Ich denke, Lessing hat mit seinem dramatischen Gedicht "Nathan der Weise" die Religionsproblematik sehr verständlich ausgelegt. Durch die Ringparabel wird die Zusammengehörigkeit der drei Religionen dargestellt, die von den Verwandtschaftsverhältnissen der Hauptfiguren untereinander bestätigt werden. Alle drei Religionen gehören zu einer Familie, könnte man also sagen. Lessings Denkweise finde ich durchaus vertretbar. Der Fürst, der Lessing das Schreibverbot erteilt hat, hat anscheinend noch die naive Vorstellung , dass eine Kultur die richtige sei. Dass der Fürst dieses Theaterstück nicht verboten hat zeigt, dass er es nicht verstanden hat, denn es besagt genau das Gegenteil.
Das Buch gehört zu den Hauptwerken der deutschen Literatur und ist auch immer noch aktuell. Vielleicht sollten sich mehr Menschen mit diesem Problem befassen, damit die von Lessing angestrebte Toleranz und Harmonie endlich erreicht wird.
Es lässt sich auch ein direkter Zeitbezug zum "Nathan" bzw. seiner Lehre herstellen. Der internationale Terrorismus und der daraus resultierende Krieg in Afghanistan hätten nicht diese Ausmaße angenommen, wenn sich alle Religionen untereinander respektieren würden und die Gläubigen toleranter wären. Auch die richtige Auslegung eines Werkes ist wichtig. Der Fürst hat den "Nathan" nicht richtig verstanden. Auch die Terroristenführer haben meiner Meinung nach anscheinend den Koran nicht richtig gelesen, denn dort steht nicht geschrieben, dass andere Religionen vernichtet, geschwächt oder angegriffen werden sollen. In der heutigen modernen Welt gibt es keinen Richter wie im "Nathan", der den "Brüderkrieg" schlichtet.
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