Zwischen Frühjahr 1933 und 1941 müssen über 500.000 Menschen, davon 2500 Schriftsteller und Tausende Künstler und Akademiker, aus politischen und/oder rassischen Gründen flüchten. Die Flüchtlinge bilden keine homogene Gruppe, sondern sind zersplittert und uneinheitlich. Je nach ideologischer Einstellung oder auch Desinteresse für Politik bilden die Flüchtlinge verschiedene Exilfraktionen, wobei es nicht an Einigungsversuchen fehlt. Die Gegnerschaft zum Nationalismus ist als Solidarisierungsbasis zu wenig, da die politische Bandbreite der Schriftsteller von "unpolitisch" bis zu "parteigebunden" reicht. So werden die Nazis von vielen Emigranten sehr vereinfacht als dämonisch , krankhaft und wahnsinnig beschrieben. Der Philosoph Ernst Casirer meint: "Hilter is an error of history, he does not belong in German history at all" Viele Schriftsteller kritisieren primär den Ungeist der #Nazis, ihren Verrat am bürgerlichen Humanismus. Die meisten Schriftsteller welche vorerst ihr Exil in Österreich , Frankreich den Niederlanden, im Sudetenland gesucht haben, werden nun mit dem Einmarsch Hitlers in ein neues Exil getrieben. Die meisten Exilanten flüchten nach Übersee, nach Nord- Südamerika. Besonders in den USA sind sie dem Umstand ausgesetzt, sich in eine völlig neue Kultur einzuleben, die Sprache zu lernen und damit ihr bis dato vorübergehendes warten im Exil endgültig zu beenden, sprich "Einwanderer" zu werden. Nach 1945 kommen nur wenige Exilanten nach Deutschland zurück, andere nach Jahren, die meisten bleiben im Ausland besonders in den USA geben viele deutsche Exilanten aus Enttäuschung unter dem Eindruck der grauenvollen Kriegsverbrechen der Nazis ihre Vorstellung von einem existierenden "anderen und besseren Deutschland auf. Sie übernehmen emotionale Vorurteile wie das vom schlechten "deutschen Wesen" und dem "deutschen an sich". Diese Einstellung mündet in der These der "Kollektivschuld" des deutschen Volkes, vertreten unter anderem von THOMAS MANN, der sich aber BERTOLT BRECHT und HANNAH ARENDT entgegenstellen.
Leben und Schreiben im Exil
ALFRED DÖBLIN schrieb 1938: "In die tiefste Einsamkeit nimmt jeder Künstler, jeder Schriftsteller die Gesellschaft, in der er lebt, mit, Sie ist es, die mit ihm zusammen dichtet und formt, in der Sprache, in den Urteilen, Bildern und Begriffen, die er mitgenommen hat. Nicht stumm ist der Schriftsteller in der Einsamkeit. Ein tausendfaches Gespräch führt er nach allen Seiten und trägt in dieses Gespräch seine Eingebung ein."
Die Emigranten, oft illegal ins Land gekommen sind, werden werden nur anfangs gastfreundlich behandelt. Als Sie immer mehr werden ändert sich das bald. Die Behörden machen ihnen Schwierigkeiten, besonders in der Schweiz. Zu den rechtlichen Problemen kommen finazielle: Nur wenige erfolgreiche Autoren wie THOMAS MANN oder LION FEUCHTWANGER können im Exil komfortabel leben, sie werdenüberall mit offenen Armen empfangen und bewundert. Der überwiegende Teil der Flüchtlinge lebt an der Grenze zum Existenzminimum. Woran viele Exilanten psychisch leiden, ist die neue, fremde Lebensumgebung, das Abgeschnittensein von der eigenen Sprache und Kultur, vom angestammten Leserpublikum. Im Ausland haben die deutschsprachigen Werke nur geringen Absatz, die durchschnittliche Auflage von Exilliteratur bewegt sich in Westeuropa zw. 2000 und 4000 Stück. Einige Schriftsteller scheiternaus unterschiedlichen Gründen endgültig am Exil und begehen Selbstmord wie z. B.: Walter Benjamin, Franz Blei, Carl Einstein oder Stefan Zweig.
Themen der Exilliteratur
In Bertolt Brechts Gedicht BESUCH BEI DEN VERBANNTEN DICHTERN sprechen in der Hütter der verbannten Dichter OVID, VILLON, DANTE, VOLTAIRE, HEINE, SHAKESPEARE, EURIPIDES, PO CHÜ-YI und TU-FU über das Leben und Schreiben im Exil. Auszug: Du wissen sie auch
Deine Verse auswendig? Und die sie wissen
Werden sie der Verfolgung entrinnen?- Das
Sind die Vergessenen, sagte Dante leise
Ihnen wurden nicht nur die Körper, auch die Werke vernichtet.
Je nach politischer Richtung und Weltsicht behandeln die Schriftsteller verschiedenste Themen und verwenden die verschiedensten Gattungen, von politischen Schriften bis hin zum historischen Roman. Schriftsteller, die sich bereits vor 1933 mit Stoffen wie der Beschreibung der untergegangenen Monarchie oder zwischenmenschl. Beziehungen beschäftigt haben, wie etwa Joseph Roth, Robert Musil oder Hermann Broch, gehen auch nach der Machtergreifung des Faschismus kaum von ihren Themen weg. Andere Autoren hingegen wenden sich dagegen ganz dem Kampf gegen dem Nationalismus zu.
Der historische Roman ist als Gattung sehr beliebt, die Autoren kommen aus allen polit. Lagern. Im Exil und in der Literaturgschichtsschreibung werden Diskussionen geführt ob der historische Roman Flucht vor den Problemen der Zeitbezogenheit bedeute, und zwar Zeitbezogenheit im Sinn das an geschichtlichen Beispielen der Gegenwart reflektiert werde.
Eine Antwort auf diese Frage kann wohl nur anhand konkreter Werke gegeben werden, wie z.B.: Heinrich Mann "Henri Quatre" oder Lion Feuchtwanger "der Falsche Nero"
Wichtig ist die Exilpublistik: Während des 12jährigen Exils erblicken über 400 Zeitschriften das Licht der Welt. Diese hohe Zahl illustriert auch die politische Zerissenheit der Schriftsteller.Trotzdem sind sie das beinahe einzige Mittel, dem Auseinanderbrechen von politischen Gruppen wie der Isolation von einzelnen entgegenzuwirken. Die Zeitschriften wirkten als Instrumente der Selbstverständigung und der Willensbildung unter den Lesern. Sie wirken als stabilisierendes Element, als geistige Klammer und sind zum Teil zu imaginären Zentren geworden. Das Ziel der Exilpresse war zwar in erster Linie die Aufklärung der Öffentlichkeit über das Wesen des Faschismus, der Erfolg war allerdings nicht sehr groß.
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