Anna Seghers wird am 19. November 1900 als Netty Reiling in Mainz geboren. Sie besucht eine Privatschule und später das Gymnasium, wo sie 1920 das Abitur ablegt. Danach beginnt sie ein Kunstgeschichtestudium.
Zu dieser Zeit lernt sie auch den ungarischen Juden Laszlo Radvanyi, der nach politischen Unruhen in Ungarn nach Deutschland geflüchtet ist, kennen. Die Auseinandersetzung mit der sozialistischen Gesellschaft und deren Idealen und humanen Ansprüchen, die ihr durch die literarischen Werke von Eisenstein (z.B.: "Panzerkreuzer Potemkin") und Gladkov (z.B.: "Zement") nahegebracht werden, führt Reiling zu einer Annäherung an die sozialistischen Ideen. Außerdem besucht sie jetzt Vorlesungen mit marxistischer Thematik.
Sie beginnt schließlich auch das Studium der Sinologie, wobei sie ihr Wissen über diese ferne Kultur auch in ihre Werke einfließen lässt.
Während ihrer Studienzeit trifft Reiling auf die Werke des niederländischen Malers Hercules Seghers, von dessen Arbeiten und Schicksal sie begeistert ist, und nimmt später seinen Namen als Künstlernamen an.
In ihrer Dissertation zum Thema "Der Jude und das Judentum im Werk Rembrandts" geht sie auf die Darstellung der Armen und Schwachen in der Gesellschaft ein, die auch in ihren späteren Werken vorkommt.
1924 erscheint ihre erste Veröffentlichung, die Erzählung "Die Toten auf der Insel Djal", unter dem Pseudonym Antje Seghers.
1925 heiratet Seghers Laszlo Radvanyi, der ein Jahr später Leiter der Marxistischen Arbeiterschule in Berlin wird. Auf diese Weise lernt Seghers die kommunistische Weltanschauung kennen.
1926 wird auch ihr erster Sohn Peter geboren.
Sie tritt 1928 der Kommunistischen Partei Deutschlands und 1929 dem Bund proletarisch - revolutionärer Schriftsteller bei, der einen Kampf gegen die "bürgerliche Kunst" führt und zu einem großen Teil von der Kommunistischen Partei beeinflusst wird. Als Mitglied dieses Bundes verfasst Seghers mehrere Artikel über die Sowjetunion und Lenin, den sie als Vorbild darstellt.
1933 muss sie nach der nationalsozialistischen Machtübernahme aus Deutschland fliehen und gelangt nach Frankreich, wo sie Redaktionsmitglied einer kommunistischen, deutschen Zeitung wird. Seghers vertritt die Ansicht, dass die Kommunisten unter der Führung Stalins den Kampf gegen die Nationalsozialisten am Wirkungsvollsten führen könnten.
Nach dem Einzug der Deutschen in Frankreich beginnt die Flucht der deutschen Emigranten nach Übersee, die Seghers auch in "Transit", der 1944 in den USA veröffentlicht wird, beschreibt.
Seghers übersiedelt schließlich mit ihrer Familie nach Mexiko, da ihr die Einreise nach Amerika als Kommunistin nicht gestattet ist. Dort schreibt sie Artikel für die neu gegründete Zeitschrift "Das Freie Deutschland" (z.B.: "Das Obdach", "Drei Bäume", "Deutschland und wir", "Aufgaben der Kunst"). Auch ihre Romane "Das siebte Kreuz" und "Der Ausflug der toten Mädchen" entstehen im Exil.
1947 kehrt Seghers nach Deutschland zurück und siedelt sich wieder in Berlin an. Ihre Werke in der darauf folgenden Zeit wenden sich von der grauen Wirklichkeit der DDR ab und zeigen eine idealistische Welt, die den Ansichten ihrer Partei entspricht und meist in fernen Ländern angesiedelt ist.
1952 tritt Anna Seghers dem Schriftstellerverband der DDR bei, in dem sie bis 1978 den Vorsitz hat. Sie erhält diverse Preise und Auszeichnungen, wie etwa den Georg - Büchner - Preis oder den Nationalpreis der DDR, und die Ehrenbürgerschaft der Universitäten Jena und Mainz.
1981 wird ihr auch die Ehrenbürgerschaft der Stadt Mainz verliehen, was für Diskussionen in der westdeutschen Öffentlichkeit sorgt.
Am 1. Juni 1983 stirbt Anna Seghers im Alter von 83 Jahren.
Anna Seghers' Werke sind durch eine knappe, konzentrierte Darstellung sozialrevolutionärer Kämpfe und des antifaschistischen Widerstandes aus der Sicht einer einzelnen Person gekennzeichnet. Ihr Stil verlagert sich im Verlauf ihrer Karriere vom Stil der Neuen Sachlichkeit zum sozialistischen Realismus . Durch ihr offenes Bekenntnis zum sozialistischen Gesellschaftssystem wird die Veröffentlichung ihrer Werke in Deutschland jedoch erschwert und so erscheinen die meisten ihrer im Exil entstandenen Romane, wie auch "Transit", zuerst im Ausland.
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