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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Regieanweisungen


1. Drama
2. Liebe

Luise: (traurig, hoffnungslos, aufgeregt, verzweifelt, Ferdinand anschauend) Ich bitte dich, höre auf. Ich glaube an keine guten Tage mehr. Alle meine Hoffnungen sind gesunken.

Ferdinand: (hoffnungsvoller Blick, schaut Luise an) So sind die Meinigen gestiegen. Mein Vater ist aufgereizt. Mein Vater wird alle Geschütze gegen uns richten. (vor Aufregung mit den Armen um sich schlagend, spricht schnell) Er wird mich zwingen, den unmenschlichen Sohn zu machen. Ich stehe nicht mehr für meine kindlichen Pflichten. (spricht laut, düster, ernst) Wut und Verzweiflung werden mir das schwarze Geheimnis seiner Mordtat erpressen. Der Sohn wird den Vater in die Hände des Henkers liefern - Es ist die höchste Gefahr - und die höchste Gefahr musste da sein, wenn meine Liebe den Riesensprung wagen sollte. - (spricht ruhiger, sieht Luise an, fasst ihre Hände) Höre, Luise - ein Gedanke, groß und vermessen wie meine Leidenschaft, drängt sich vor meine Seele - Du, Luise, und ich und die Liebe! - (mit den Armen zum Sprechen große Kreise schlagend) Liegt nicht in diesem Zirkel der ganze Himmel? Oder braucht du noch etwas Viertes dazu?

Luise: (laut, geht ein Stück von Ferdinand weg) Brich ab. Nichts mehr. (verzweifelt, fasst sich mir den Händen an den Kopf, spricht ruhiger) Ich erblasse über das, was du sagen willst.

Ferdinand: (fragender Blick, ruhige, überzeugende Stimme, geht zum Fenster) Haben wir an die Welt keine Forderungen mehr, warum denn ihren Beifall erbetteln? Warum wagen, wo nichts gewonnen wird und alles verloren werden kann? - (spricht leise, in den Raum hinein schauend, sieht Luise nicht an) Wird dieses Aug nicht ebenso schmelzend funkeln, ob es im Rhein oder in der Elbe sich spiegelt oder im Baltischen Meer? (sich zu Luise wendend, sie anschauend, fasst sie an die Schultern, ernsthaft) Mein Vaterland ist wo, mich Luise liebt. Deine Fußtapfe in wilden sandigen Wüsten mir interessanter als das Münster in meiner Heimat - werden wir die Pracht der Städte vermissen? (begeistert, hoffnungsvoll, will Luise überzeugen, lächelt sie an) Wo wir sein mögen, Luise, geht die Sonne auf, eine unter - Schauspiele, neben welchen der üppigste Schwung der Küste verblasst. Werden wir Gott in einem Tempel mehr dienen, so ziehet die Nacht mit begeisternden Schauern auf, der wechselnde Mond predigt uns Buße, und eine andächtige Kirche von Sternen betet mit uns. - Werden wir uns in Gesprächen der Liebe erschöpfen? - (trauriger Blick, schaut auf den Boden, fasst ihre Hände) Ein Lächeln meiner Luise ist Stoff für Jahrhunderte, und der Traum des Lebens ist aus, bis ich diese Träne ergründe.

Luise: (fragender Blick, traurig, leise Stimme, sieht nach untern) Und hättest du sonst keine Pflicht mehr als deine Liebe?

Ferdinand (sie umarmend): (ruhig, gelassen, leise Stimme) Deine Ruhe ist meine heiligste.

Luise (sehr ernsthaft): (wendet sich von Ferdinand ab, laute Stimme, geht zum Fenster, den Tränen nahe, unruhig) So schweig und verlass mich - Ich habe einen Vater, der kein Vermögen hat als diese einzige Tochter - der morgen sechzig alt wird - der der Rache des Präsidenten gewiss ist. -

Ferdinand (fällt rasch ein): (hastig, aufgeregt, laute Stimme) Der uns begleiten wird. Darum keinen Einwurf mehr, Liebe. Ich gehe, mache meine Kostbarkeiten zu Geld, erhebe Summen auf meinen Vater. Es ist erlaubt, einen Räuber zu plündern, und sind seine Schätze nicht Blutgeld des Vaterlands? - (laut, aufgeregt, mit bittender Stimme) Schlag ein Uhr um Mitternacht wird ein Wagen hier anfahren. Ihr werft euch hinein. (entschlossen) Wir fliehen.

Luise: (erschrocken, nicht entschlossen, ängstlich, fragender Blick, nachdenkend) Und der Fluch deines Vaters uns nach? - ein Fluch , Unbesonnener, den auch Mörder nie ohne Erhörung aussprechen, den die Rache des Himmels auch den Dieb auf dem Rade hält, der uns Flüchtling unbarmherzig wie ein Gespenst von Meer zu Meer jagen würde? - (verzweifelt, kann Ferdinand nicht in die Augen sehen) Nein, mein Geliebter! Wenn nur ein Frevel dich mir enthalten kann, so hab ich noch Stärke, dich zu verlieren.

Ferdinand (steht still und murmelt düster): (verspürt völlige Leere, dreht den Kopf weg, den Tränen nahe, enttäuscht, mit leiser Stimme) Wirklich?

Luise: (laute Stimme, fragend, wendet sich zu Ferdinand) Verlieren! - O ohne Grenzen entsetzliche ist der Gedanke - Grässlich genug, den unsterblichen Geist zu durchbohren und die glühende Wange der Freude zu bleichen- (fest entschlossen, mit etwas lauter Stimme, geht auf und ab, schließlich zu Ferdinand, beide Blicke treffen sich) Ferdinand! Dich zu verlieren! - Doch ! man verliert ja nur, was man besessen hat, und dein Herz gehört deinem Stande - Mein Anspruch war Kirchenraub, und schauernd geb ich ihn auf.

Ferdinand (das Gesicht verzerrt und an der Unterlippe nagend): (entsetzt, traurig, enttäuscht) Gibst du ihn auf?

Luise: (fordernd, anflehend, mit harter, lauter Stimme, versucht es trotzdem Ferdinand schonend beizubringen) Nein ! Sieh mich an, lieber Walter. Nicht so bitter die Zähne geknirscht. Komm! Lass mich die Heldin dieses Augenblicks sein - einem Vater den entflohenen Sohn wiederschenken - einem Bündnis entsagen, das die Fugen der Bürgerwelt auseinander treiben und die allgemeine ewige Ordnung zugrund stürzen würde - (vorwurfsvoll) Ich bin die Verbrecherin - mit frechen, törichten Wünschen hat sich mein Busen getragen - mein Unglück ist meine Strafe, so lass mir doch jetzt die süße, schmeichelnde Täuschung, dass es mein Opfer war - Wirst du mir diese Wollust missgönnen?

Ferdinand (hat in der Zerstreuung und Wut eine Violine ergriffen und auf derselben zu spielen versucht - Jetzt zerreißt er die Saiten, zerschmettert das Instrument auf dem Boden und bricht in ein lautes Gelächter aus):

Luise: (verwirrt, traurig, geschockt, den Tränen nahe, entschlossen, kann Ferdinand nicht in die Augen schauen, ängstlich, normale Stimmlautstärke) Walter! Gott im Himmel! Was soll das? - Ermanne dich. Fassung verlangt diese Stunde- (betonend) es ist eine trennende. Du hast ein Herz, lieber Walter. Ich kenne es. Warm wie das Leben ist deine Liebe und ohne Schranken wie´s Unermessliche - Schenke sie einer Edlen und Würdigern - sie wird die Glücklichsten ihres Geschlechts nicht beneiden - - (Tränen unterdrückend.) mich sollst du nicht mehr sehn - das eitle betrogene Mädchen vereine seinen Gram in einsamen Mauren, um seine Tränen wird sich niemand bekümmern - Leer und erstorben ist meine Zukunft - Doch wird ich noch je und je am verwelkten Strauß der Vergangenheit riechen. (Indem sie ihm mit abgewandtem Gesicht ihre zitternde hand gibt.) (voller Tränen, von Ferdinand abgewandt, nachdenkend, leise Stimme) Leben sie wohl, Herr von Walter.

Ferdinand (springt aus seiner Betäubung auf): (schaut Luise mit fragenden Blick an, er will sie noch überreden, ist entschlossen) Ich entfliehe, Luise. Wirst du mir wirklich nicht folgen?

Luise (hat sich im Hintergrund des Zimmers niedergesetzt und hält das ganze Gesicht mit beiden Händen bedeckt): (gelassen, dennoch entschlossen, bleibt standhaft) Meine Pflicht heißt mich bleiben und dulden.

Ferdinand: (schreiend, wütend, gereizt, fragend) Schlange, du lügst. Dich fesselt was anderes hier.

Luise (im Ton des tiefsten inwendigen Leidens): Bleiben Sie bei dieser Vermutung - sie macht vielleicht weniger Elend.

Ferdinand: (laut, mit dem Finger auf Luise zeigend, herzlose Stimme) Kalte Pflicht gegen feurige Liebe! - Und mich soll das Märchen blenden? - Ein Liebhaber fesselt dich, und (ernst, hinterlistig, sich fragend) Weh über dich und ihn, wenn mein verdacht sich bestätigt! (geht schnell ab.)

 
 

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