Die Taktik, Lehren in ein humorvolles Gewand zu kleiden, seit
jeher in der Fabeldichtung gängig, war in der Barockliteratur
weit verbreitet. Bereits das Titelkupfer des "Simplicissimus Teutsch"
zeigt die satirischen Absichten des Verfassers an. Der Satyr,
ein Mischwesen zwischen Mensch und Tieren unterschiedlichster
Gattungen, hält ein Buch und zeigt mit der Hand die Geste des
"Hörneraufsetzens" während er mit den Füßen einige auf dem Boden
liegende Masken zertritt. Schon im 1. Kapitel des "Simplicissimus",
bei der Beschreibung des Hofes seines Knan, schlägt der Ich-Erzähler
einen satirischen Grundton an. Seine Ernennung zum Hirten und
die erste Unterredung mit dem Einsiedler beziehen ihre Wirkung
aus dem "komischen bereits im Perceval des Chrestien de Troyes
(um 1175).
Der junge Perceval hört im Wald Waffenlärm
und meint, der Teufel sei im Anmarsch. Als er einer Schar von
Rittern begegnet, hält er sie für Engel und betet einen von ihnen
an. Das komische Missverstehen taucht später in Mozarts "Zauberflöte"
in der Begegnung Papagenos mit den Mohren wieder auf. Als Simplicius
im zweiten Buch in ein Kalbsfell gesteckt wird, beginnt die eigentliche
Narrensatire. Er sagt der Hanauer Gesellschaft die Wahrheit. Als
weisem Narren ist ihm gestattet, alle Torheiten zu bereden und
alle Eitelkeiten zu strafen, wozu sich dann mein damaliger Stand
trefflich schickte.
Der reine, naive Tor verwandelte sich
fast unversehens in einen durchtriebenen Schelm, der die Welt
und ihre Mängel durchschaut.
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