Theodor Fontane ist der letzte grosse Erzähler des 19. Jahrhunderts und der bedeutendste
Vertreter des deutschen Realismus.
Theodor Fontane wurde am 30.12.1819 in Neuruppin geboren. Er starb am 20.9.1898 in Berlin. Dort hat er seit 1870 gelebt. Er war Apothekersohn, hat selbst die Ausbildung zum Apotheker abgeschlossen und diesen Beruf bis 1849 ausgeübt.
Am 1. April 1836 begann er in Berlin, das sein bleibender Wohnsitz wurde, bei Wilhelm Rose
eine Apothekerslehre, die er mit dem Zeugnis zum Apothekergehilfen abschloss. Nach der
Lehre leistete er als Einjährig-Freiwilliger im Gardegrenadierregiment \"Kaiser Franz\"
Militärdienst.
Am 18. Oktober heiratete Theodor Fontane Emilie Rouanet-Kummer, aus dessen Ehe einige
Kinder hervorgingen.
Mit 30 Jahren gab er den Apothekerberuf auf und versuchte als \"freier Schriftsteller\"
hauptsächlich von Korrespondenz-Artikeln für die Dresdner Zeitung leben zu können, was
misslang. Die Verantwortung für Frau und Familie zwangen ihn in die bürgerliche Existenz
eines Journalisten. In dieser Zeit unternahm er Reisen nach England, Schottland, quer durch
Deutschland, Böhmen, Frankreich und Italien, um über die zeitgenössischen Kriege zu
berichten. Es entstanden auch zahlreiche Gedichtsammlungen und Reiseberichte. Mit
Theater-, Kunst- und Literaturkritiken schuf er sich einen Namen bei verschiedenen
Zeitungen.
Erst im Alter von 55 Jahren gelang es ihm, sich als freier Schriftsteller durchzusetzen. In
seinen realistischen Romanen schrieb er hauptsächlich über Standes- und Ehekonflikte, die
unterschiedlichen Stellungen der Menschen in der damaligen Gesellschaft, sowie über
politische und soziale Fragen. Die Gestalten in den Romanen werden stark durch die Epoche
geprägt.
Das Werk Fontanes "Effi Breis" wurde in der früheren DDR im Unterricht weitaus intensiver behandelt als im Westen, was unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass sich Fontanes Leben im Gebiet der früheren DDR abgespielt hat.
Auch Effi Briest spielt im Osten. Kessin beispielsweise trägt die Züge der pommerschen Städte Kolberg und Swinemünde. In Swinemünde lebte Fontane von 1827-1832.
Effi Briest hatte ein "lebendiges Vorbild". Elisabeth von Ardenne geboren 1852 verlor, wie auch Effi, ihren sozialen Status durch Ehebruch. Wie auch im Roman duellierten sich Ehemann und Liebhaber und in beiden Fällen ging das Duell tödlich aus.
Elisabeth musste 99 Jahre alt werden und sich ihren Lebensunterhalt als Krankenpflegerin am Bodensee verdienen.
Effi starb noch vor ihrem 40. Geburtstag an Schwindsucht. Es ist bekannt, dass Fontane und Elisabeth von Ardenne gemeinsame Freunde hatten nämlich das Ehepaar Lessing. Fontane kannte die "Geschichte der echten Effi"
Am 20. September 1898 stirbt Fontane als vereinsamter Mann in Berlin.
Der Realismus (1840-1897)
Der deutschen Nationalversammlung in Frankfurt war es nicht gelungen, die in der
Märzrevolution von 1848 gewonnene Freiheit politisch zu verteidigen. Allgemeine Wahlen,
Volksvertretung und Meinungsfreiheiten blieben weiter politischer Traum.
Mit dem Beginn des Deutsch-Französichen Krieges (1870/1871), der Gründung des zweiten
Deutschen Reiches (1871) und während des wirtschaftlichen Aufschwungs in den
Gründerjahren (1871-73) stiegen die Hoffnungen der Patrioten. Unter der Regierung von
Bismarck erhoffte man sich ein besseres Leben im deutschen Reich. Als er 1890 von Kaiser
Wilhelm II. abgelöst wurde, sah sich das Volk betrogen.
Die Erfindung der Dampfmaschine (1778) und des mechanischen Webstuhls (1822) führten
zur ersten industriellen Revolution, die Deutschland zu einem Industriestaat machte.
Kapitalismus, Ausbeutung der Arbeiter durch die bürgerliche Grossindustrie und
Verstädterung waren Folgen der Revolution. Trotz der von Bismarck 1883 bis 1889
eingeführten Gesetze zur Kranken-, Unfall-, Invaliden- und Altersversicherung verarmte die
Arbeiterschaft immer mehr. Das Bürgertum hingegen lebte in wirtschaftlichem Wohlstand.
Zu den Weltanschauungen dieser Zeit gehörten neben den Reichsgedanken der Positivismus
von Auguste Comte und die Abstammungslehre von Charles Darwin, die er wie folgt
begründete:
\"Jeder Mensch sei bestimmt durch Abstammung, Geschichte und Umwelt und
sei darum sittlich nicht voll verantwortlich.\"
Romane und Novellen waren das eigentliche Gebiet der realistischen Dichtung. Ein
Grundthema der Literatur waren die Beziehungen des Einzelmenschen zur Gemeinschaft und
Umwelt. Die deutschen Realisten drangen im Gegensatz zu den französischen und russischen
nicht auf politische Lösungen der sozialen Fragen.
Die Stellung der Frau zur Zeit des Realismus
Sozialistische Ideen haben die Bewegung der Frauenemanzipation gefördert. Diesen
fortschrittlichen Bemühungen standen jedoch konservative Ansichten gegenüber, die vor allem
im Adel und im höheren Bürgertum verwurzelt waren. Die Bildung der Frau von damals wurde
sehr vernachlässigt, und man traute ihr kaum körperliche Arbeit zu. Ihre Hauptaufgabe
bestand darin, ihrem Mann und der Familie nach aussen beiseite zu stehen. Sie gehörte
praktisch wie zum Inventar. Die Frauen waren völlig abhängig von ihren Ehemännern.
Nur eine Bewegung aller Frauen hatte eine Chance gesellschaftliche Veränderungen
herbeizuführen.
Aber auch die Männer, die mehr Freiheiten besassen, waren andererseits auch in den
gesellschaftlichen Konventionen gefangen. Der Mann hatte geradezustehen für den Namen
seines Hause, seiner Familie und seiner Frau.
30. Dezember 1819 Henri Theodore Fontane wird in Neuruppin geboren.
1833 März 1836 Abgang mit dem \"Einjährigenzeugnis\"
1836 - 1844 1847 Beginn der Lehre in der Apotheke \"Zum Weißen Schwan\", danach in verschiedenen Apotheken in Berlin, Magdeburg, Leipzig und Letschin \"Apotheker erster Klasse\"
1844 Ab 1. April für ein Jahr Freiwilliger im Gardegrenadierregiment \"Kaiser Franz\" in Berlin
1845 1850 Am 8. Dezember Verlobung mit Emilie Rouanet-Kummer, der er zehn Jahre zuvor zum ersten Mal begegnet war, Heirat am 16. Oktober
1848 Teilnahme an den Strassenkämpfen in Berlin, im Mai Aufstellung als Wahlmann für den preußischen Landtag
1849 18511855 Schweres Leben als freier Schriftsteller, in den folgenden Jahren Arbeit als Publizist, Kritiker, Herausgeber und Pressekorrespondent (in London), ferner Privatlehrer Geburt des ersten Sohnes George Emile Geburt des Sohnes Theodor
Anfang 1859 Rückkehr der Familie nach Berlin,Fontane unternimmt märkische Wanderungen
1860 Geburt der Tochter Martha, Eintritt in die Kreuz-Zeitung
1864 Geburt des Sohnes Friedrich,Reise ins Kriegsgebiet um Kopenhagen und Husum in Dänemark
18671869 Tod des VatersTod der Mutter in Neuruppin
September 1870 Dezember 1870 Reise als Kriegsberichterstatter für die Vossische Zeitung nach Frankreich, im Oktober Festnahme, nach der Kriegsgefangenschaft Rückkehr nach Berlin
1892 Mitte 1893 Schwere Erkrankung (Gehirnanämie) Aufnahme seiner Arbeit entgegen den Erwartungen aller Bekannten
1894 Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Berliner Uni
1898 Tod Fontanes in seiner Berliner Wohnung
|