Mit dem Verbot rechtsradikaler Vereine Anfang der 90er Jahre wurden zwar Teile der neonazistischen Infrastruktur zerschlagen, zeitgleich entstanden jedoch, resultierend aus dem Verbot, an die 150 "Kameradschaften".
Wie ist es in einem Land wie Deutschland, das den Rechtsradikalismus nach dem 2. Weltkrieg verurteilte und versuchte zu (er-)klären, möglich, dass Rechtsradikale bzw. rechte Parteien so große Zustimmung, vor allem bei Jugendlichen, erhalten; ja sogar bei Wahlen wieder Erfolge feiern können (siehe Sachsen- Anhalt, wo die DVU (Deutsche Volksunion) 12 % (!!) der Stimmen erhielt und seitdem im Landtag mitregiert)? Allein im vergangenen Jahr starben neun Menschen nach Tötungsdelikten gewaltbereiter Rechter. Außerdem registrierte das Bundeskriminalamt 1999 602 Körperverletzungen und 36 Sprengstoff- und Brandanschläge mit rechtsextremen Hintergrund. Das bedeutet einen Anstieg um fast 10 %. Besonders in Ostdeutschland sieht man immer öfter Jugendliche mit kahlgeschorenen Köpfen. Seit dem Fall der Mauer ist hier ein sprunghafter Anstieg ausländerfeindlicher Jugendlicher zu verzeichnen. Es geschehen fast 5x so viele Gewalttaten mit rechtsradikalen Motiven wie in Westdeutschland. Gründe hierfür sind zuallererst die jahrelange Ignoranz, die zum teil bis heute anhält. Die Jugendlichen können bei der Generation ihrer Eltern und manchen ihrer "Erzieher" (Pädagogen) mit Verständnis, wenn nicht sogar mit Sympathie rechnen. Für die meisten ist es halt bequemer die Augen zu verschließen und die offenkundige Gewaltbereitschaft zu ignorieren. So lange, bis wieder etwas passiert, wie zuletzt im August '99 wo im mecklenburgischen Eggesin zwei Vietnamesen von fünf rechtsradikalen Jugendlichen gejagt, und bis zur Leblosigkeit mißhandelt wurden. Auch dort haben die Bürger von Eggesin angeblich erst durch die Ermittlungen das Treiben der jungen Neonazis zur Kenntnis genommen. Dabei ist offenkundig, dass ab den versuchten Mordtaten auch die Familien und die Lehrer ein erhebliches Stück Mitverantwortung tragen. Es ist schiere Naivität, wenn Jugendforscher zur Erklärung und gleichsam zur Entschuldigung der Täter auf die Arbeitslosigkeit in Ostdeutschland verweisen. Die meisten Schläger haben nämlich Arbeit oder sind zu Teil sogar so jung, dass sie noch gar nicht arbeiten könnten. Schon längst ist es eine Fehleinschätzung, rechtsextrem mit "zu dumm" zu verwechseln. Doch wenn nicht die fehlende Arbeit "Schuld" ist, was dann? Schließlich werden nach der neuen Shell- Studie fast 27 % aller deutschen Jugendlichen als "hoch ausländerfeindlich" eingeschätzt. Ein Mitverfasser der Studie bietet als Erklärung "schlechtere Lebensbedingungen, geringere Bildung, schlechtere Ausstattung oder zumindest eine Selbsteinschätzung in dieser Richtung" an. Es wird ein Sündenbock für ihre Situation gesucht, für den schlechten Arbeitsmarkt und damit für die Angst vor der Zukunft und diesen Sündenbock sehen sie in Ausländern, an denen sie ihren Aggressionen auslassen. Auch der Gruppenzwang spielt hier eine große Rolle- wer will schon seine Freunde verlieren, "nur" weil man anders denkt als sie?! Begründet ist dieser tiefe Fremdenhaß so gut wie nie, denn laut Shell- Studie haben fast 50 % der Ostdeutschen Jugendlichen "nie" mit Ausländern zu tun; kaum einer hat je schlechte Erfahrungen mit Fremden gemacht. Zudem ist der Reiz am Verbotenen und das daraus folgende "Zusammengehörigkeitsgefühl" groß, die rechten Freunde bzw. die Gruppe fungieren teilweise sogar als regelrechter Familienersatz, wenn sich Jugendliche daheim nicht mehr verstanden fühlen. Immer öfter kommt es auch bei uns zu, teilweise blutigen, Zusammenstößen rechter und linker Jugendlicher (Punks, "Skater" & "Boarder"). Doch statt Rechtsextremen radikal Einhalt zu gebieten wurde letztlich in Erfurt ein Demonstration sogar polizeilich geschützt, während gegendemonstrierende Punks niedergeknüppelt wurden. Es ist (leider) nur eine Minderheit von Ostdeutschen, die begriffen hat, dass die von blindem Hass angetriebenen Rechten dem Ansehen Deutschlands in der Welt großen schaden zufügen. Es sind durchweg Feiglinge, die ihre mörderischen und faschistischen Instinkte an wehrlosen Menschen austoben. Nur in der Gruppe sind sie stark, alleine dagegen wirkungs- und machtlos. Und wenn schon die Eltern zum Teil die Augen verschließen; wegschauen und damit das Verhalten ihrer Kinder tolerieren, dann sollten doch wenigstens die Pädagogen aufwachen und aufmerken, wenn Jugendliche mit Springerstiefeln inklusive weißer Schnürsenkel, bzw. mit T- Shirts mit faschistischen Parolen in der Schule erscheinen! Gerade das geschieht auch an unserer Schule noch viel zu selten. Viele rechtsradikale Jugendliche verleugnen oder verherrlichen den Holocaust, daher muß eine umfangreiche Aufklärung erfolgen, aber nicht erst, wenn es zu spät ist.
Deutschland dar diese Problem keinesfalls verdrängen, woher wird sonst die Legitimation genommen, Österreich aufgrund seiner Regierung ins Abseits zu stellen?! Es besteht dringender Handlungsbedarf, was auch die FDP betonte, als sie den Antrag einbrachte die kommunale Jugendarbeit in Ostdeutschland mit wenigstens 250 Millionen DM zu fördern. Noch fehlen den Neonazis eine ausreichende Anzahl intelligenter Führer, die die bewaffneten Kleingruppen systematisch steuern können. NOCH- und man darf keineswegs so lange warten, bis es sie gibt!
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