Jugend ohne Gott
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KLEINBÜRGERTUM, in der vor- und frühindustriellen Gesellschaft derjenige Teil der Stadt-Bevölkerung, der gegenüber dem Großbürgertum nur über geringen Besitz und Bildungsstand und dementsprechend wenig soziale Aufstiegschanchen und politischen Einfluss verfügte ... Heute ist Kleinbürger eine meist abwertende Bezeichnung für Menschen, die einen mit Kleinbesitz und >Halbbildung< verbundenen Lebensstil pflegen, ein auf Wahrung privater Besitzinteressen gerichtetes konservatives Bewusstsein entwickeln, soziale Reformen in ihrer Gesellschaft fürchten und daher zu Vorurteilen und Denken in Stereotypen neigen. (Brockhaus Mannheim 1990 Bd.12 S.67)
1. Ein Lehrer korrigiert an seinem 34. Geburtstag Schulaufsätze über das - offiziell gestellte - Thema: Warum müssen wir Kolonien haben? Ein Aufsatz befremdet ihn besonders, weil darin DIE NEGER als \"feig und faul\" bezeichnet werden.
Arbeitsauftrag: Unterstreiche auf den ersten drei Seiten alles, was Dir \"kleinbürgerlich\" erscheint. Begründe Deine Unterstreichungen?
2. In der Schule trennt der Lehrer mehrere sich prügelnde Schüler und wird daraufhin von diesen verachtet.
3. Bei der Rückgabe der Aufsätze entrutscht ihm die Bemerkung, dass Neger auch Menschen seien. Dafür wird er von dem empörten Vater besucht und bedroht. Aber der Direktor zeigt für den Lehrer Verständnis.
4. Die Klasse unterschreibt eine Misstrauenserklärung gegen den Lehrer, er wird bespitzelt, seine Worte mitgeschrieben.
5. Er versucht sich zu zerstreuen, geht ins Kino, geht in die Kneipe - fühlt sich allein.
6. Da taucht der gescheiterte Kollege Julius Cäsar (Historiker) auf, ein Gespräch über den Unterschied der Generationen ergibt sich mit dem Schluss: Es kommen kalte Zeiten, das Zeitalter der Fische (27).
7. Ein Schüler hat sich im Fußballstadion eine Lungenentzündung geholt und liegt im Sterben. Auch der Besuch des bewunderten Fußballtormanns hilft nichts, das Wunder geschieht nicht. Bei der Beerdigung fallen dem Lehrer zwei Schüler auf: der N., sein Feind, und der T., das Fischgesicht.
Tafelanschrieb: In der Schule (KAP.1-7)
LEHRER
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34, alleinstehend,
Geographie und Geschichte
pflichtbewußter Beamter (obrigkeitshörig)
durchschaut die politische Entwicklung (ZEITGEIST),
steht ihr kritisch gegenüber, will aber seine
berufl. Zukunft nicht gefährden (Opportunismus!?)
KOLLEGEN
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DIREKTOR
durchschaut den ZEITGEIST, SCHüLER:
aber seine Rente ist ihm wichtiger(3) --------
\"ein herrlicher Schauspieler\"(4) N: sein \"Todfeind\"
Sohn eines nationalgesinnten
Bäckermeisters
JULIUS CäSAR
entlassener Altphilologe W: Der Fußballfan, dem kein
Außenseiter und Erotomane \"Wunder\" mehr hilft
mit ungewöhnlichen Gedanken:
Wir sind im Zeitalter des FISCHES! T: Der Schüler mit den
Fischaugen
IM WEHRERTüCHTIGUNGSLAGER:
8. Statt Osterferien WEHRERTÜCHTIGUNG in der Natur, eine Verordnung der neuen Regierung. Anfahrt in ein heruntergekommenes, verelendetes Dorf, wo die Männer keine Arbeit mehr finden und die Kinder hungern, Weitermarsch und Errichtung des Zeltlagers.
9. Am nächsten Tag marschiert am Lager ein Trupp von Rucksack-tragenden, wehrertüchtigten Mädchen vorbei; ebenfalls eine Schulklasse, die sich auf den Kriegsfall vorbereitet.
10. Der Lehrer beobachtet, wie ein unbekanntes Mädchen und zwei Jungs einen Bauernhof ausrauben.
11. Im Dickicht belauscht er zwei weinende Schülerinnen, die lieber nach Hause und sich waschen wollen, als im Wald nach imaginären Fliegern zu suchen.
12. Am Nachmittag ist er beim Pfarrer im Dorf. Er ist deprimiert von dem Gesehenen und Gehörten, sein Beruf freut ihn nicht mehr.
13. Das Gespräch mit dem Pfarrer handelt von der Kirche, den Reichen, dem Staat und von Gott: Gott, sagt der Pfarrer, ist das Schrecklichste auf der Welt.
14. Am vierten Tag wird einem Schüler der Fotoapparat gestohlen. DerLehrer und der rüstige Feldwebel nehmen sich vor, die Lagerwachen besser zu kontrollieren.
15./16. Er beobachtet eine nächtliche Breifübergabe (Z.), erfährt am nächsten Tage, dass der Z. ein Tagebuch führt und ist entschlossen, es bei nächster Gelegenheit zu lesen.
17. Der Lehrer erbricht das Kästchen mit dem Tagebuch: Es erzählt die Liebesgeschichte zwischen dem Z. und der Räuberin Eva.
18. Aber das Kästchen ist kaputt und nicht mehr verschließbar. Die Truppe kommt zurück ins Lager und der Z. beschuldigt seinen Zeltkameraden N. Der Lehrer beobachtet, schämt sich und schwört sich, alles in Ordnung zu bringen. Aber wie? Tragisches Verschulden!
19. In der Nacht beobachtet er die Liebenden, bringt es aber nicht fertig, sie zu stören.
20. Am nächsten Morgen rückt die Truppe erneut ins Feld aus und kommt ohne den N. zurück. Die Suche bleibt erfolglos. Ein Gespräch mit dem Z.ergibt zur Verblüffung des Lehrers, daß der N. die Tat
gestanden habe.
21. Waldarbeiter finden den mit einem Stein erschlagenen N., die Mordkommission kommt und forscht, der Verdacht richtet sich auf den Z.,der auch die Tat gesteht.
Tafelanschrieb 2:
IM WEHRERTüCHTIGUNGSLAGER (KAP. 8-21)
Wo und Wann: Osterferien, in einem verelendeten Dorf im Gebirge
Neue Personen: ein alter Feldwebel, ein Pfarrer, rucksacktragende Amazonen,
der Schüler Z.
Was macht der Lehrer hauptsächlich?
Er ist BEOBACHTER!
Und was sieht er?
-> einen Raubüberfall auf einen einsamen Bauernhof (10)
-> zwei unglückliche Schülerinnen, die nach Hause wollen (11)
-> verelendete Kinder in den Fenstern grauer Häuser (12)
-> eine nächtliche Briefübergabe: Unbekannt an Z. (16)
-> liest heimlich das geheime Tagebuch des Z. (17)
-> einen Streit zwischen N. und Z. (18)
-> die Liebenden in der Nacht (19)
Fazit: Der Lehrer beobachtet, will alles wissen, schreitet aber nie ein!
DER PROZESS:
22. Stimmen und Zeitungsmeldungen zum Fall: Lehrer, Feldwebel, Bäckermeister. Der forsche Verteidiger glaubt nicht an das Geständnis des Z. sondern verdächtigt das inhaftierte Mädchen.
23./24. Der Prozess beginnt mit der Vernehmung des Z.
25. Prozesspause: In einem Tabakladen begegnet er einem alten Ehepaar, das den Laden führt, das Gespräch kommt auf den Prozess, der Alte meint, dass an diesem Mord alle Schuld seien, die Schüler, der Lehrer und auch die Eltern, denn alle haben sich von Gott abgewandt.
Da spricht die Stimme Gottes zum Lehrer (Stimme des Gewissens?) und fordert ihn auf: Sag die Wahrheit, wenn du im Zeugenstand stehst.
26. Der Prozess geht weiter: Es kommt zu einer hässlichen Auseinandersetzung zwischen dem Angeklagten und seiner Mutter. Diese hatte immer ihr Dienstpersonal ausgebeutet, darunter auch ein 15-jähriges Mädchen, welches dann auf die schiefe Bahn geraten ist - so wie die Eva, meint der Z.
27. Dann kommt der Lehrer und er erzählt jetzt alles. Eva ist auch im Saal und ihre Anwesenheit beflügelt ihn ohne Rücksicht auf sich selbst die Wahrheit zu sagen. Er erleichtert sich und - Gott verliert seinen Schrecken.
28./29. Dann folgt Eva und durch das Beispiel des Lehrers beflügelt sagt auch sie die Wahrheit: Da war plötzlich ein Dritter ... einer mit Fischaugen. Und dann noch die Frage, ob sie den Z. eigentlich liebe? Sie verneint dies.
30. Die Mordanklage gegen den Z. wird fallengelassen, stattdessen wird das Mädchen angeklagt, der Lehrer vom Dienst suspendiert und muss mit einer Anklage wegen Dienstpflichtverletzung rechnen. Aber er ist erleichtert und hat vor allem Mileid mit Eva, welche nun auch von ihrem Z. im Stich gelassen ist. Er will jetzt den Fisch fangen. Ein Treffen mit dem T. ergibt jedoch nichts. Im Gegenteil: Wer ist der Fisch? Der Lehrer selbst, behauptet der T.
Arbeitsauftrag: Verfasse einen kurzen Prozessbericht im Zeitungsstil.
Der Bericht könnte mit einem triumphierenden Statement des dynamischen Verteidigers enden oder auch mit anderen Wortmeldungen, z.B. von Mitschülern, Lehrern oder Eltern, welche gegenüber der Presse geäußert werden.
Überraschende Wende im Mordprozess N.
War die Zeugin der Täter?
· 10. Okt. Am vergangenen Mittwoch ging am hiesigen Jugendgerichtshof der von der Öffentlichkeit mit grossem Interesse verfolgte Prozess gegen den Oberschüler Z. zu Ende. Er war des Mordes an dem Mitschüler N. angeklagt worden, weil ...
· Dem war vorausgegangen, dass ... (Anklage und Tatbeschreibung)
· Als Zeugen wurden vernommen ....
· Eine unerwartete Wende ereignete sich als... (Zeugenvernehmung des Lehrers)
· Dadurch ... (Evas Aussage)
· Das Urteil und Stimmen aus dem Volke ...
Der CLUB greift ein
31. Am nächsten Tag ist Geburtstag des Oberplebejers. Der Lehrer macht sich seine Gedanken hierzu.
32. Da erscheint ein Schüler (B.): Er hat Vertrauen zum Lehrer und Gründe für den denselben Verdacht: Der T. - Es gibt das einen Klub, der alles Verbotene liest, nicht um sich darüber lustig zu machen wie der T., sondern um es ernst zu nehmen.
33. Der Klub will sich für >Wahrheit und Gerechtigkeit< einsetzen und wird den T. ständig beobachten. Der Lehrer erfährt seinen wirklichen Spitznamen: Der Neger.
34. Die Eltern schreiben einen entsetzten Brief: Warum hat er denn nicht an sie gedacht, als er die Zeugenaussage machte? Wovon sollen sie denn jetzt leben?
35. Der Klub berichtet täglich: Nichts Besonderes.
36. Der Pfarrer aus dem Dorf besucht ihn und bietet ihm eine Stelle als Lehrer bei den Negern an.
37. Besuch des Lehrers bei der Mutter des T. Große Villa, viel Geld, aber keine Zeit: Die Mutter läßt sich entschuldigen, der Vater leitet gerade seinen Konzern und der Sohn wird langsam unruhig.
38. Der Klub weiß mehr: Der T. hat eine Dame besucht. Der Lehrer sucht diese Dame auf und erfährt, dass noch jemand diesen Fisch fangen will. Wer?
39. Julius Cäsar! Er holt den Lehrer ab und sie gehen in ein Animierlokal.
40. Aber der Fisch ist nicht ins Netz gegangen, er hat nicht angebissen, obwohl Cäsar und die Damen einen sehr ausgeklügelten Plan entwickelt hatten. Er war nicht erschienen.
41. In der Nacht erinnert sich der Lehrer noch einmal an den N. Er führt ein Gespräch mit ihm, das ihn nachdenklich stimmt.
42. Da erscheint die Polizei, holt ihn ab und nimmt ihn in die Villa des T. Dieser hat sich aufgehängt und einen Zettel hinterlassen: DerLehrer trieb mich in den Tod.
43. Da erzählt der Lehrer alles, was ihm durch den Kopf geht, die Mutter des T. bekommt einen hysterischen Anfall und verliert den Rest des Zettels: Ein Geständnis! ->\"Gott ist die Wahrheit\".
44. Alle Verfahren werden eingestellt und der Lehrer fährt nach Afrika - zu den Negern.
Tafelanschrieb 3: WO und in welcher Gestalt taucht GOTT auf?
Kap.1: Eltern: Gott, der Allmächtige gebe Dir Gesundheit und Zufriedenheit
Kap 13: Pfarrer: Gott ist das Schrecklichste auf der Welt ... er straft!
Lehrer: Ich glaube nicht an Gott!
Kap 18: Ja, Gott ist schrecklich, aber ich will ihm einen Strich durch die Rechnung machen.
Mit meinem freien Willen.
Kap 20: ... aber die Rechnung war bereits längst bezahlt.
Kap 25: Alte: \"Nicht nur die Jugend, auch die Eltern kümmern sich nicht mehr um
Gott. Sie tun, als wär er gar nicht da.\" (95)
Stimme: \"Tu mir den Gefallen und kränke mich nicht wieder.\"(99)
Kap 27:Frau Bäckermeister: \"Fürchten sie sich vor Gott\"...
\"Nein, ich fürchte mich nicht mehr vor Gott\" (101)
Kap 34: Brief an die Eltern, \"Gott wird schon helfen.\"
Kap 36: \"Heute glaube ich an Gott, aber...\" Die Weißen bringen den Negern &
quot;Gott als schmutziges Geschäft\" (126)
Kap 43: Einst dachte ich, er hätte tückische, stechende Augen - Nein!
Denn Gott ist die Wahrheit. (156)
Fazit: Es gibt
GOTT und GOTT
als Lippenbekenntnis als innere Stimme, die zur
als Floskel Wahreit mahnt
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Gott der Kleinbürger Gott der Außenseiter
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Der Lehrer hat >Gott< erfahren,
die innere Stimme, das Gewissen,
das Sittengesetz im Menschen -
und wird dadurch zum Außenseiter, zum NEGER,
ausgestoßen aus der Welt der Kleinbürger!
Diese bleiben unter sich und treiben ihrem Untergang zu!
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Eine Jugend ohne Gott ist eine Generation
ohne Wahrheit, Gerechtigkeitsempfinden
ohne Mut zum Außenseitertum
TA 4: DIE WANDLUNG DES LEHRERS
Am Anfang PROZESS Am Ende
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ANPASSER (Opportunist) KäMPFER, RäCHER
will seine berufl. Existenz vertritt überzeugungen
nicht gefährden und Werte
er beobachtet er handelt
Umgeben von anderen Anpassern hat Freunde und Gleich-
ohne Freunde (Direktor) gesinnte (Klub/Cäsar)
Pfarrer
Haltung: Skeptiker und Atheist \"Gläubiger\"
Werte: materielle Sicherheit, Ruhe, Gerechtigkeit, Wahrheit,
Pensionsberechtigung Verantwortungsbereitschaft
(Schuld und Strafe)
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Der Kleinbürger- und Spießer- AUßENSEITER (\"Neger\")
welt zugehörig, unzufrieden ausgeschlossen (glücklich?)
Abschließende Arbeitsaufträge:
· Textanalyse z.B. Kap. 22: Stimmen
Kap 23: Mordprozess Z oder N
Kontext, Inhalt, Erzählperspektive, Sprache, Grammatik, Autor-Intention, Leserlenkung
· Der Gesellschaftsroman/Bestandsaufnahme einer Gesellschaft:
Welche Bereiche gesellschaftlicher Wirklichkeit werden angesprochen und wie dargestellt (Stadt/Land/Schule/öffentliche Meinung/Justiz/Rotlicht-Milieu/ Jugendbewegung ...)
· Figuren-Diagramm: Der Lehrer (Protagonist) und seine Mitmenschen
Ordne die Personen, zeige Kräftefelder: Anziehungs/Abstoßungskräfte
· Der Kriminalroman: Inwiefern ist dies einer?
· Schreibe einen Brief an die \"lieben Eltern\" aus Afrika
· Verfasse eine Inhaltsangabe und Lektüre-Empfehlung für nachfolgende Schüler-Generationen
· Entwerfe ein Filmscript für die erste Szene - Ein Setting
KLASSENARBEIT: Ödön v. Horvath: Jugend ohne Gott (1937)
1. Verfasse eine möglichst knappe Inhaltsangabe dieses Romans! (5)
(Titel, Verfasser, Entstehungszeit, Thematik - Wo? Wann? Wer? Was? - Wertung)
2. Charakterisiere den Protagonisten!
a) Beschreibe ihn in seiner Lebens- und Arbeitswelt. (3)
b) Zeige, inwiefern er sich im Laufe des Geschehens verändert hat. (3)
3. "Jugend ohne Gott" - Wie ist dieser Titel zu verstehen?
Konzentriere Dich auf die beiden Substantive im Titel und (5)
berücksichtige den geschichtlichen Hintergrund des Romans
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