Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes
entstanden 1903 - 1911, anlässlich der Salzburger Festspiele am 22.08.1920 auf dem Domplatz der Stadt uraufgeführt
Inhalt
Nachdem ein Herold das \"geistlich Spiel\" von der \"Vorladung Jedermanns\" angekündigt hat, beginnt das Vorspiel: Gott der Herr, der einen Gerichtstag halten will über alle Menschen, die durch die ständige Missachtung seiner Erlösungstat und seiner Gebote \"in Sünd ersoffen\" sind, beauftragt den Tod, Jedermann vor den göttlichen Richterstuhl zu bringen, damit er Rechenschaft ablege über sein irdisches Leben. - Der Anfang des Hauptteils zeigt Jedermann als besitzstolzen und selbstgerechten Verwalter seines Reichtums, der freimütig bekennt, in der Macht des Geldes die höchste Gewalt zu verehren. Bedrückende Begegnungen mit dem verarmten Nachbarn, dem Knecht (einem Schuldner Jedermanns) und der Mutter (die die Gedanken ihres Sohnes mahnend auf die Forderungen und Verheißungen Gottes lenken möchte) haben Jedermann in eine düstere Stimmung versetzt; sie weicht erst wieder, als seine Geliebte, \"Buhlschaft\", umgeben von Spielleuten und Freunden erscheint, um alle zu seinem festlichen Bankett zu versammeln. Aber auch jetzt kann Jedermann nicht unbekümmert an der Ausgelassenheit seiner Gäste teilnehmen, und alle Versuche, ihn durch Späße, Lieder und kräftig gewürzten Wein aufzuheitern, bleiben ohne anhaltende Wirkung. Von der wachsenden Verstörtheit und den Vorahnungen Jedermanns angekündigt, erscheint mitten im Trubel des Festes der Tod und fordert Jedermann auf, ihm vor Gottes Thron zu folgen. Das einzige, was er sich noch ausbitten kann, ist eine kleine Frist, in der er einen Gefährten für seinen letzten Weg suchen will. Aber weder sein ihm bisher scheinbar so bedingungslos ergebener Freund noch seine beiden Vettern sind bereit, ihn zu begleiten. Buhlschaft und die anderen Gäste haben bereits beim Erscheinen des Todes fluchtartig das Fest verlassen. Da lässt Jedermann seine Schatztruhe holen, damit er auch auf der letzten Strecke seines Lebens nicht auf Macht und Selbstsicherheit verzichten muß. Der Truhe aber entsteigt \"Mammon\" und klärt Jedermann mit derselben zynischen Offenheit, mit der dieser sich einst zur Macht des Geldes bekannt hat, über das wahre Verhältnis von Besitzendem und Besessenem auf: Nicht Jedermann ist durch den Besitz des Geldes in den Rang einer \"kleinen Gottheit\" erhoben, Mammon selbst ist der Gott, der unerkannt von Jedermanns Seele Besitz ergriffen hat. Von allen Freunden verlassen und aller zeitlichen Güter beraubt, macht sich Jedermann auf den Weg zum Gericht Gottes, nur von seinen gebrechlichen \"Werken\" und deren Schwester \"Glaube\" begleitet. Die Werke freilich sind zu schwach, um Jedermanns Sache wirksam zu vertreten. Erst nachdem Glaube ihm den Sinn für die Erlösungstat Gottes wirksam erschlossen hat, fällt auch von den Werken die Schwäche ab, so dass beide ihn dem Zugriff des Teufels entziehen können - kraft des Opfertodes Christi, der \"Jedermanns Schuldigkeit\" bereits für alle Ewigkeit \"vorausbezahlt\" hat. Unter den zuversichtlichen Worten Glaubes und dem Gesang der Engel steigt Jedermann an der Seite seiner Werke ins Grab.
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