Doch gerade der Schreibstil Hesses und seine Sprache ist der angreifbarste Teil seines Werkes. Anders als bei den übrigen Schriftstellern der Moderne, entpuppt sich Hesses Schreibweise in "Narziß und Goldmund" auf den ersten Blick als simpel und nahezu kitschig. Eine Tatsache, die immer wieder in der Kritik steht. Deschner schreibt dazu: "Mit diesem schlechten Stil verbindet sich eine ausgesprochene, unschöpferische Diktion, (...
) die in der Romantik schon besser dargestellt wurde." Bleibt nun die Frage, ob es nicht dieser Stil ist, den Hesse für den Roman beansprucht. Es ist doch nur legitim, wenn man das Komplizierte durch das Einfache auszudrücken sucht. Ferner paßt seine Sprache in die Epoche, in der sich die Erzählung abspielt. Zu einer Zeit, in der die Wissenschaft zum großen Teil verboten war und das gesamte Wissen der Bevölkerung in erster Linie auf dem Glauben fundierte, würde ein deutlich, klarer Sprachstil eher zu revolutionären Figuren wie (Berthold Brechts) Galilei passen. Hesses Werk wirkt durch seine Sprache nicht nur flüssiger, sondern auch plastischer und versetzt den Leser direkter in die Umgebung.
Volker Michels sagt über Hesses Sprache: "Um so schreiben zu können, muß man zuerst so gelebt haben. Dann ergibt sich ungesucht eine Präzision des Ausdrucks,(...) die auch von (späteren) Generationen wiedererkannt und als gegenwärtig erlebt werden kann." Klar ist jedoch auch, daß ein Goethe - Leser darüber enttäuscht sein wird, daß er keine Zeile hinterfragen braucht, vermissen wird er auch die Ironie, die außer bei der jüdischen Schönheit, höchst selten oder gar nicht vorkommt.
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