Die Autorinnen:
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Emilie Schindler wurde am 22. Oktober 1907 in Alt Moletein in der Tschechoslowakei, als Tochter deutscher Gutsbesitzer, geboren. Mit 18 Jahren heiratete sie Oskar Schindler, der während des 2. Weltkriegs für die deutsche Abwehr arbeitete. Sie lebt seit 1949 in Argentinien.
Erika Rosenberg:
Erika Rosenberg wurde am 24. Juni 1951 in Buenos Aires geboren. Dorthin waren ihre Eltern vor den Nazis geflüchtet. Sie unterrichtet am Goethe-Institut in Buenos Aires Deutsch und deutsche Geschichte. Sie ist Mitarbeiterin der Deutschen Welle und unterstützte Emilie Schindler beim Verfassen ihrer Memoiren.
Inhalt:
In ihren Erinnerungen erzählt Emilie Schindler von ihrer eigenen Rolle bei der Rettung bei der Rettung von über eintausend-dreihundert Juden, und tritt mit diesem Buch aus dem Schatten ihres Mannes.
Es beginnt mit ihrer Kindheit in Böhmen. Sie wächst in bescheidenen Verhältnissen in einem Bauernhof am Land auf. Sehr gerne erinnert sie sich an ihre Großmutter und deren Kindheitserinnerungen. Auch zu den Tieren, insbesondere den Pferden, pflegt sie eine innige Beziehung. Die fabelhaften, herrlichen, hochsensiblen Kreaturen schließen sie bald in ihr Herz ein. Das ist wahrscheinlich die schönste Zeit in ihrem Leben bis ihr Vater 1914 vom ersten Weltkrieg zurückkehrt. Von da an ist nichts mehr wie früher. Ihr Vater hat sich an der Front eine unheilbare Form der Malaria und ein Herzleiden zugezogen. Diese zwingt ihn ständig zu ruhen, und sich nicht zu stark zu belasten. Mit kaum vierzig Jahren ist er ein Wrack und seine Familie leidet unter seinem Zustand. Ihre Mutter sorgt sich liebevoll um ihren kranken Vater.
Schon in ihrer Schulzeit macht sie ihre erste Bekanntschaft mit Juden.
Leseprobe: S. 26
Ein paar Jahre später wechselte ich auf eine Schule für Landwirtschaft über. Dort blieb ich drei Jahre, an die ich mich sehr gerne zurückerinnere, weil mich der Unterricht dort sehr interessierte. Außerdem schloss ich viele Freundschaften, unter anderem mit Rita Gross, einem jüdischen Mädchen mit dem ich mich von Anfang an am besten verstand. "Wir beiden haben nicht denselben Gott", sagte Rita, als wir eines Nachmittags die Schule verließen. "Es gibt nur einen Gott für alle, egal ob Juden oder Christen", antwortete ich. Rita schaut zu Boden und blieb lange still, während wir unseren Heimweg fortsetzten. Plötzlich hob sie den Kopf und sah mich mit ihren großen, grünen Augen an: "Und warum werden Juden dann behandelt, als wären sie weniger wert? Haben wir keine Seele, keine Gefühle, leiden und freuen wir uns nicht wie alle anderen? Warum werden wir beleidigt, warum werden unsere Sitten und Gebräuche verspottet und verhöhnt? Warum dürfen wir weder Haus noch Hof besitzen?"
Ich wusste nicht was ich sagen sollte, nahm aber ihre Hand, als wir uns voneinander verabschiedeten, um ihr auf diese Weise zu verstehen zu geben, dass ich nicht so dachte und ihre Traurigkeit begriff.
Rita wird eines der vielen Opfer der Nazis. Der Kommandant der deutschen Truppen in Alt Moletein ermordet sie brutal und er wurde später von den Russen hingerichtet. Man soll glauben, dass sich die göttliche Gerechtigkeit irgendwann durchsetzt.
Erst mit 20 Jahren wird sie aus der idyllischen Landschaft, die durch den Krieg zur Hälfte zerstört wurde, herausgerissen. Dieser Mann heißt Oskar Schindler und es erwartet sie ein glückliches und zugleich unglückliches Schicksal.
Es beginnt an einem Donnerstag im Oktober. Ihr zwanzigster Geburtstag liegt bereits hinter ihr. Sie träumt von der Ankunft ihrer ersten großen Liebe. Es kommen zwei Herren, nämlich Oskar Schindler mit seinem Vater. Sie wollen das Haus mit Elektrizität versorgen und versuchen Emilie die Funktionsweise und Vorteile der Generatoren zu erklären. Sie bemerkt, dass der junge Mann sie nicht aus den Augen lässt. Sie hat damals noch keine Ahnung, dass jener sympathische und unbeschwerter Bursche kurze Zeit später ihr Ehemann werden würde. Der Heiratsantrag ist unwiderstehlich und sie kann schwer ablehnen, da die Zustände ihrer Familie katastrophal sind.
1935 fährt Oskar nach Krakau um für das Deutsche Reich zu spionieren. Er besorgt unter anderem die polnischen Soldatenuniformen für die Deutschen mit denen sie einen Sabotageakt an einem deutschen Radiosender ausüben. Deshalb hat Hitler einen Grund zur Invasion von 1939 in die Tschechoslowakei. Für Emilie ist dieses ein sehr trauriges Jahr. Zuerst stirbt ihre Mutter und vier Monate später ihr Vater. Sie ist deswegen sehr nervös und gereizt.
Die Verfolgungen der Juden setzen 1942 ein und Emilie und Oskar müssen vorerst tatenlos zusehen. Bis Emilie und ihr Mann den Entschluss fassen eine alte Emailwarenfabrik in Krakau zu kaufen. Sie gehörten zuvor reichen jüdischen Industriellen, die in Konkurs gegangen waren. Am Anfang ist das Werk im miserablen Zustand, fast alles ist reparaturbedürftig. Doch die größte Schwierigkeit für den Start des Unternehmens besteht darin von der SS die Erlaubnis zu bekommen jüdische Arbeiter aus dem Krakauer Getto einzusetzen. Sein Berater und Buchhalter ist Isaac Stern, der auch die Geschäfte führt. Mit der Zeit freundet er sich mit Amon Göth an. Durch zahlreiche kleinere und größere Geschenke wie Diamanten, Tabak, Kaviar oder Kognak an SS-Leute darf er die vielen jüdischen Arbeiter behalten.
Die Lage verschlechtert sich von Tag zu Tag, weil die Russen immer näher kommen. Außerdem sieht sich Amon Göth dazu gezwungen das Lager zu schließen, und dann würde er auch die Schindler-Juden in ein anderes KZ versetzen. Oskar erhält die Möglichkeit nach Brünnlitz in einen Rüstungsbetrieb zu übersiedeln. Durch diverse Schmiergelder ist er berechtigt eine Liste zu verfassen, mit denen, die er nach Brünnlitz mitnehmen wolle. Darüber hinaus braucht er für die Genehmigung der Liste die Unterschrift des Bürgermeisters von Brünnlitz. Diese besorgt Emilie, weil er ihr ehemaliger Schwimmlehrer war. Es entfacht ein Kampf auf die Liste zu kommen. Die Juden sind bereit hohe Summen zu zahlen um gerettet zu werden. Diese Bestechungen ärgern Oskar und Emilie sehr.
Schließlich treffen die Arbeiter im Frühling 1944 in Brünnlitz ein, doch ein Zug mit Frauen fehlt noch. Nach einem Anruf bei der deutschen Kommandantur stellt sich heraus, dass der Zug nach Auschwitz umgeleitet wurde. Er versucht mit allen möglichen Mitteln die Frauen aus Auschwitz herauszuholen. Er bittet Hilde, eine hübsche Jugendfreundin, ihm zu helfen, nachdem seine Bestechungsversuche ohne Erfolg bleiben. Mit Hilfe ihrer Beziehungen, aber auch mit ihrer Schönheit, treffen die dreihundert Frauen Tage später in Brünnlitz ein. Freudenschreie und Gelächter mischen sich mit Tränen, während die deutschen Soldaten stumm bleiben. Die Frauen kommen in erbärmlichen Zustand aus dem Konzentrationslager. Sie sind völlig unterernährt und bis auf die Knochen abgemagert. Jetzt werden sie mit Medikamenten und mit Essen versorgt. Deren Besserung stellt sich fast augenblicklich ein. Sie fühlen sich geschützt und geborgen, zumindest solange sie in Brünnlitz bleiben dürfen. Oskar und Emilie wissen allerdings, dass es sich nur um eine Übergangsstation handelt.
An dem Tag, an dem sie in Brünnlitz ankommen, schauen sie sich gleich die Fabrik an. Die ehemalige Textilfabrik hat einen jüdischen Unternehmer gehört, der alles liegen und stehen gelassen hat. Überall stapeln sich riesige Kartons mit Wolle. Wenige Tage später wird ein Hochofen aufgestellt, der für die Herstellung von Munition Verwendung finden soll. Jedoch wird in dieser Fabrik nie etwas für den Krieg produziert werden. Schindler verbietet den SS-Leuten die Fabrikshalle zu betreten und die Arbeiter in Gefahr zu bringen.
In einer stürmischen Nacht bei mehr als dreißig Grad unter Null wird sie von jemanden geweckt, der beauftragt ist, jüdische Arbeiter aus dem polnischen Goleschau abzutransportieren. Er bittet sie die 250 Juden zu übernehmen, die sonst erschossen werden würden.
Leseprobe: S. 96
Ich durfte nicht zögern, wenn ich etwas für sie tun wollte. Ich rannte ans Telefon, um mit Oskar zu reden, erklärte ihm die Sachlage und bat ihn um die Erlaubnis, die Juden in unsere Fabrik aufzunehmen. Er war einverstanden. Ich legte auf, zog mich an und ging Ingenieur Schöneborn holen. Ich weckte ihn und sagte ihm, er solle mich an die riesige Plattform begleiten, die als Bahnhof fungierte. Es fiel dichter Schnee, der Morgen begann bereits zu dämmern. Mit langen schweren Eisenstangen versuchten wir, die Riegel an den Wagons zu öffnen, die völlig vereist waren. Da sich auf diese Weise nichts rührte, holte Schöneborn ein Schweißgerät, und nun gelang es endlich, mit viel Geduld die Waage zu öffnen.
Der deutsche Lagerkommandant, der von zwei Hunden flankiert jede Einzelne unserer Bewegungen verfolgte rief mich beiseite und sagte: "Gehen sie nicht hin Frau Schindler, das ist ein schrecklicher Anblick. Das vergessen sie nie wieder. Ich beachtete ihn nicht und näherte mich trotz seiner Warnung den Wagons. Was ich zu sehen bekam, war ein Ausschnitt aus den schlimmsten aller Alpträume. Zwischen Männern und Frauen war kein Unterschied: so dünn waren alle. Die reinsten Skelette, zumeist nicht mehr als 30 Kilo schwer. Ihre Augen starrten wie glühende Kohle aus der Dunkelheit. Ein Bild grauenhaften Elends, das mir zuweilen wieder einfällt und bei dem ich meine Ohnmacht wieder bis auf die Knochen spüre. Als befände ich mich von neuem in jener Lagerhalle. 12 waren tot, den übrigen war es gelungen zu überleben. So wie die Toten dalagen, schienen sie bis zum letzten Moment ihres Lebens eine Antwort gesucht zu haben: ihre Hände waren gefaltet und die Augen weit aufgerissen, als schickten sie ein Gebet zu Gott in den Himmel.
Die Überlebenden werden in ein rasch eingerichtetes Notlazarett, wo sie erstversorgt werden.
Das Ende des Krieges ist bereits in Sicht. Die Russen sind nicht mehr weit, und die Gerüchte über ihren baldigen Einmarsch verdichten sich. Schließlich kommen amerikanische und russische Truppen in das Gebiet der Tschechoslowakei im Mai 1945. Am 9. Mai um 1 Uhr morgens wird das Schweigen der Waffen im Radio verkündet. Der Krieg hinterlässt 55 Millionen Tote, 35 Millionen Verletzte und 3 Millionen Vermisste. Am Tag des Waffenstillstand lässt Oskar Lautsprecher in der Fabrik installieren und versammelt alle Juden und Nichtjuden im Hof. Nachdem sie Churchills Worte gelauscht haben, steigt ihr Mann Oskar eine hohe Eisentreppe hinauf. Er sagt, dass angesichts der neuen Situation das Werk geschlossen werden würde und jeder gehen könne, wohin er wolle. Außerdem redet er über die Sinnlosigkeit des Krieges und die Judenverfolgung. Emilie ist stolz auf ihren Mann, denn sie findet, dass dies die richtigen Worten für solch eine Situation sind.
Oskar fällt es schwer Abschied zu nehmen, und er betrinkt sich sinnlos. Die Lage in Brünnlitz ist sehr schwierig: hinter ihnen die Russen, vor ihnen die Tschechen. Emilie versucht den Aufbruch voranzutreiben. Sie geht langsam in sein Zimmer und fordert ihn auf sich mit den Kofferpacken zu beeilen. Sie stopft indes die Dokument in eine schwarze Lederjacke. Sie verabschieden sich von den Arbeitern die sich vollzählig versammeln. Die Freunde unterrichten Oskar und Emilie über die Route.
Nach einigen Tagen kommen sie in Deutschbrod an, noch in der ehemaligen Tschechoslowakei. Dort erleben sie ein gelungene Überraschung, denn die Russen sind ihnen zuvorgekommen. Sie scheinen Emilie und Oskar mit Panzern, Waffen und einem stolzen Grinsen auf den Gesichtern zu erwarten. Ein Russe stoppt ihr Auto und verlangt ihre Armbanduhren. Sie übergeben sie ihm stumm und widerstandslos und er lässtläßt sie weiterfahren. Wenig Kilometer weiter, müssen sie wieder anhalten, aber diesmal sollen sie das Auto abgeben. Die Lage ist chaotisch: Keiner spricht dieselbe Sprache, niemand weiß wohin, alles läuft durcheinander. Sie haben Glück, dassdaß sie die Zone verlassen dürfen, wo die Panzer postiert sind. Schließlich bringt das Rote Kreuz sie in ein Hotel, wo sie 3 Tage und 3 Nächte verbringen.
Danach schließen sie sich einen Juden an, der zu seinen Verwandten in die Schweiz will. Beim Bahnsteig fragt sie ein amerikanischer Uniformierter, ob sie Juden seien. Sie stimmen zu und er lässtläßt sie weiterziehen. Schließlich können sie mehrere Kontrollen ungehindert passieren und müssen nun keine Angst mehr haben vor den Russen oder den Amerikanern.
1949 soll sich ihr Leben grundlegend verändern. Oskar kommt nach längerem Aufenthalt in München mit der Nachricht zurück, dass sie zwei Überfahrten für das letzte Schiff bekommen hätten, das jüdische Flüchtlinge nach Südamerika bringen sollte. Emilie begeistert die Nachricht nicht allzu sehrallzusehr, obwohl sie mit einem Ortswechsel Hoffnungen verknüpft. Die Reise über den Atlantik ist fürchterlich, denn sie dauert fast 28 qualvolle Tage. Endlich kommt der Tag an dem sie aus den Lautsprechern hören, dassdaß sie in den Hafen von Buenos Aires. Sie betreten am 3. November 1949 das Land. Zuerst schickt man sie zur Gesundheitskontrolle, bei der alle Einwanderer einer gründlicher medizinischer Untersuchung unterzogen werden. Die Richtlinien der argentinischen Behörden sind in dieser Hinsicht mehr als streng. Wer ins Land hinein will mussmuß sich tadelloser Gesundheit erfreuen. Oskar und Emilie haben zum Glück keine Schwierigkeiten.
Sie nehmen sehr bald Verbindung zu den Mitgliedern der jüdischen Gemeinde in Argentinien auf. Sie betreiben acht Jahre lang eine Hühner- und Legehennenfarm. Emilie arbeitet von früh bis spät, während Oskar das Leben mit anderen Frauen genießt. Emilie merkt bald, dass er sie nicht mehr liebt und die Trennung ist die logische Folge. Im Frühjahr 1957 verlässtverläßt Oskar Argentinien um nie mehr zurückzukommen. Er schickt ihr immer seltener Briefe und vergisstvergißt sie bald.
Sie gerät in finanzielle Schwierigkeiten und bekommt daher bald Hilfe von jüdischen Holocaust Überlebenden. Oskar versucht indessen in Deutschland als Chef einer Kachelfabrik sein Glück. Das Geschäft läuft schlecht und geht in den Konkurs. Außerdem erleidet er einen Herzanfall, weshalb sein Herzschrittmacher bei einer Operation durch einen neuen ausgetauscht werden soll. Er stirbt 1974 im Operationssaal einer Klinik in Rüdesheim.
Eines schönen Tages im Jahre 1993 bekommt Emilie einen Brief von Steven Spielberg mit einer Einladung nach Jerusalem, samt der entsprechenden Flugscheine. Sie hilft mit bei den Dreharbeiten zu "Schindlers Liste", weil ihr der Film hervorragend gefällt. Andererseits hat sich ihr Leben durch den Film nicht verändert. Sie verdankt ihm nur ständige Besuche von Presseleuten, die ständig auf der Such nach Nachrichten und Sensationen aus sind. Nach dem Erfolg des Films von Spielberg, erhält sie zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen. Heute lebt sie glücklich allein auf ihrer Farm in Argentinien.
Über das Buch:
Gemeinsam überstehen Emilie und Oskar Schindler die Wirrnisse des 2. Weltkriegs und setzen sich für das Leben der Juden ein. Nach dem Krieg wandern sie zusammen nach Argentinien aus und gründen eine Farm. Doch als Oskar später nach Deutschland zurückkehrt, vergisstvergißt er seine Frau ebenso schnell, wie sie von der Öffentlichkeit vergessen wurde.
Dieses Buch ist aus der Sicht eines Menschen geschrieben, der sich trotz seiner Nähe zu den Machthabern auf die Seite der Opfer geschlagen hat. Emilie Schindlers Lebensgeschichte ist eine wichtiges Zeitdokument aus einer bislang unbekannten Perspektive.
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