Aus der frühen Kaiserzeit (1.+ 2. Jhdt. n.Chr.) sind Schriftstücke erhalten, die über das Alltagsleben der höheren Schichten der Gesellschaft in Rom berichten. Die Autoren schreiben teils über persönliche Eindrücke ihres Wirkens und Strebens, teils sind Urteile aus kritischer Distanz überliefert. Die wichtigsten Autoren sind Martial und Juvenal, die Epigramme, bzw. Satiren geschrieben haben, und der Jüngere Plinius als Vertreter der Prosa, der durch die Veröffentlichung seiner Briefe Bedeutung erlangte.
1) Leben und Kariere des Jüngeren Plinius
Die Informationen, die wir von ihm haben, kommen teils aus seinen eigenen Briefen, teils aus zeitgenössischen Inschriften. Plinius wurde 61 oder 62 n. Chr. in Oberitalien geboren, sein Vater hieß L. Caecilius und starb früh. Plinius und seine Mutter zogen zu C. Plinius Secundus (23 - 79 n. Chr.) , der Plinius im Alter von 18 Jahren adoptierte. Der Onkel war berühmt für sein Werk Naturalis Historia, das 37 Bücher umfaßt. Plinius bekam eine gute Ausbildung in lateinischer und griechischer Sprache, Literatur und Rhetorik. Nach dem Tod seines Onkels beim Vesuvausbruch 79 n. Chr. erbte Plinius viel Geld und wurde ein finanziell unabhängiger Mann, der seinen geistigen Interessen nachgehen konnte, aber sein Leben trotzdem großteils in den Dienst des Staates stellte. Er stieg auf vom Ritterstand in den Senatorenstand und bekleidete unter mehreren Kaisern bedeutende und hohe Ämter. Zur Geburtszeit von Plinius regierte Kaiser Nero, unter dem Bürgerkriege stattfanden, danach kam Kaiser Vespasian, der mit dem älteren Plinius befreundet war und zwei Söhne, Titus und Domitian, hatte. Titus regierte kurze Zeit, aber bald wurde klar, daß Domitian die Macht anstrebte. 80 n. Chr. trat Plinius das erste Mal als Verteidiger vor Gericht auf, wenig später hatte er ein richterliches Amt inne. 82 n.Chr. wurde er Militärtribun in Syrien. Er bekleidete die Quästur und wurde in den Senat aufgenommen. Später übte er das Amt des Volkstribunats aus und erreichte 93 oder 94 n. Chr. die Prätur. Kurz darauf wurde er Vertreter der Provinz Baetica. Zwischen Prätur und Konsulat spezialisierte er sich auf den Bereich des Finanzwesens, unter Domitian war er Heeres - Schatzmeister, bis 100 n.Chr. übernahm er die Leitung der Staatskasse. Zusätzlich war er Anwalt und wurde vom Senat für viele Prozesse eingeteilt. Zwischen Kaiser Domitian und einem Teil des Senats entstand ein scharfer Gegensatz, der zu Majestätsprozessen, Vermögenseinziehungen und Hinrichtungen führte und 96 n.Chr. mit einem Mordanschlag auf Domitian endete, dem er zum Opfer fiel. Plinius bemühte sich, als einer von denen zu gelten, die dem Kaiser nur mit knapper Not entkommen sind. Nachdem die Zeit des Schreckens und der geistigen Unterdrückung vorbei war, wurde das Andenken des Kaisers geächtet und seine Leistungen fanden keine Anerkennung. Als nächstes regierte der schwache Kaiser Nerva, der einen mächtigen General adoptierte und zu seinem Nachfolger bestimmte - M. Ulpius Traianus. Unter ihm erreichte das Imperium Romanum seine größte Ausdehnung. Trajan war ein guter Soldat, aber auch ein geschickter Organisator, und unter ihm erlebte die Wirtschaft einen Aufschwung, es wurde viel gebaut (Trajanssäule !), die Verwaltung wurde zentralisiert, und alle Kreise der römischen Gesellschaft förderten seine Politik und arbeiteten mit. Unter Trajan erreichte Plinius den Höhepunkt seiner Karriere, 100 n.Chr. wurde er Suffektkonsul. Auf die Ehre des Konsulats folgte die Aufnahme in die Priesterschaft der Auguren, und 103 n.Chr. heiratete Plinius Calpurnia. Es war die 3. Ehe, die wie die beiden vorigen kinderlos blieb. Plinius war für Aufgaben höchster Verantwortung und Machtbefugnis qualifiziert und bekleidete in den nächsten Jahren ein wichtiges Amt, bei dem er für die Flussregulierung und Kanalisation zuständig war. Außerdem widmete er sich literarischen Studien. 111 n.Chr. wurde er Statthalter der Provinz Bithynien und Pontus, als Experte in Finanzfragen sollte er die wirtschaftlichen Probleme der Provinz lösen. Er nahm diese Aufgabe sehr ernst und wendete sich in vielen Fällen an den Kaiser. Seine Anfragen und die Antworten des Kaisers sind als 10. Buch der Briefsammlung erhalten, darunter auch die berühmten Christenbriefe. Wie lange Plinius sein Amt ausübte, weiß man nicht genau. Das Ende der Amtszeit dürfte er aber nicht erlebt haben, wahrscheinlich starb er in seiner Provinz.
2) Werke
Plinius hat viele Reden in Buchform veröffentlicht, allerdings ist nur eine erhalten geblieben, die Panegyricus, die Rede, in der er zu seinem Amtsantritt als Konsul dem Kaiser dankte. Er hat sie für die Veröffentlichung stark erweitert, er beschreibt die Politik des Kaisers, immer in Kontrast zu dessen Vorgänger Domitian. Diese Rede ist als historisches Werk von großem Wert.
Er versuchte sich auch als Dichter in poetischen Kleinformen, aber seine literarische Begabung lag nicht auf diesem Gebiet, wie die wenigen erhaltenen Gedichte zeigen. Seine wichtigsten Werke sind die 10 Bücher seiner Briefe, von denen er neun selbst veröffentlicht hat. Die Abfassungszeit der Briefe des 1. und 2. Buches ist 96 - 100 n.Chr. , für Buch 3 kommt 100 - 103 infrage, die Bücher 4 - 8 enthalten Briefe aus den Jahren 104 - 108, in Buch 9 kommen Briefe aus den Jahren 106 - 108 und noch ältere vor. Plinius legt keinen Wert auf eine chronologische Abfolge. Er wollte dem ganzen den Charakter einer geschlossenen Sammlung geben, sie enthält ausschließlich Briefe, die Plinius selbst geschrieben hat, insgesamt 248 Briefe an 105 Adressanten. Das 10. Buch ist anders, es enthält Briefe an Trajan, über 50 Anfragen und Berichte aus Bithynien einschließlich den Antworten des Kaisers. Der Herausgeber des 10. Buches ist wahrscheinlich ein Freund von Plinius, wahrscheinlich der Schriftsteller Sueton, der damit einen Beitrag zum Nachruhm seines Freundes und Gönners Plinius geleistet hat.
+: Übersichtlich aufgebautes Referat mit einer sehr guten Biografie und dem Wichtigsten zum Werk von Plinius dem Jüngeren.
-: Kein Literaturverzeichnis. Man sollte schon im Titel klären, daß es sich um Plinius den Jüngeren handelt. Die Besprechung des Werkes kommt etwas zu kurz.
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