Inhaltsangabe:
Der junge 17-jährige Edgar Wibeau ist ein Vorzugsschüler einer im dritten Jahr der Berufsschule in Mitterndorf mit einem Notenschnitt von 1,1. Er scheint ein friedlicher Mensch zu sein, doch es stauen sich Aggressionen in ihm auf, die er aber nicht zeigt. Doch in einer Werkstunde, als die Klasse eine Eisenplatte feilen sollte, spricht ihn sein Lehrer Flemming an, und meint, er habe seine fertige Eisenplatte aus dem Automaten gedrückt. Dabei verwendet er den Namen "Wibau", der Edgar verhasst ist. Er gerät in rage und lässt seine Eisenplatte genau auf Flemmings Fuß fallen, was zum Bruch eines Zehs führt. Dieses Ereignis veranlasst Ed, wie ihn alle seine Bekannten nennen, auch, von zuhause abzuhauen. Fest entschlossen zieht er nach Berlin in einen Altbau, der abgerissen werden soll. Er, als ein Bücherwurm, hat jedoch keinen "Stoff", den er lesen könnte. Zum Glück findet er zufällig ein Buch, besser gesagt ein Heft, und zwar "Die Leiden des jungen Werther". Dieses Buch beeinflusst ihn die ganze Geschichte über sehr. Eines Tages trifft er eine junge Frau namens Charlotte, die ihm sofort gefällt. Die jedoch verlobte Kindergartentante will zuerst von ihm nichts wissen, da sie glaubt, er sei ein Gammler. Als er mit ihr ins Gespräch kommt, prahlt er mit seinen Malkünsten, doch sie meint nur, er könne nicht zeichnen. Über die ganze Zeit hinweg schickt Ed Briefe mit Kassetten an seinen besten Freund Willi, der auch in der gleichen Klasse ist wie er, die nur Zitate des Buches "Die Leiden des Jungen Werthers" enthalten, die gerate seine Situation schildern. Als sich Ed und Charlie zufällig wieder treffen, beginnt er wieder von seinen Zeichnungen zu reden. Charlotte möchte ihm aber beweisen, dass er nicht malen kann, und schlägt ihm deshalb vor, eine Wand im Kindergarten anzustreichen. Er nimmt das Angebot an und kommt am nächsten Tag in den Kindergarten. Da er aber weis, dass er wirklich nicht zeichnen kann, fragt er die Kinder, ob sie nicht wollen. Die Kleinen sind natürlich begeistert und fangen sofort an. Am nächsten Tag kommt Charlotte zu ihm nach Hause und möchte seine Gage geben. Er nimmt es aber nicht an, da er nicht möchte, da sie ihn als Armen ansieht. An diesem Tag möchte Charlie noch einmal beweisen, dass er nicht zeichnen kann, und bittet ihn daher um ein Portrait. Er malt sie nicht, sondern macht nur ein Schattenbild von ihr. Als sie geht, wollte Ed wieder eine Kassette an Willi schicken, doch er hat keine Kassetten mehr, darum beschließt er, Arbeit zu suchen. Er findet auch gleich einen Job am Bau. Dort arbeitet er unter anderem mit dem jungen Addi und dem sympathischem 70-jährigem Zaremba zusammen. Er wird als Färber eingeteilt. Nach einiger Zeit kommt ihm eine geniale Idee: Eine Farbspritze, die keine Dämpfe verursacht. Er möchte sie auch bauen, doch der erste Versuch ist ein totaler Misserfolg. Dadurch beginnen Probleme mit Addi und er kündigt. In der Zwischenzeit ist Ed oft im Kindergarten und spielt mit den Kleinen, um Charlie nicht zu verlieren. Nach ungefähr einer Woche kommen seine alten Arbeitskollegen zu ihm nach Hause und bieten ihm an, wieder bei ihnen zu arbeiten. Er nimmt an, und in dieser Zeit ändert er sich vom Frechling in einen braven Arbeiter. Er geht sogar manchmal sonntags mit seinen Arbeitskollegen kegeln. Eines Tages als Charlotte wieder bei ihm war, kehrt ihr Verlobter Dieter, der bei der Armee war, wieder zurück. Ed, der sich sozusagen in Charlie verkuckt hat, fängt sofort eine Wortkonfrontation an. Doch Charlotte und Dieter verlassen ihn blitzartig. Nach einigen Wochen schickt Ed ihr eine Kassette, wie immer mit einem Zitat aus seinem Buch. Er bekommt auch gleich eine Antwort mit einer Einladung zu ihr nach Hause. Als er das zitternd ließt, überlegt er kurz, doch geht sofort zu ihr. Nicht überraschend war auch Dieter zuhause, doch Ed hielt sich zurück, und sie wurden mehr oder weniger Freunde. Das macht Charlie natürlich sehr froh, und sie beschließen, am nächsten Sonntag zusammen einen Ausflug zu unternehmen. Am nächsten Sonntag weigert sich Dieter jedoch, und es kommt zu einem Streit zwischen seiner nun schon verheirateten Frau und ihm. Also gehen Charlie und Ed alleine. Sie beschließen, ein Boot zu mieten, und eine Rundfahrt zu machen. Nach einer Weile machen sie eine Pause und sie küssen sich. Bei der Rückfahrt spricht Charlie nichts und läuft dann auch gleich davon. Am nächsten Tag, ein Tag vor Weihnachten, bekommt Ed einen Brief von Willi, seinem Freund, der ihm schreibt, dass seine Mutter ihn besuchen kommen wird, da er ihr seine Adresse geben hat müssen. Das versetzt Ed unter Zeitdruck, da er noch immer mit seiner neuen Farbspritze nicht fertig ist. Er beschließt, den ganzen 24. Dezember blau zu machen, um sie fertig zu machen. Er arbeitet bis in die Nacht. Als er glaubt, dass er alles fertig hat, probiert er sie aus, der Motor entwickelt durch einen Defekt unglaubliche Spannung, und er stirbt.
811 Wörter
Interpretation:
Die Geschichte ist aus der Sicht vom toten Edgar Wibeau erzählt, der die ganze Zeit Stellung nimmt zu den direkten Reden zwischen seinem Vater mit seinen engsten Bekannten (Willi, Charlotte und Addi). Diese außergewöhnliche Form nutzt der Autor, um eine extrem spannende Atmosphäre zu schaffen. Eds Ausschweifungen und Erklärungen sind in einer sehr "jugendnahen" Sprache gehalten. Es werden viele Phrasen verwendet, die junge Menschen oft benutzen. Beispiele sind "mich tritt ein Pferd" oder "mich streift ein Bus" als Synonym für riskante Situationen, oder "olle" für fad beziehungsweise langweilig. Auch ironische Verneinungen sind oft enthalten. Ein Beispiel ist "immer fast gar nie". Das macht die Geschichte vor allem für Junge Leser sehr interessant. Am Ende der Geschichte erkennt man, dass der Vater, der die Mutter und sein Kind vor 12 Jahren verlassen hat, traurig ist wegen der Tatsache, dass er sein Kind nie kannte, und nun, da Ed tot ist, auch nie kennen wird. Inhaltlich spiegelt die Geschichte das Leben eines Jungen, der immer nur alles tat, was man (vor allem seine Mutter - er hat ja keinen Vater) von ihm wollte. Es ist klar, dass das kein Mensch durchhält. Edgar ist von seinen Problemen weggelaufen, indem er nach Berlin gezogen ist. Die ganze Zeit über sind Charlotte, die junge Frau, und Addi, sein Arbeitskollege, seine Hauptansprechpartner. Er glaubt zu Anfang der Geschichte, dass er ein verkanntes Genie ist. Doch im Nachhinein, als bereits Gestorbener, bezeichnet er seine Handlungen als Idiotie und sich selber als Idiot. Ich denke, der Autor wollte mir diesem Edgar Wibeau eine Person schaffen, mit der sich Jugendliche identifizieren können. Da Ed nun als Toter sozusagen allwissend ist, kritisiert er auch viele seiner Handlungen von seiner Zeit in Berlin. Das könnte Jugendlichen mit der gleichen oder einer ähnlichen Situation wie Ed möglicherweise weiterhelfen. Alles in allem ist dieses Buch ein sehr spannendes Jugendbuch, das man, allein schon wegen der Form, nicht alle Tage sieht.
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