der Impressionismus erschöpft sich nicht in den 15 genialen Maler, die ihn geschaffen und ihm internationale Berühmtheit errungen haben. In ihrem Umkreis und am Rande ihrer Bewegung haben noch andere Künstler im Freien gemalt und die Lichtfarbe wiederzugeben versucht. Bald wurde jedoch deutlich, daß die Ästhetik, die anfangs vom Publikum verworfen wurde, einem Bündnis des gewandelten Empfindungsfähigkeit entsprach; man gewöhnte sich an sie und verurteilte in ihrem Namen die bahnbrechenden Bewegungen der zeitgenössischen Kunst. Von 1880 an strahlt der Impressionismus über Frankreich hinaus bis in die Neue Welt.
Die Maler, die von 1870 an und fast bis heute einen Motiv mit dem Pinsel in der Hand leicht hinwarfen und auf dem Bild ihre Eindruck (Impression) ausdrücken wollten, sind Menge. Man entdeckt heute allmählich ihre Werke; viele sind jedoch vergessen.
In aller Welt
Von 1885 an wurde der Impressionismus in der ganzen Welt ebenso bereitwillig wie verständnislos aufgenommen. Mehr als die französische Malerei, in der einige Einzelgänger der Fahne der Freiheit hochhielten, war die europäische des19Jhrd. In den stehenden Wassern des Akademismus und das Relismus festgefahren. Infolge eines der schwerwiegendsten Mißverständnisse in der Geschichte der Formen hatte seit dem Ende des 18Jhdr. einen an den Altertümern geschulte Ästhetik geherrscht, Während die Welt sich unter dem Anstoß der wissenschaftlichen Naturerkenntnis wesentlich veränderte. Statt Harnischen und Federhüten hatte man den Statuen Jacken oder Gehröcke angezogen. Das genügte jedoch nicht, um einen Stil zu schaffen. Wenn diese reizvollen Bilder des "Alten Wien", aus der Biedermeierzeit, noch Gnade vor unseren Augen finden, so gerade deshalb, weil ihnen des immer neue Aktuelle fehlt, das die wahren künstlerischen Werke zur Ewigkeit bestimmt; sie zeugen von einer vergangenen Zeit, deren Ferne uns sehnsüchtig macht.
Seit dem 18Jhdr. war die europäische Malerei nach dem herrlichen schöpferischen Auferstehung des18Jhdr. in die Bildermacherei zurückgefallen; damit sie wieder zur Malerei würde, mußte sie sich der Natur zuwenden; dieser Weg wurde jedoch von den Maßgebenden Persönlichkeiten der Institute und Akademien als verderblich verwiesen. Die Engländer hatten den rettenden Weg gezeigt, doch ihre Ausstrahlung reichte nicht über Paris hinaus, wo sie allerdings Gércault und Delacroix angeregt hatte. Der entscheidende Anstoß ging endlich vom Impressionismus aus.
Dieser Anstoß war, manchmal sehr weit von den Orten entfernt, wo er wirken sollte, erwartet und vorgeführt worden. Als Zeugnis dafür sie nur das außerordentliche Bild eines ungarischen Malers, Frühstück im Grünen von Pál Szinyei Merse (1845-1920) aus dem Jahre 1873 genannt. Schon das Motiv allein war revolutionär, mehr noch jedoch die Tatsache, daß die Szene in einen violetten Schatten getaucht ist, den eine vorüberziehende Wolke oder das Laub eines Baumes wirft. Weder in Italien noch in München, wo dieser Künstler sein Handwerk erlernte; konnte er eine Vorstellung solcher Lichtwirkungen erhalten; dieses Werk war seiner Zeit so weit voraus, daß der Künstler infolge des Skandals, den seine Ausstellung auslöste, zeitweilig die Malerei aufgab.
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