Bahnwärter Thiel" ist eine novellistische Studie zwischen Tradition und Moderne. Der Entwicklung der Moderne entspricht die Spracharmut Thiels. In der ganzen Novelle werden nur fünfzehn wörtliche Reden Thiels mitgeteilt, meistens nur kurze Äußerungen; oft kann er nur stammeln, murmeln oder sich mit Gesten ausdrücken. Zum Dialog unfähig, spricht er dafür manchmal mit sich selbst. Seine längste Rede ist die halb wahnsinnige Zwiesprache mit der verstorbenen Frau kurz vor der Mordtat ( Seite 34/Zeile 21-28).
Thiels Reden sind nicht nur naturalistisches Protokoll, sondern darüber hinaus die zum Verstummen bestimmte Rede-Ruine des Ohnmächtigen. Hier kündigt sich ein zentrales Thema der Moderne an: die Sprachnot und das Aufhören der Sagbarkeit.
Hauptmann verwendet in den wenigen direkten Reden und Selbstgesprächen Thiel das Schriftdeutsch, nicht den Dialekt, obwohl doch hier ein ländliches Milieu beschrieben wird.
Außerdem greift der Autor eher auf Naturbeschreibungen und Metapher zurück, um das soziale Umfeld naturalistisch genau zu beschreiben ( Beispiel Seite 34/Zeile 3-4: "[...] das rote Feuer des Abends[...]").
Layout zu Woyzeck
(Literatur, die die Welt veränderte)
I. Die Beziehung von Woyzeck zu seiner Umwelt
a. Verhältnis zu Marie
Woyzeck ignoriert sie und wirkt sehr hektisch (S7 Mitte: M:"Wer da? Bist du's, Franz? Komm herein!" W:"Kann nit. Muß zum Verles'.") andererseits: pflichtbewußt (S14 untere Hälfte: W:"Da is wieder Geld, Marie; die Löhnung und was von meim Hauptmann." M:"Gott vergelt's, Franz.") Marie fürchtet sich vor Woyzeck (S7 unten: Marie über Woyzeck:"Ich halt's nit aus; es schauert mich!")
b. Verhältnis zum Hauptmann
absoluter Gehorsam (S4: W:"Jawohl, Herr Hauptmann!", "Jawohl, Herr Hauptmann!"......>>>> dadurch auch Langeweile ausgedrückt) Woyzeck zeigt auch persönlichere Züge (S5: Woyzeck läßt sich in ein Gespräch verwickeln)
c. Verhältnis zum Doktor
Woyzeck: untertänig, fast hörig (S10 oben: W:"Was soll ich tun?" D:"Erbsen essen, dann Hammelfleisch, sein Gewehr putzen!") Woyzeck ist williges Versuchsobjekt (S9 unten: D:"Ißt seine Erbsen?" W:"Immer ordentlich, Herr Doktor.")
d. Verhältnis zum Tambourmajor
Eifersucht, Neid (S19 unten, Marie+Tambourmajor tanzen: W:"Er! Sie! Teufel!" und S17 unten, zu Marie: W:"Hat er da gestanden? da? da? Und so bei dir? so? Ich wollt, ich wär er gewesen.")
e. Verhältnis zu Andres
kollegiale Beziehung (S21unten: persönl. Dialog zwischen Andres und Woyzeck) auch guter Freund (S18 unten, Gespräch über Fest im Wirtshaus: W:"Tanz, Andres, sie tanze!" A:"Im Rößl und im Sternen." W:"Tanz, Tanz!") Andres ist vertraulicher Ansprechpartner (Dialog S23 Mitte)
f. Verhältnis zu Kind
Kind weist ihn ab (S25 unteres Drittel: Woyzeck will das Kind liebkosen, es wendet sich weg und schreit.)
II. Woyzecks gesellschaftliche Situation
*ärmlicher Bürger (S14 untere Hälfte: Woyzeck zu Marie: "Wir arme Leut!")
*Beruf(e): rasiert Hauptmann, Versuchs"tier" des Doktors
*lebt isoliert, hat außer Andres keine wahre Vertrauensperson
*ist wie Andres ein Außenseiter, da aus armen Verhältnissen stammend
*Woyzeck: geistige Störung, zur Begeisterung des Doktors
*wird von seinen Arbeitgebern (Doktor, Hauptmann) nicht wie ein Mensch behandelt (S10 oben: D:"Er ist ein interessanter Kasus." und "Subjekt Woyzeck, Er kriegt Zulage, halt Er sich brav!")
*Tambourmajor stempelt ihn als Schwächling ab (S21 Ringen, Woyzeck verliert: T: "Soll ich dir noch so viel Atem lassen als 'en Altweiberfurz, soll ich?")
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