Die politische Szenerie der Weimarer Republik war durch einen ungewöhnlich breiten Fächer politischer Kräfte bestimmt. Fertig werden musste die deutsche Nation zunächst mit der Tatsache eines verlorenen Krieges, mit dem Umstand, dass gerade die politischen Gruppen, die in der vorausgegangenen kaiserlichen Ära zu geächteten Opposition gehört hatten, bei der ersten Wahl zur Bildung der Nationalversammlung Anfang 1919 die Mehrheit der Stimmen für sich gewinnen konnte und vor allem mit der Tatsache, dass die verhassten Sozialdemokraten, die man als die ärgsten Feinde des Vaterlandes verleumdet hatte, nun die stärkste Partei des Volkes geworden waren, das einer der ihren, Friedrich Ebert, zum neuen Staatsoberhaupt aufrückte, dass Regierungen gebildet wurden, in denen Kanzler und Minister Kreisen entstammten, denen im Kaiserreich jede aktive Mitgestaltung am politischen und sozialen Leben verwehrt geblieben war. Doch die demokratische Mehrheit der ursprünglichen Weimarer Koalition aus Mehrheitssozialdemokraten, dem katholischen Zentrum und den fortschrittlichen Liberalen geriet bereits 1920 in die Minderheit.
Mit politischen Gruppen, die ihren Staat entweder nicht recht mochten - ihn darum nur lau verteidigten und schützten - und mit oppositionellen Kräften, die ihn nicht nur verbal, sondern auch unter Einsatz von Mitteln der Gewalt, die zeitweilig Bürgerkriegsähnliche Zustände hervorriefen, bekämpften, war es in der Tat nicht leicht, einen Staat zu führen. Schon die kurze Lebensdauer der Regierungen machte es schwer, das Vertrauen des Volkes in die Effizienz und das politische Vermögen eines parlamentarischen Regierungssystems zu wecken. Die Politik schien zu einem absurden Spiel zwischen untereinander uneins gewordenen Kräften zu entarten, das letzten Endes allein den Akteuren selbst - nicht aber dem Staat und seinen Bürgern - Nutzen brachte. So machte sich in einem großen Teil der politischen Parteien und vor allem im Volke selbst ein wachsender Zweifel an der Lebensfähigkeit und Brauchbarkeit dieser Art von Demokratie breit. Eine falsche Vorstellung von der politischen Betätigungsfreiheit aller Gruppen lähmte darüber hinaus die Verteidigungsbereitschaft des Systems angesichts seiner immer akuter werdenden Krise und Bedrohung.
Die politische Krise der Weimarer Republik war eine Krise der Autorität. Die demokratischen Kräfte hatten nicht genügend Spielraum und Zeit durch eigene Erfolge Autorität zu gewinnen und Legitimität zu erringen. Die Gegner der Weimarer Republik - vor allem die von rechts - taten alles, um dem verhassten System zu schaden und es nicht Wurzeln schlagen zu lassen. Sie wurden darin vielfach durch den konservativen Beamten- und Justizapparat unterstützt.
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