Björn Geilke WHH41
Teil 1: Daten über den Verfasser
- Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
- geboren in Kamenz am 22. 1. 1729
- er entstand einem evangelischen Pfarrhaus; sein Vater war Pastor primarius in der örtlichen Hauptkirche
- er war das 2. von insgesamt 12 Kindern
- 1776 heiratete er die verwitwete Eva König in Jork (bei Hamburg). Sie starb 1777 nach der Geburt eines Sohnes, der auch nur kurz lebte.
Werdegang:
Er besuchte zuerst die Stadtschule in Kamenz, von 1741-1746 die Fürstenschule in Meißen. Er studierte danach von 1746-1748 Medizin und Theologie in Leipzig. Danach lebte er als freier Schriftsteller in Berlin, wo er für mehrere Zeitungen schrieb. Er hatte Verbindung zu verschiedenen Theatergruppen und schrieb für diese seine ersten Stücke. Dauernd in Geldnot nahm er von 1760-1765 in Breslau eine Stelle als Sekretär beim General Tauentzien an. 1767 erhielt er eine Anstellung als Dramaturg und Kritiker am Deutschen Nationaltheater in Hamburg, 1770 eine Stelle als Bibliothekar in Wolfenbüttel.
Seine Werke (u.a.):
Der junge Gelehrte, Der Freigeist, Miß Sara Sampson (Tragödie), Philota (Tragödie), Fabeln, Minna von Barnhelm (Lustspiel), Laokoon, Hamburgische Dramaturgie, Emilia Galotti, Nathan der Weise, Der Freigeist, Die Juden
- Am 15. Februar 1781 starb Lessing bei einem Besuch in Braunschweig im Hause des Weinhändlers Angott.
Teil 2: Kurzer Überblick über die geschichtlichen Besonderheiten der Zeit
- Politik:
Das Drama "Nathan der Weise" spielt zur Zeit der Kreuzzüge im 11. Jahrhundert und der Herrschaft König Saladins, dessen Reich sich über Ägypten, Syrien, Tikrit und Damaskus erstreckte, in Jerusalem. Er besetzte seit 1174 Syrien und eroberte 1187 Jerusalem in den Kreuzzügen. Saladin siegte bei der entscheidenden Schlacht bei Hattin durch seine überragende Kriegstechnik unter dem Einsatz berittener Bogenschützen. Saladin war ein sunnitischer Muslim und genoss auch im Abendland große Achtung. Viele heutige Islamisten identifizieren Ihren Kampf mit dem Ruhmreichen Sieg Saladins über die christlichen Kreuzritter. Dieser war jedoch gar nicht arabischer Abstammung sondern Kurde.
- Kunst:
Die Literatur des 11. Jahrhunderts hielt man handschriftlich in der von den Römern ererbten, im westlichen Europa einzig literaturfähigen lateinischen Sprache fest, die in der Schule erst erlernt werden musste. Heute bewahren Bibliotheken und Archive das Erbe des Mittelalters in Handschriften und Frühdrucken.
Ein berühmter Künstler zur Zeit Sultan Saladins war Nikolaus von Verdun, dessen Kunst zwischen 1181 und 1205 nachweisbar ist. Mit der sog. Grubenschmelztechnik schuf er das bedeutendste mittelalterliche Emailbildwerk, in Form von 68 Bildplatten eines dreiteiligen Altars der Stiftskirche in Klosterneuburg bei Wien. Er hatte großen Einfluss auf die frühgotische Stilentwicklung.
Teil 3:
- Inhalt:
Das Buch "Nathan der Weise" von G.E. Lessing aus dem Jahr 1779 handelt u. a. von dem jüdischen Kaufmann Nathan, seiner Tochter Recha, einem zu Beginn noch unbekannten Tempelherrn und dem Sultan Saladin. Nach seiner Rückkehr von einer Geschäftsreise erfährt Nathan, dass seine geliebte Tochter von einem von Sultan Saladin begnadigten christlichen Tempelherrn aus Nathans brennendem Haus gerettet wurde und sie sich daraufhin in ihn verliebte. Dieser jedoch lehnte jeglichen Dank ab und verschwand so plötzlich wie er aufgetaucht war. Währenddessen überlegten Saladin und seine Schwester Sittah wie sie ihre leeren Kassen wieder auffüllen könnten und dachten dabei an den ebenso weisen wie reichen Nathan der überall im Volk bekannt ist. Saladin jedoch ist mit Sittahs Plan nicht so recht zufrieden und schlägt vor Nathan erst einmal auf die "Probe" zu stellen und ihn somit unter Druck zu setzen. Er lädt ihn in seinen Palast ein und sie reden eine Weile darüber warum Nathan im Volk so beliebt ist. Dann stellt der Sultan Nathan die Frage welche nach seinem Ermessen die beste Religion sei und lässt ihn dann allein um darüber nachzudenken. Nathan der die Falle bemerkt hat berichtet dem Sultan anschließend von dem Märchen der Ringparabel.
In diesem Märchen berichtet Nathan von einem Vater der einen Ring besaß, dessen Gabe es war seinem Träger die Achtung eines jeden Menschen zu schenken. Als dieser jedoch im Sterben lag wusste er nicht an welchen seiner 3 Söhne er den Ring vererben sollte und somit fertigte er zwei Duplikate an und gab jedem Sohn einen Ring womit nun alle im Glauben waren den "Einen" Ring zu besitzen. Da aber jeder einen Ring hatte kam es zu einem Streit und die drei Brüder kamen zum Schluss einen Richter entscheiden zu lassen. Der Richter sagte ihnen nur, dass derjenige den richtigen Ring habe, der auch die Achtung der Menschen bekäme welche den echten Ring ja ausmachte. Da die Brüder allerdings nur sich selbst liebten kamen sie zum Entschluss, dass der echte Ring verloren gegangen sein müsse und somit keiner von ihnen besser war als der andere. Die Geschichte sollte zeigen, dass es keine "bessere" Religion gäbe und dass jede Religion sich selbst für die beste hielte. Durch diese weise Antwort Nathans erhält Saladin großen Respekt vor ihm und bietet ihm die Freundschaft an.
In der Zwischenzeit beschließt der Tempelherr für sich, dass er Recha seine Liebe, die er erst spät bemerkte gestehen könne, da ihn Gefangennahme, Todesurteil und Begnadigung vom Keuschheitsgelübde befreit haben. Als er Nathan darauf anspricht, ist dieser zurückhaltend, da er bereits ahnt, dass der Tempelherr Rechas Bruder sein könnte, diese Vermutung kam ihm als er den Namen des Tempelherrn hörte, der ihn an einen früheren Freund erinnerte, der der wirkliche Vater Rechas ist. Der Tempelherr empfindet diese Haltung als Rückfall in jüdische Orthodoxie. Von Daja erfährt er zudem, dass Recha eine Christin sei, die von Nathan in jüdischem Glauben erzogen wurde. Dies lässt sein Vertrauen zu Nathan weiter schwinden. Während Saladin dem Tempelherrn seine Freundschaft anbietet um einen Vergleich zu seinem Bruder zu machen, da Saladin bei ihm wiederum eine Ähnlichkeit zu diesem sieht, klagt der Tempelherr über Nathans angebliche Verfehlung. Saladin verspricht den Konflikt zu lösen und bittet ihn sich zu beruhigen. Sittah und Saladin sind sich einig, dass beim Tempelherrn eine große Ähnlichkeit zu ihrem Bruder Assad besteht, der eine Vorliebe für christliche Frauen besaß. Sie beschließen die Heirat von Recha und dem Tempelherrn zu ermöglichen. Über einen Klosterbruder, der Nathan vor 18 Jahren Recha als Säugling übergeben hatte, versucht Nathan einen Beweis zu erhalten, dass seine Vermutung berechtigt war. Nach einiger Zeit verschafft der Klosterbruder ihm tatsächlich einen schriftlichen Beweis. Das Drama endet nachdem Recha von Daja erfahren hat, dass sie eigentlich Christin sei und Nathan im letzten Moment die Heirat verhindern konnte, indem er aufdeckte, dass der Tempelherr und Daja Geschwister sind. Die Ähnlichkeit zu Saladins Bruder Assad war ebenfalls berechtigt. Assad emigrierte nach Deutschland und nahm den deutschen Namen "Wolf von Filnek" an- der Name von Nathans altem Freund.
- Charaktere:
Sultan Saladin
Er ist von Grund auf ein guter Mensch, der Anderen Gutes möchte und ihnen jederzeit, soweit es möglich ist, Geschenke und Gaben überreicht. Er sieht dabei auch von seinem eigenen Wohl ab, was ihn schlussendlich in den wirtschaftlichen Ruin treibt. Mit seiner Schwester Sittah spielt Saladin oft Schach, was von Intellektualität zeugt. Die Begegnung mit Nathan und der "Ringparabel" wird zum Schlüsselerlebnis für Saladin, welche seine Einstellung vollkommen verändert. (4. Aufzug, 4. Auftritt: "Ich wollte nie, dass Bäumen eine Rinde wächst.") Saladin gilt als Verbesserer der Welt: er hilft den Bettlern und begnadigt einen Tempelherren, welchem er anfangs sogar gute Kleidung beschafft um ihm Ansehen zu verleihen. Mit der Freundschaft zu Nathan bildet er eine Glaubensgemeinschaft, welche alle Grenzen der Religion überwindet.
Sittah
Sittah ist Saladins Schwester, welche als Schachpartnerin Saladins eingeführt wird. Sie gibt ihm Gelegenheit, seine Probleme auszusprechen. Sie nimmt großzügige Geldgeschenke Saladins für jedes gewonnene oder verlorene Spiel an, aber nur, um sie heimlich wieder der recht leeren Kasse des Schatzmeisters Al-Hafi zu überlassen. Ihren klugen Wirklichkeitssinn zeigt sie auch in ihrer skeptischen Beurteilung der politischen Visionen ihres Bruders. Saladins Plan, durch eine Doppelhochzeit seiner Geschwister mit Geschwistern des englischen Königs Richard Löwenherz dauerhaften Frieden in einem islamisch-christlischen Mischstaat zu schaffen, stehe der Stolz und das Machtstreben der Christen im Wege, die nur Christen, nicht \"Menschen\" sein wollten, denen es nur um die Verbreitung des \"Namens\" Christi, nicht um die von Christus vorgelebte \"menschliche\" Tugend gehe und deren Ziel deshalb die Wiedererrichtung eines christlichen Königreichs Jerusalem sei.
Nathan
Nathan ist die Hauptperson des Dramas. Er ist ein reicher jüdischer Geschäftsmann aus Jerusalem. Nathan ist nicht geizig, möchte aber nicht die leeren Staatskassen Saladins füllen, obwohl er dadurch seinen Reichtum vermehren könnte; nicht zuletzt deshalb lehnt er aber ab, weil sein Freund Al-Hafi ihn darum bittet. Durch dieses Verhalten entkräftet Nathan das Vorurteil, dass Juden nur nach Reichtum streben. Auf die Bitte des Sultans, ihm Geld zu leihen, reagiert er aber entgegenkommend. Nathan wird vom Volk und von allen Menschen vor allem wegen seiner Güte und seines Großmuts gelobt. Nathan hat sich vom orthodoxen Judentum gelöst und ist anderen Religionen gegenüber tolerant eingestellt (Z 1070 "Jud und Christ und Muselmann und Parsi, alles ist ihm eins"). Für ihn ist die Religion nur eine Hülle. Bei ihm finden Glaube und Vernunft Einklang. Seine Weltanschauung lebt er vorbildhaft und macht sie auch zur Grundlage von Rechas Erziehung. Durch diese Weltanschauung wird er als "weise" bezeichnet.
Recha
Recha ist Nathans Adoptivtochter. Sie ist eine Christin, die vom jüdischen Nathan in jüdischem Glauben erzogen wurde. Zu Beginn des Dramas erfährt man, dass sie von einem Tempelherrn aus Nathans brennenden Haus gerettet wurde. Sie verliebte sich in diesen Tempelherrn, der sich auch ohne es zunächst zu wissen in sie verliebte. Im späteren Handlungsverlauf erfährt man allerdings, dass sie und der Tempelherr Geschwister sind.
Daja
Sie ist die Gesellschafterin Rechas. Sie arbeitet im Hause der Juden, obwohl sie Christin ist. Sie steht Nathan stets zur Seite und wird von ihm nach Geschäftsreisen großzügig beschenkt.
Tempelherr
Der Tempelherr ist Christ und Mitglied eines Ordens. Und als Christ hat er auch die damals üblichen Vorurteile gegenüber Juden. Durch sein Eingreifen rettet er Recha aus den Flammen des brennenden Hauses. Für diese Tat möchte er aber keinen Dank und keine Anerkennung, weil es für ihn selbstverständlich ist, zu helfen. Erst nach einiger Zeit, in der er Daja, Recha und Nathan aus dem Weg geht, merkt er, dass er sich in ein "Judenmädchen" verliebt hat. Zu Nathan kann der Tempelherr eine Freundschaft aufbauen und sein gesamtes Bewusstsein verändern. In der Schlussszene stellt sich heraus, dass der Tempelherr und Recha Geschwister sind.
Derwisch/Al-Hafi
Al-Hafi ist Nathans Schachpartner und war vor Nathans Rückkehr von seiner Geschäftsreise noch ein Derwisch (muslimischer Bettelmönch). Nun ist er Schatzmeister für König Saladin. Er zeigte sich enttäuscht über Nathans Entscheidung ihm kein Geld für Saladins leere Kassen zu leihen.
Patriarch
Der Patriarch kommt lediglich im 4. Akt vor, wurde aber bereits im 1. Akt erwähnt, als der Klosterbruder den Tempelherrn bittet für den Patriarchen gegen Sultan Saladin zu spionieren. Er hat eine sehr eingeschränkte Einstellung was Religion angeht. Als der Tempelherr ihn fragt was man mit einem Juden macht, der eine Christin in jüdischem Glauben erzogen hat, antwortet er, dass man ihn verbrennen müsse.
Klosterbruder
Er führte die Befehle des Patriarchen zu Beginn des Dramas ohne Bedenken aus, bekam aber im späteren Verlauf Zweifel. Er fand für Nathan einen schriftlichen Beweis dafür, dass Recha und der Tempelherr Geschwister sind.
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