Hier zeigt sich der Aspekt der Verschmelzung von Gegenstand und bildlicher Reproduktion in besonders elaborierter Form. Das Prinzip der beiden vorherigen Arbeiten ist nun um eine Einheit erweitert.
Das von einer Kamera aufgenommene Hühnerei zeigt sich in gleicher Größe auf dem danebenstehenden kleinen Farbmonitor. Daran schließt noch ein zweiter Monitor an, dessen Bildröhre durch ein reales Ei ersetzt ist.
So entsteht eine Abfolge von realem Gegenstand, gleich großer Abbildung und der Ineinssetzung von abbildendem Medium und realem Gegenstand - REAL und LIVE sind also deckungsgleich geworden.
Allen Installationen gemeinsam ist die bildhafte Verdoppelung des gezeigten Gegenstands. In qualitativer Hinsicht hat das Abbild auch die Aufgabe, auf die bebilderte Medienwelt hinzuweisen, deren Wunschrealität allmählich die Wirklichkeit überlagert.
Die perfekte optische Mimesis läßt auch nach dem Prozeß des Abbildens fragen, der eine Signalübermittlung der Zeit ist... Mit der Closed-Circuit-Installation ist es möglich, durch die konstituierende Funktion der Zeit in der Signalübermittlung und des zeilenweisen Aufbauens des Bildes dieselbe in ihrem Verlauf sichtbar zu machen.
Eine weitere Arbeit, die über Bild und Abbild reflektiert, ist "Hydra Buddha" (1984).
Diese Installation, eigentlich keine Closed-Circuit-Installation, stellte Paiks Beitrag zu der Ausstellung "L'Art et le Temps" dar, die die Visualisierung der Zeit in der Kunst des 20. Jahrhunderts dokumentierte.
In "Hydra Buddha" stehen zwei Bronzemasken jeweils einem Monitor gegenüber. Diese Masken sind Paiks Gesicht abgenommen. Die rechte Maske schneidet eine starken Widerwillen ausdrückende Grimasse - sie ist einem Videoband gegenübergestellt, das in sehr kurzen Sequenzen Stationen aus Paiks nun schon 20 Jahre langen künstlerischen Schaffen zeigt. Die Sequenzen sind aber nicht chronologisch gereiht, sondern ineinander verschachtelt.
Die andere Maske zeigt ruhige, entspannte Züge, raucht sogar eine Zigarette. Hier wird ein anderes Videoband gezeigt: In immer neuen Einstellungen, meist in der Totalen, sieht man Paik in einer öden Landschaft eine Violine an einer Schnur hinter sich ziehen. Dabei handelt es sich um eine frühe Komposition Paiks aus dem Jahr 1961. Da man Paik aber fast immer von hinten sieht, lassen sich die Aufnahmen zeitlich kaum einordnen - es entsteht der Eindruck einer immerwährenden Wanderschaft an einem unbestimmten Ort. Während das rechte Videoband also die künstlerische Laufbahn Paiks Revue passieren läßt, zeigt das rechte eine existentialistische Interpretation des Künstlerdaseins. Die Violine steht (wie auch das Klavier) für die traditionelle Musik, gegen die Paik kämpft. Indem er die Geige also mit sich schleift, ignoriert er zwar ihre eigentliche Bestimmung, kann sich aber doch nicht von ihr trennen und muß sie mit sich schleppen.
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