Gregor Samsa, die Hauptfigur in der,,Verwandlung\", eine der bekanntesten, wenn auch nicht bedeutendsten Erzählungen Kafkas, ist Junggeselle und führt ein mühseliges, ereignisloses Leben im Kreise einer kleinbürgerlichen Familie. Vor seiner Verwandlung in einen riesigen Kâfer arbeitete er als Handlungsreisender in einem Geschäftsbetrieb. Aus Rücksicht auf seine Familie - Vater, Mutter und Schwester - mub diese mühevolle Arbeit durchgehalten werden: Ein unangenehmer Chef, eine sorgenvolle Tätigkeit, ein trostloser Geschäftsablauf.. Leiden an der Situation dauernden Reisens, eine bei Kafka häufig auftretende Impression, wird bereits in der,,Verwandlung\" lakonisch zum Ausdruck gebracht: Tagaus, tagein auf der Reise . Alle Kräfte müssen von Gregor in Anspruch genommen werden, um den mühsamen Alltag zu ertragen: die Sorgen um die Zuganschlüsse, das unregelmäbige und schlechte Essen, ein immer wechselnder, nie andauernder, nie herzlich sich gestaltender Verkehr, Die Berufsunlust wird hier thematisch aktzentuiert durch den Wunsch Gregors, diese Stellung aufzugeben, wenn die Schuld seiner Eltern abgegolten sein würde.
. Nie ist er abends ausgegangen ; interesselos hat er auberhalb jeder lebendigen Gemeinschaft gestanden und sich von allen Bereichen des Lebens ferngehalten. In der Freizeit hat er sich höchstens eine kleine Laubsägearbeit vorgenommen. Dab der Beruf eine so grobe Stelle in Gregor Samsas Leben einnimmt, wird keineswegs durch eine besonders ausgeprägte Pflichtauffassung begründet, sondern eher durch den inneren Widerstand gegen diese Arbeit, die ihm, da er sie aus Rücksicht auf seine Familie nicht aufgeben kann, von Tag zu Tag schwerer wird, so dab sie sich nur mit äuberster Anspannung aller inneren und äuberen Kräfte noch bewältigen läbt. lm Text sind diese Überlegungen der Hauptfigur an mehreren Stellen zum Ausdruck gebracht worden: ,Wenn ich mich nicht wegen meiner Eltern zurückhielte, ich hätte längst gekündigt, ich wäre vor den Chef hingetreten und hätte ihm meine Meinung von Grund des Herzens aus gesagt . Vom Pult hätte er fallen müssen ! .
.. Nun, die Hoffnung ist noch nicht gänzlich aufgegeben; habe ich einmal das Geld beisammen ,um die Schuld der Eltern abzuzahlen....
mache ich die Sache unbedingt. Dann wird der grobe Schritt gemacht.\" Nach einer schlechten Nacht mit vielen Alptraümen erwacht Gregor und merkt, dab er in einen riesigen Käfer verwandelt worden ist. Allmählich merkt er wie seine Familie sich von ihm trennt, weil er so abscheulich aussieht. Er wohnt unter seinem eigenen Bett, um den blicken seiner Eltern und seiner Schwester zu entweichen. Er ibt nur noch Abfälle, liebt den Dreck und meidet das Licht.
Niemand kümmert sich um ihn auber einer alten Magd, die ihn versorgt,als sei nichts geschehen. Eines Tages wagt er sich dennoch in das Wohnzimmer, wo seine ganze Familie versammelt ist. Alle ekeln sich als sie ihn erblicken. Sein Vater wirft einen Apfel auf ihn, der seine Panzerschale zerbricht.Gregor wird langsam an dieser Wunde sterben.
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