4.1 Reaktionen auf die Studie
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In diesem Abschnitt werde ich jeweils einen Vertreter aus Politik, vom DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund) und einen aus der Forschung und Wissenschaft zitieren.
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Als Vertreter der Politik möchte ich nun den Standpunkt der CDU Fraktion darstellen, der die Bildungspolitik von NRW - Kultusministerin Gabriele Behler
scharf kritisiert. Nach Ansicht des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden des NRW - Landtages Bernhard Recker hat die SPD ganz klar versäumt die Bildungslücken der Schüler in den Griff zu bekommen. Die Verbesserung der miserablen Leistungen, die die Schüler schon bei der TIMS - Studie vor fünf Jahren und auch beim Kienbaumgutachten vor zehn Jahren aufwiesen, wurde nicht in Angriff genommen. Seiner Meinung nach müsste bevorzugt das Integrationsproblem verbessert werden. Sowohl Schüler aus niedrigen sozialen Klassen als auch Kinder von Immigrantenfamilien hätten keine Chance sich in den Trott des Schulalltages einzufinden. Die CDU, so Recker, hätte diese Probleme schon früh aufgezeigt, nun müssten auch Taten folgen. Ein weiteres Manko der deutschen Bildung sieht er noch in der miserablen Lehrkraftausbildung.
Vorstandsmitglied des DGB Ingrid Sehbrock bestätigt nach den Ergebnissen der Studie, dass eine Bildungsreform zwingend notwendig sei. Ihrer Ansicht nach, sollte besonders die vorschulische Entwicklung gefördert werden. Dies beginnt für sie bei der Förderung von deutschen Kindergärten und endet in Initiativen für Eltern, die mit ihren Kindern möglichst früh, das Lernen von Lesen und Schreiben praktizieren sollen.
Der britische Jugendpsychiater Sir Michael Rutter führt das schlechte Abschneiden auf zu wenig Disziplin und Kreativität im Klassenzimmer zurück. Es ist zudem ungeheuer wichtig, dass den Schülern früh klar wird, dass gute Leistungen von ihnen gefordert werden, denn das animiert sie zu selbstständigem Arbeiten. Ein attraktives Arbeitsumfeld, so Rutter, ist ein weiterer Schlüssel zum Erfolg eines Bildungssystems. Die Diskussion über eine Verlängerung der Tagesschulzeiten kommentiert er mit positiven Antworten. Besonders Schülern und Schülerinnen aus weniger privilegierten Familien würde diese Schulform völlig neue Möglichkeiten des Lernens eröffnen.
4.2 Maßnahmen zur Verbesserung des Bildungsniveaus in Deutschland
Am 18. März 2002 wurde von der Kultusministerin Gabriele Behler eine Rahmenprogramm für die Bildungsreform vorgelegt. Hierbei werden fünf
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Oberpunkte genannt, die es gilt, in möglichst kurzer Zeit zu verbessern. Dazu gehören das Übernehmen gemeinsamer Verantwortung zwischen Schule und
Eltern, das erfolgreiche Starten der Schullaufbahn, das wirksame Fördern und Fordern der Schüler, die Qualität des Unterrichts zu verbessern und zu sichern
und die Lehrer zu qualifizieren und zu unterstützen. Die einzelnen Konzepte dazu sollen wie folgt aussehen.
Um die gemeinsame Verantwortung für die Kinder zu verbessern, will Frau Behler vor allem dass, Politik, Bildungseinrichtungen, Lehrerinnen und Lehrer, Eltern, Schülerinnen und Schüler, Kommunen, Verbände, Medien, Wirtschaft und andere - Verantwortung übernehmen. Ihrer Ansicht nach ist die Erziehung Fundament jeglichen Fortschritts der Bildung. Es geht weiterhin um die Freude an der Leistung und die Hilfe für Schwächere und Benachteiligte. Um dieses zu verwirklichen will die Regierung jegliche Art von "Bildungs- und Erziehungsverträgen" unterstützen, wenn diese sich auf gemeinsame Erziehungs- und Lernziele einigen. Durch diese Erziehungspartnerschaften soll den Jugendlichen der Lernprozess erleichtert werden, da sie nun auch zu Hause mehr und mehr mit der Schule in Verbindung stehen. Es soll erreicht werden, dass die Schüler die Lehreinrichtungen wieder als einen Ort ansehen, in dem man zugleich auch Spaß haben kann. Die Übernahme sozialer Aufgaben und Verantwortung, soll durch diese Pakte der gegenseitigen Erziehungshilfe nebenstehend in den Vordergrund gerückt werden. Ein Beispiel für diese Verantwortungseinrichtungen ist das Streitschlichterprogramm, indem die Schüler erlernen, wie man bei Unstimmigkeiten auf dem Schulhof reagieren muss. Des weiteren sollen künftige Zeugnisse einen Bericht über Arbeits- und Sozialverhalten liefern.
Um das erfolgreiche Starten in die Schullaufbahn zu ermöglichen, soll ein deutlicher Schwerpunkt auf die vorschulische Bildung und Erziehung vor allem für Kinder von Einwandererfamilien gesetzt werden. Die frühe Förderung ist deshalb notwendig, weil in der Grundschule dier Grundstein für die Bildung gelegt wird. Um dies zu ermöglichen, will die Regierung ein Schulfähigkeitsprofil erstellen. Es soll für Kindergärten und Eltern eine Orientierungsmöglichkeit bieten, auf die sie dann ihre Erziehung abstimmen können. Diese Möglichkeit soll außerdem noch durch ein Orientierungsgespräch für Eltern, deren Kinder das vierte Lebensjahr durchschritten, haben verbessert werden. Die Anmeldung
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zur Grundschule soll ebenfalls vorgezogen werden. Sie sollen bereits vor den Herbstferien die sogenannte Vorschulklasse besuchen, bevor sie, wie gehabt, die erste Klasse erreichen. Schulische Förderkurse sollen all denjenigen angeboten werden, bei denen sprachliche Mängel festgestellt werden. Durch weitere staatliche Mittel hofft die Regierung dieses dann zur Pflicht machen zu können. Eine flexible schulische Eingangsphase, die dann die erste und zweite Klasse ersetzt, soll es leistungsstarken Kindern ermöglichen, diese Phase in nur einem Jahr zu durchlaufen. Die Leistungsschwächeren können drei Jahre in dieser Phase verweilen, ohne das dies auf die Schulpflichtzeit angerechnet wird.
Die individuelle Förderung und Forderung hat das Ziel, die Zahl der Wiederholer zu vermindern. Um dieses erklärte Ziel zu erreichen, will Gabriele Behler das Hinzufügen von individuellen Lern- und Arbeitsförderungen auf dem Zeugnis für Versetzungsgefährdete durchsetzen. Dies soll auch für Zeugnisse von "Sitzengebliebenen" gelten. Außerdem sollen Schüler mit herausragenden Leistungen besonders gefördert werden und die Möglichkeit haben ihren Bildungsweg zu verkürzen.
Die Entwicklung und Sicherung der Unterrichtsqualität soll erreicht werden. Dazu hat die Regierung bereits verordnet, in den Grundschulen die Stundenpläne um jeweils eine weitere Stunde Lesen, Schreiben und Rechnen zu erweitern. Dazu soll schon in der Grundschule und in der Sekundarstufe I das selbstständige Arbeiten in den Vordergrund rücken, dieses wurde bisher erst ab der Sekundarstufe II verwirklicht. Die Sicherung erfolgt in neuen für die Grundschule erarbeiteten Richtlinien. Es soll ein Mindeststandard eingeführt werden, der den Übergang sowohl nach der zweiten Klasse als auch beim Übergang in die weiterführende Schule beschreibt. Eine Leseinitiative hat die Intention, die gewonnen Kenntnisse im Bereich des Lesens zu festigen und, wenn möglich, sogar noch zu erweitern. Hierzu werden dann auch wieder die Eltern herangezogen. Leseecken und Lesewettbewerbe sollen einen kleinen Anreiz für die bis dahin hoffentlich ehrgeizigen Schüler bieten. Auch die Naturwissenschaften sollen weiter gestärkt werden. In der Grundschule will Frau Behler beim Sachkundeunterricht ansetzen. Dieser wird sich dann mehr mit Naturwissenschaften beschäftigen. Ab der Klasse fünf und sechs wird dann
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ein neues Fach "Naturwissenschaften" eingeführt, das die übrigen wie Chemie, Physik und Biologie ersetzen wird.
Die Lehrer neu zu qualifizieren und zu unterstützen könnte wie folgt aussehen. Die Aus- und Fortbildung muss hierzu einen ganz entscheidenden Beitrag leisten. In einer intensiveren Praxisorientierung und der Stärkung des Berufsfeldbezuges liegt der Schlüssel zum Erfolg. Noch in diesem Jahr erfolgt die Vorstellung eines Kerncurriculums für den Vorbereitungsdienst. Um nämlich die vorhin angesprochene Förderung zu erreichen, sollen sowohl Grundschullehrern als Lehrern von weiterführenden Schulen Fortbildungen zum Erlernen neuer Fördermethoden angeboten werden. Die Schule erarbeitet zudem weitere Förderprogramme je nach schulinterner Lage, die von den Lehrern darauf genutzt werden können.
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