oder ein leidendes Weib den verwiesenen/ Gatten tröste, verbannt nach entlegener Insel, ihn,/ Der sein freies Gemüt in dem untersten Kerker quält/ Hoffnungslos, und den Lohn, der erhabenen Tugend Lohn/ erntet. - Aber entferne die schattende Wolke, Schmerz! - " (Zeile 67-71)
Die Form ist gänzlich anders als die der beiden anderen Gedichte, es ist nicht in Strophen eingegliedert, sondern ein fortlaufender Text. Der Autor arbeitet viel mit Satzzeichen, allerdings enthält das Gedicht, genau wie die beiden anderen keine Reime, was vor allem bei diesem verständlich wird, da die Lebenslust nicht in Formen gepresst wird.
4.4 Vergleichendes Schlussfazit
Abschließend lässt sich sagen, dass die Gedicht der verschiedenen Autoren, sich schon rein äußerlich stark voneinander unterscheiden, während die beiden Gedichte von Kunert in Strophen eingeteilt sind, ist das von Platen eher ein fortlaufender Text, ohne Strophengliederung, Kunert verzichtet nahezu ganz auf Zeichensetzung, im Gegensatz zu Platen der viel mit der Zeichensetzung arbeitet. Die Gedichte "Pompeji I + II" sind allerdings viel kürzer und daher auch übersichtlicher.
Inhaltlich ließen alle Gedichte mehrere Interpretationsmöglichkeiten zu, vor allem wenn man dazu die Biographien der Autoren hinzuzieht. Vom Thema waren sich die Gedichte, bei der gewählten Interpretationsmöglichkeit, sehr ähnlich, wobei sich aber einige Unterschiede bei der Darstellung von den verschiedenen Autoren ergaben. Kunert vermittelt sein Thema eher gefühlneutralneutral, wohingegen Platen sehr subjektive Eindrücke vermittelt. Das Stilmittel der Antithese unterstützt dabei das Thema "Vergänglichkeit- Dauer" bzw. "Leben- Tod" sehr effektiv.
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