Friedrichstraße (Ost-Berlin), 1979. Die Schriftstellerin Christa Wolf muß erschrocken feststellen, daß sie von der STASI überwacht wird. In parkenden Autos gegenüber ihrem Haus sitzen zwei, drei Männer, die offenkundig zu ihrer Observation abgestellt sind. Angst und Unruhe überkommen die Bewachten. Die kleinen notwendigen Schutzmaßnahmen zu Hause bei Gesprächen (den Telefonstecker herausziehen), beim Telefonieren (das Radio lauter stellen), die Vorsicht unterwegs und der unwillkürliche Blick nach den Verfolgern durften nicht außer Acht gelassen werden. Sie beginnt, ihre Telefongespräche mißtrauisch zu führen, hegt gegen Freunde Verdacht, versucht sich auszumalen, was ihr widerfahren ist, womit sie die staatliche Neugier auf sich gelenkt haben könnte. Die Staatsüberwachung verfolgt sie bis in ihre Träume, was sie arbeitsunfähig macht. Als sie zu einer Lesung geladen wird, spürt sie, wie ihr auch dort eine subalterne Veranstalterin mit ängstlicher Vorsicht begegnet. Unter ihren Zuhörern im Saal sind Provokateure und draußen stehen die Boten des Überwachungsstaates. Offensichtlich ist die Überwachung Christa Wolfs nach wenigen Wochen abgebrochen worden. Weil sie sich in den Augen ihrer Überwacher als "unschuldig" herausstellte? Weil der Zweck der Überwachung und Einschüchterung erreicht war? Weil der persönliche Mißgünstling, der die Beschattung angeordnet hatte, an Einfluß verlor?
Interpretation
"Was bleibt" beschreibt die tägliche Überwachung einer Schriftstellerin durch die STASI. Die Ich-Erzählerin, die, wie wir wissen, Christa Wolf ist, sucht nach einer neuen Sprache, einem Weg aus ihrer kontrollierten Gesellschaft. Die Erzählung ist eine Selbsterforschung der Schriftstellerin und Erzählerin. Das Werk beschäftigt sich mit der Frage des Bleibenden der in der DDR entstandenen Literatur von Christa Wolf. Was bleibt für die DDR nach dem Fall des Kommunismus? Was bedeutet die größte Schriftstellerin der DDR, wenn die DDR nicht mehr existiert? Wie eine ganze Generation von Intellektuellen war diese Autorin ein Symbol des alternativen deutschen Systems. Ihr Ziel der Veröffentlichung dieses Buches war es eben, einen Aufruf zur Selbstbefragung zu geben. Deutschland soll die DDR nicht total vergessen, weil das Vergangene und die Mauer noch in unserem Kopf ist. Sie sucht nach einer Antwort, die erklärt, wer die Schuld für den Zusammenbruch der DDR-Gesellschaft hat. Christa Wolf sah sich in der Rolle, die schreibt, die etwas tut, die sich auf unterschiedliche Weise mit den Widersprüchen ihrer Gesellschaft auseinandersetzt, sich behauptet.
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