Die Novelle \"Mario und der Zauberer\" von Thomas Mann spielt in Italien am Tyrrhenischen Meer - genauer gesagt in Torre di Venere - und handelt von einer vierköpfigen, deutschsprachigen Familie, die im Italien der 20er Jahre unseres Jahrhunderts ihren Sommerurlaub verlebt und die eine als Zauberveranstalltung deklarierte Show, die ein gewisser Cavaliere Cipolla leitet, der sich selbst Illusionista (Zauberkünstler) nennt, besucht.
Eine vierköpfige Familie, deren Vater der Erzähler (bzw. der Sprecher) ist macht Urlaub im italienischen Seebad Torre di Venere, das um diese hochsommerliche Zeit vor allem von italienischen Badegästen gut besucht ist. Das Treiben in Torre kann man nach den Erzählungen des Vaters als recht hektisch einstufen.
Zuerst ist die Familie, der neben Vater und Mutter noch eine achtjähriges Mädchen und ein kleiner Jung angehören, im \"Grand Hotel\" einquartiert. Da um diese Jahreszeit fast ausschließlich Italiener in diesem Hotel wohnen, kommt sich die deutschsprachige Familie wie ein Gast zweiter Klasse vor. Als das Hotelmanagement dann auch noch die Bitte an sie heranträgt, in einem anderen Hoteltrakt umzuziehen, da eine (italienische) Adlige durch den abklingenden Keuchhusten der zwei kleineren Familienmitglieder ihre eigenen Kinder in Gefahr sieht, obwohl ein Arzt versichert hat, daß der Husten der Kinder nicht ansteckend sie, zieht die Familie in eine kleine Pension, die sie daher kennen, das die vier dort schon vermehrt gespeist haben.
Die Familie bekommst immer wieder den Nationalstolz der Italiener zu spüren. Kleine Spitzen seitens der italienischen Strandbevölkerung lassen den Familienvater am eigenen Leib erfahren, daß er kein Italiener ist, sondern ein Fremder. Aus diesem Grunde kann sich bei ihm kein richtiges Wohlgefühl einstellen.
Die Tatsache, daß die achtjährige Tochter nackt am Strand kniet, um ihren Badeanzug auszuwaschen, löst bei den italienischen Badegästen enorme Empörung aus. Es kommt sogar soweit, daß ein Mann, der in diesem Handeln einen Angriff auf die Gastfreundschaft Italiens sieht, die Polizei ruft. Nachdem die Polizei dieses Vergehen als relativ schwerwiegend eingestuft hat müssen 50 Lire Sühnegeld bezahlt werden. Es kommen Gedanken seitens der Familie auf abzureisen, die dann allerdings verworfen werden.
Eine wohltuende Veränderung tritt ein, als mehr und mehr internationale Gäste anreisen, denn die Hochsaison für die italienischen Urlauber neigt sich mittlerweile dem Ende zu.
Den mit der Zeit überall hängenden Plakaten ist zu entnehmen, daß ein Zauberkünstler namens Cavaliere Cipolla bald Station in Torre die Venere machen wird. Die zwei Kinder sind sofort von der Sache angetan, und so kommt es, daß die vier kurze Zeit später der Vorstellung bewohnen.
Ziemlich schnell wird klar, daß es sich hier nicht um eine Zaubervorstellung handelt. Der verkrüppelte Cipolla zeigt deutlich, daß man mit richtig angewendeter Rhetorik und gekonnter Hypnose die Psyche einzelner Zuhörer, sowie der ganzen Zuhörer- schaft beeinflussen kann. Mit Hilfe dieser Mittel sowie einer Reitpeitsche, die er durch die Luft schnalzen läßt, zieht er die Hörerschaft in eine Art Bann und nutzt diesen, um einige imponierende und interessante Darbietungen aufzuführen. Dies allerdings immer auf Kosten von Teilen des Publikums.
Während der zehnminütigen Pause überlegt die Familie zu gehen, zumal es schon sehr spät ist und die Kinder müde sind; da die Kinder aber nicht vorzeitig die Vorstellung verlassen wollen, entschließt man sich noch zu bleiben.
Nach der Pause legt Cipolla erst richtig los. Immer wieder macht er Scherze, auf Kosten einzelner Besucher, die er fast peinlich vor allen Zuschauern bloßstellt. Schließlich läßt er einige Personen aus dem Publikum anfangen zu tanzen. Er hat eigentlich leichtes Spiel mit der Zuhörerschaft, was die psychische Beeinflussung angeht. Allerdings stößt er bei einem Herrn, der sich nicht beeinflussen lassen will auf vehementen Widerstand. Es kostet der Rhetoriker Cipolla einige Bemühungen, diese Opposition auszuschalten und den Widerstand zu brechen.
Nun wird Mario, der der Familie als Kellner bekannt ist auf die Bühne gebeten. Durch geschickte Kombination von Hypnose, Einredungskünsten und der Reitpeitsche entlockt Cipolla dem jungen Mann die intimsten Wünsche, die er vor der gesamten Zuhörerschaft preisgibt. Der Illusionista gaukelt Mario vor, er sei das Mädchen Silvestra, wegen dem Mario Liebeskummer hat, und treibt ihn sogar soweit, daß dieser ihn küßt. Unter schallendem Gelächter verläßt Mario die Bühne. Getrieben von Pein zieht er eine Waffe und erschießt Cipolla. Wie erleichtert und befreit verläßt die Familie fluchtartig den Schauplatz des Geschehens.
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