Immanuel Kant wurde 1724 im heutigen Kaliningrad, damals Königsberg, als viertes von neun Kindern einer streng pietistischen 1 Familie geboren.
1732, im Alter von acht Jahren, besuchte Kant bereits das Gymnasium von Königsberg, das er mit 16 Jahren wieder verließ. Das Gymnasium war eine sehr strenge, pietistische Schule, an der die Schüler in Latein, Französisch, Polnisch, Hebräisch, Religion, Theologie, Mathematik,, Geographie bzw. Philosophie und Musik unterrichtet wurden. Latein überwog mit 16-20 Wochenstunden, was sehr viel ist, wenn man von dem heutigen Standard eines Gymnasiasten ausgeht, der bei ca. 35 Wochenstunden insgesamt liegt.
Dazu kam, dass es auch keine Freien gab. Selbst für damalige Verhältnisse war diese Schule sehr streng.
Später, in einer Vorlesung über Pädagogik, sagte Kant einmal:
"Viele Leute denken, ihre Jugendjahre seien die besten und angenehmsten ihres Lebens gewesen. Aber dem ist wohl nicht so. Es sind die beschwerlichsten Jahre, weil man da sehr unter der Zucht ist und selten einen eigentlichen Freund und noch seltener Freiheit haben kann."
Ebenfalls später bezeichnet Kant das Schulwesen als altertümlich und sklavisch.
Nach dem Gymnasium besuchte Kant die Universität, um Newtons Werke und mathematisch-naturwissen-schaftlichen Probleme genauer kennenzulernen. Durch diese Lehrjahre ging ihm eine neue Welt auf. Diese Erfahrung bestärkte sich noch dadurch, dass er 1744, jetzt bereits im Alter von 20 Jahren, einen Kometen erscheinen sah.
Bereits in diesem Alter übte Kant Kritik an der damaligen Metaphysik 2 .
Im Alter von 22 Jahren arbeitete Kant als Hauslehrer auf dem Lande. Verschiedene Quellen führen das auf den Tod seines Vaters 1746 zurück. Doch klingt es glaubwürdiger, dass er diesen Beruf ausübte, um später eine Familie ernähren zu können, die er nie haben sollte:
" Da ich eine Frau brauchen konnte, konnt´ ich keine ernähren; und als ich eine ernähren konnte, konnt´ ich keine mehr brauchen."
Das also zum Thema Ehe und Familie Kants.
Kants Problem war, dass er sich mit zwei philosophischen Strömungen seiner Zeit konfrontiert sah:
a) dem Empirismus 3
b) dem Rationalismus 4.
Er stellte sich und anderen die Frage: " Ist die Welt so, wie wir sie empfinden, oder so, wie sie sich unserer Vernunft darstellt."
Kant konnte sich nie für eine der Theorien entscheiden: er bezeichnete sich weder als reinen Empiriker, noch als reinen Rationalisten. Einen wichtige Grundlage seiner Philosophie war sein strenger Glaube, doch rechnen ihm heutuige Wissenschaftler hoch an, dass er eine eindeutige Grenze gezogen hat zwischen Religion und Wissenschaft.
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1 seit dem 17. Jhd. evangelische Bewegung zur Erneuerung der Kirche und des religiösen Lebens im Sinne der
gefühlsbetonten Frömmigkeit und Nächstenliebe2 alles wird auf die Erfahrung bezogen
3 alles wird auf die Vernunft bezogen
1755 kehrte Kant nach Königsberg zurück, wo er sich an der Universität um eine Habilitationsstelle bewarb. Nach Ablehnung dieser Bewerbung fristet er sein Dasein als Bibliothekar, bis er 46-jährig ,1770, endlich das längst verdiente Ordinariat für Logik und Metaphysik bekam.
Seine Vorlesungen waren immer gut besucht; einer seiner berühmtesten Hörer war der 20 Jahre jüngere Johann Gottfried von Herder, der ein Vorkämpfer des Sturm und Drangs werden sollte.
Kant selber war ein Anhänger der Aufklärung 4 , ebenso wie sein Zeitgenosse Lessing, mit dem er sehr charakterverwndt war. Trotz dieser Verwandschaft gefällt Kant Lessings "Nathan der Weise" nicht und auch Lessing kritisiert Kants Erstlingswerk ("Naturgeschichte des Himmels",1755) wie folgt:
" Kant unternimmt ein schwer Geschäfte,
Der Welt zum Unterricht.
Er schätztetdie lebend´gen Kräfte,
Nur seine schätzt er nicht."
4 ist der Ausgang des Menschen zu seiner selbst verschuldeten Unmündigke
Kurz-Biographie
des Immanuel Kant
1724 als Sohn einer pietistischen Familie in Königsberg geboren
1732-1740 Besuch des pietistischen Gymnasiums in Königsberg
1746-1755 Hauslehrer auf dem Lande
1755 Erscheinen seines ersten Buches "Naturgeschichte des Himmels"
1755-1762 Versuch, eine Stelle zur Habilition zu finden => Ablehnen=> Bibliothekar
1770 Stelle als ORDENTLICHER Professor für Logik und Metaphysik an der
Universität von Königsberg
1780 Mitglied im Senat der Universität
1786 auswärtiges Mitglied an der Berliner Akademie für Wissenschaft
1796 Beendigung des Lehrbetriebes
1798 letzte eigenständige Publikation über die Anthropologie
1804 Tod in Kaliningrad
Kleines Kant-Lexikon
Empirismus Wissen aus der Erfahrung
Rationalismus Wissen aus der Vernunft
Anthropologie Lehre des Menschen
Pietismus evang. Bewegung zu Erneuerung der Kirche und des religiösen Lebens
(seit dem 17. Jhd.)
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