Am liebsten erinnere ich mich an die Zukunft."
I. Biographie
II. Skulpturen
III. Stilmittel & Symbolik
IV. Surrealismus
V. Dalis Kritisch - Paranoische Methode
VI. Bildbeschreibungen
I. Biographie
"Jeden Morgen beim Aufwachen erfahre ich eine erlesene Wonne... : die Wonne Salvador Dalí zu sein ...\"
Salvador Dalí
1904
wird Salvador Dali Domenech am 11. Mai in Figueras/Spanien geboren
1916
Gymnasium
Zeichenunterricht bei Juan Nunez
Entdeckung des Impressionismus
1918
Erste veröffentlichte Zeichnung
1919
Erste Ausstellungsbeteiligung
Bilderverkäufe
publizierte Texte über und von Dali
1920
Malerische Sommerferien in Cadaques
1921
Tod der Mutter
1922
Abitur
Besuch der Akademie der Schönen Künste in Madrid
Beginn der Freundschaft mit Luis Bunuel und Frederico Garcia Lorca
1923
Wird aus disziplinarischen Gründen für ein Jahr von der Akademie ausgeschlossen
1925
Erste Einzelausstellung in Barcelona
1926
Parisbesuch; Besuch bei Picasso und erster Kontakt mit den Surrealisten um André Breton
Endgültiger Ausschluss von der Akademie
Rückkehr nach Figueras
1927
Einjähriger Militärdienst
1929
Film ,,Ein andalusischer Hund\" zusammen mit Bunuel
Grundregel des Films: Keine Bilder, die Anlass zu einer rationalen, psychologischen oder kulturellen Idee geben könnten, werden verwendet. Es sollen Bilder geschaffen werden, die überwältigen, ohne nach dem ,Warum` zufragen. Diesem Prinzip wird Dali auch in Zukunft treu bleiben.
Verführt Eluards Frau Gala (seine spätere Ehefrau), sie stellt die Frau dar, von der er seit seiner Kindheit geträumt hat und die er immer wieder gemalt hat
Bruch mit seinem Vater
1938
Dali besucht Sigmund Freud in London
1939
Realisierung eines Environments Dream of Venus für die Weltausstellung in New York. Als ihm verboten wird Botticellis Venus mit einem Fischkopf zu versehen publiziert Dali das Manifest: "Unabhängigkeitserklärung der Phantasie und des Menschenrechtes auf Verrücktheit"
1939 Endgültiger Bruch mit den Surrealisten
1940 - 1948
Dali und Gala leben im New Yorker Exil
Ausweitung seines Aktionsradius auf Ballett, Oper, Film, Mode, Schmuck, Illustration usw.
1942
Publikation de Autobiographie "The Secret Life of Salvador Dali"
1944
Bühnenbildentwürfe für Traumszenen in Hitchcocks Film "Spellbound"
1949
Rückkehr nach Europa
Audienz bei Papst Pius XII
1952
Vorträge in den USA über die Verbindung von Atomphysik und Glaube in der Kunst
1955
Im Zoo von Vincennes arrangiert Dali eine Begegnung zwischen einer Reproduktion von Vermeers Spitzenklöpplerin und einem Nashorn
1958
Heiratet Gala
1959
Audienz bei Papst Johannes XXIII
1978
Aufnahme ind die Akademie der Schönen Künste Paris
1980
Leidet an der Parkinsonschen Krankheit
1982
Tod Galas
Wird in den Adelsstand erhoben
1989
Tod an Herzversagen in Torre Galatea
Dali vermacht sein gesamtes Werk und Vermögen dem spanischen Staat und Katalonien
II. Skulpturen
Zu der Zeit, als er diese Idee hatte und die Schubladen auf eine Gipsform gezeichnet hatte, so sagt Dalí, war es Marcel Duchamp, der sich um die Anfertigung des Originalmodells kümmerte. Von dieser Skulptur wurde 1964 ein Abguß in patinierter Bronze gemacht.
Venus von Milo mit Schubladen
Vénus de Milo aux triors
1936 - Original Gipsform
98x32,5x34cm
Hummer-Telefon
Téléphone-homard
1936 - Assemblage
15x30x17cm
Michelin´s Sklave -
Kann als Auto benutzt werden
1965
Bronze
30 x 18 x 18 cm
III. Stilmittel & Symbolik
"Ob ein Mensch Geschmack hat, ist leicht zu erkennen: Der Teppich muß zu den Augenbrauen passen.\"
Salvador Dalí
- Altmeisterliche Malweise, technisch virtuos, Pinselspur fein verrieben
- Erzeugung von phantastischer Raumillusion durch starke Verkleinerungen und Anwendung verschiedener perspektivischer Mittel
- Dinge stehen in unerklärlichen Zusammenhang, sind von magischer Wirkung, oft doppeldeutig und werden mit peinlicher Genauigkeit geschildert
- Vorliebe für Deformierungen, Mischwesen, rätselhafte Gebilde, die beunruhigen, Angst und Ekel hervorrufen können
- Farbe oft von metallischer Wirkung z.T. unangenehm, aufdringlich, grell
- Einsatz immer wiederkehrender Symbole ( z.B. Uhren, Ameisen...) z.T. aus der intensiven Beschäftigung mit S. Freud heraus
Ø Baumruine = Vanitasmotiv
Ø Uhr = Vergänglichkeit
Ø Weiche Uhren = Metapher der unendlich fließenden Zeit (Idee durch einen zerfließenden Camembert)
Ø "Der mechanisch-technische Gegenstand sollte mein schlimmster Feind werden und selbst die Uhren würden weich oder gar nicht sein."
Ø Schubladen
IV. Surrealismus
"Der einzige Unterschied zwischen mir und einem Surrealisten ist, das ich einer bin."
Salvador Dali
- Begriff wurde von dem Dichter Apollinaire 1917 geprägt
- wie DADA kein einheitlicher Stil sondern eine geistige Haltung (in Kunst & Literatur)
- die meisten Dadaisten schlossen sich ihm an
- individuell sehr verschieden, waren die Surrealisten durch die Vorstellung verbunden, dass die Grenze zwischen
Außenwelt
Erfahrungen des Alltags unter Kontrolle der Vernunft, den Gesetzen der Logik gehorchend
Innenwelt
psychische Erfahrungen: Traum, Phantasie, Vorstellungen)
künstlich gezogen sei und aufgeweicht werden könne
Ü neue, übergeordnete Realität entstünde so (Sur - Real), in der Traum und Wirklichkeit
ineinander übergehen
- Idee vom ursprünglichen Einssein des Menschen mit dem Universum taucht bei den Surrealisten wieder auf: "Diese Ahnung eines einheitlichen Wurzelbodens kräftigte sich, als die Psychoanalyse die verifizierbare Tatsächlichkeit eines kollektiven Unbewussten nachwies" das noch unter dem persönlichen Unbewussten lagert
- Neu ist bei den Surrealisten die Orientierung an Sigmund Freuds Psychoanalyse
Ü seine Methoden wurden zum Modell für künstlerische Experimente mit dem
Unbewussten
Ü Künstlerische Arbeit müsse in einem psychischen Automatismus vor sich gehen
"Diktat des Denkens unter Ausschaltung jeglicher von der Vernunft
ausgearbeiteter Kontrolle, außerhalb ästhetischer oder moralischer Bedenken."
(Andre Breton, 1. Surrealistisches Manifest)
- Neue Bildnerische Methoden wurden entwickelt, bei denen der künstlerische Prozess weitgehend dem Zufall überlassen war
- Protestbewegung gegen Materialismus und Konventionen der Gesellschaft
V. Dalis Kritisch - Paranoische Methode
\"Eines Tages wird man offiziell zugeben müssen, daß das, was wir Wirklichkeit getauft haben, eine noch größere Illusion ist als die Welt des Traumes.\"
Salvador Dali
- vertraute Welt stellt er eine aus dem Unbewussten kommende unverdorbene Welt entgegen
- Wahnhafte Vorstellungen
Ü collageartige Kombination verschiedener Objekte, Deformationen, Zersplitterungen und
Metamorphosen
- akribische Malweise und durchdachte Kompositionen entwickeln verstörende Bildwelten
- Dali selbst war kein Paranoiker, er versuchte die Symptome nachzuvollziehen und benutzte dies nur als seine Bildfindungsmethode
VI. Bildbeschreibungen
"Man muss systematisch Verwirrung stiften - das setzt Kreativität frei.
Alles, was widersprüchlich ist, schafft Leben.\"
Salvador Dalí
a) Paar, die Köpfe voller Wolken (Un Couple aux tête pleine de nuages)
Mann: 92,5x69,5cm Frau: 82,5x62,5cm
Die beiden Silhouetten von Dalí und Gala - in der Haltung der Figuren des Angelus von Millet - sind offen zum Himmel und zum Strand von Port Lligat. Die Silhouette am linken Zipfel der Tischdecke in der weiblichen Figur erinnert an eine antromorphe Gestalt, die sich mit beiden Händen den Kopf hält.
b) Vorahnung des Bürgerkriegs
1936 - Öl auf Leinwand 100x99cm
\"Die Vorahnung des Bürgerkriegs ließ mir keine Ruhe. Als Maler von Höhepunkten in der Krankheit der Eingeweide beendete ich dieses Werk sechs Monate vor vor dem Spanischen Bürgerkrieg, auf dem ein großer menschlicher Körper zu sehen ist, mit übergroßen Armen und Beinen, die sich gegenseitig im Wahn würgen. Sechs Monate vor Ausbruch des Bürgerkriegs habe ich diesem Gemälde den Titel \"Vorahnung des Bürgerkriegs\" gegeben, und dieser Titel paßt genau in die Dalíschen Vorraussagen.\"
- Bild wird dominiert von fleischiger, in einer unnatürlichen Pose auftretenden Figur
- Diese Figur weist viele menschliche Merkmale auf
- Symbole von Verwesung im ganzen Bild
- Intention: Tod und Vergänglichkeit des Daseins
- Bezug zu Titel: Dali will vor Gefahren eines Krieges warnen (geprägt von eigenen Erfahrungen im 1. WK)
- Typisch: Auch hier treten bis zur Unkenntlichkeit deformierte Körper auf, die beunruhigend wirken, aber auch zum Nachdenken anregen
- die Grenze zwischen Tatsächlichem (Kriegsopfer, Leichen, Ungeziefer) und dem Psychischen, das nur empfunden wird verschwimmt
- Kampf zwischen Vitalem der Jugend und dem Verwesenden des Alters, wobei das Alter gewinnt (krallende Hand, Fuß, der auf den Brüsten steht) · Botschaft: jeden Menschen ereilt Tod, Tod ist stärker als Jugend
- Symbol auch der Himmel: Ca. ¾ des Himmels werden von grauen Wolken eingenommen, die auch den letzten noch hellen Fleck zu verschlingen drohen · nahendes Unheil
- Räumlichkeit: Keine Zentralperspektive, verschiedene Ansichten gemischt, anatomische Größenverhältnisse werden missachtet
- Malweise: Akademische, technisch perfekte Lasurmalerei, bei der alle Flächen vollkommen relieffrei sind und keinerlei Pinselstriche aufweisen
c) Die Beständigkeit der Erinnerung
1931 Öl auf Leinwand 24 x 33 cm
Beschreibung:
- kleines, querformatiges Ölbild
- ungewöhnliche Dinge in rätselhafter Konstellation
- eine weite Landschaft breitet sich aus
- düstere Ebene vorne gewinnt erst hinten an Licht wo rechts das Gebirge beginnt
- Gebirge fällt zur Bildmitte hin ab, versinkt in der Meeresbucht, die sich von links ins Bild erstreckt
- Gebirge spiegelt sich im Meer
- Darüber dehnt sich der Himmel, weiche Übergänge von Gelb bis hin zu Blau
- von linker unterer Bildhälfte schiebt sich ein brauner Klotz ins Bild
- Klotz hat unbestimmte Größe: könnte Stufenhoch sein), aber die Baumruine an der Hinterkante lässt ihn meterhoch erscheinen
- Die Taschenuhren widersprechen dem, lassen den Kubus kleiner erscheinen
- hohler Baumstamm, der auf halber Höhe abgebrochen ist, einzelner Ast ragt fast senkrecht in die Bildmitte
- über dem Ast hängt weich und leicht deformiert eine silberne Taschenuhr, mit Zeiger auf hellblauen Grund
- Zweite Uhr mit goldenen Gehäuse hängt über der Vorderkante des Kubus herab, Zeiger zeigen kurz vor 7 Uhr, auf hellblauem Ziffernblatt sitzt eine Fliege
- Ganz vorne links liegt weitere rot schimmernde Uhr auf denen Ameisen krabbeln, sich konzentrisch zur Mitte hin orientierend
- Weiter hinten am linken Bildrand etwa bis zum Strand ragt eine brettartige Form ins Bild mit blauer Oberfläche und holzartigen Kanten
- Bildmitte: amorphes Gebilde in weißlichen Farbwerten, verliert sich in rechts schmaler werdenden Form im dunkeln
- erscheint durch Schatten plastisch
- in der oberen Partie erkennt man ein Augenlid mit langen, feinen Wimpern darüber eine feingewellte Zeichnung, die von der Form her einem Mund, der Position einer Braue gleichkommt
- Ausbuchtung nach vorne ist Nasenähnlich, vergleichbar klein gegen das Auge
- darunter ragt ein dunkler, rötlicher Teil hervor, die Zunge
- über die Mittelpartie dieses Objektes ist wiederum eine silberne Uhr gelegt
Darstellung:
- Geheimnisvolle Gegenstandswelt und naturalistische Darstellungsweise sind faszinierend
- Aspekte des Naturalismus sind vorhanden:
Ø Räumlichkeit
Ø Perspektive
Ø Gegenstandsbeschreibende Farbgebung
Ø Plastische Ausarbeitung
Ø Detailgetreue ( Material, Struktur)
Ø Licht / Schatten (Licht kommt niedrig von rechts Ü effektvolle Beleuchtung der Dinge im Gegensatz Ebenen ergeben zusammen eine Bühnenartige Wirkung)
- dazu die düstere Geheimnisvolle Gegenstandswelt
Ø ungewöhnliche / vertraute Gegenstände sind kombiniert
Ø fotographisch genaues Gebirge
Ø weiche Uhren
Ø merkwürdiges organisches Gebilde (Details = Gegenstandsfragmente = Effekt der Verfremdung)
Ø Welt des Unbewussten, Traumes, Phantasie, Halluzination, Erinnerungsfetzen
Verschiedene Realitätsebenen und Gegenstände in verschiedenen Zuständen lassen Zwischenwelt / Überwelt entstehen
d) Der große Masturbator
Le grand masturbateur, 1929 Öl auf Leinwand 110x150cm
"Der große Masturbator, die riesige Nase auf das Onyxparkett gestützt, die immensen Augenlieder geschlossen, die Stirn von abscheulichen Runzeln zerfressen und der Hals geschwollen von dem berühmten Furunkel in dem Ameisen wimmeln, erstarrt von der noch zu hellen Abendstunde umfangen während das Häutchen das seinen Mund ganz bedeckt, längs der beängstigend riesigen Heuschrecke hart wird reglos an sie geklammert und geschmiegt, seit fünf Tagen und 5 Nächten.\"
- Entfremdete, verzerrte Form des Dargestellten
- Keine Rücksicht auf Naturgesetze; das Irrationale, Phantastische wird zur Geltung gebracht
- Traummotiv, irrationale Perspektive + Komposition + Farblichkeit
- ,,Psychischer Automatismus\": Künstlerischer Prozess muss automatisch und ohne durch die Vernunft geleitete Kontrolle ablaufen
- Keine Grenzen zw. Innen- (Traum, Phantasie) und Außenwelt (Vernunft, Erfahrung)
- Menschliche, tierische und natürliche Dinge (Frauenkopf, Wimpern, Insekten, Äste, Wüste, menschl. Gestalten) verschmelzen
- Frauengesicht wendet sich nach Geborgenheit suchend zum Mann (der Stärke symbolisiert)
- Natürliche Sexualität zw. Mann/Frau/Kind ist eines der Grundmerkmale des Surrealismus: Der Bezug zur Freudschen Psychoanalyse, welche sich unter anderem mit der oft unterdrückten Sexualität (damals Tabuthema) beschäftigte
- Raumverteilung (große Mann-Frau-Komposition) zeigt das sichtbar Göttliche · Pantheistische Wurzeln des Surrealismus in der Romantik
- Der der Frau zugewandte Arm d. Mannes kann auch als Fruchtbarkeitssymbol gewertet werden · Bezug zum Titel des Bildes
- Weitere Stilmerkmale: Erwecken eines illusionären Raumes durch Verkleinerungen sowie verschiedene unstimmige perspektivische Mittel (z.B. Kleine Betrachter - großes Objekt)
- Maltechnik: akademisch, technisch gut, Lasurtechnik, keine Pinselstriche
- Farben: Bonbonfarben, keine Lokalfarben, sondern entfremdete Farben, unangenehme, metallische Wirkung
- Bild enthält außerdem ein immer wiederkehrendes Dali-Motiv: Die Ameise
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