1. Einführung
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Auf dem Luftbild erkennen wir im Hintergrund den Ammersee mit der Herrschinger Bucht und Herrsching. Davor sehen wir die mit 711m höchste, bebaute Erhebung rund um den Ammersee, die Benediktinerabtei Kloster Andechs, an dessen Ostufer. Das Kloster besteht aus einer Brauerei, einer Schnapsbrennerei, einem Bräustüberl, einem Klostergasthof, einem Tagungs- und Veranstaltungstzentrum und einem großen landwirtschaftlichen Anwesen. Dazu später mehr. Andechs ist keine eigenständige Abtei, sondern das Wirtschaftsgut der Erzabtei St. Bonifaz in München. Zurzeit leben in Andechs noch 7 Pater mit dem Pater Anselm Bilgri als Pater Prior. Ein Prior ist einen Rang niedriger als Abt, er hat das Recht ihn zu vertreten. Pater Anselm ist aber nicht nur Prior sondern auch Buchautor. Er hat unter anderem das Andechser Kräuterbuch und "Bischof Simpert, ein Heiliger zwischen Legende und Geschichte" verfasst.
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2. Die Benediktiner
Der Orden der Benediktiner ist im 4. Jahrhundert n. Chr. Vom heiligen Benedikt von Nursia in Umbrien gegründet worden. Seine Eltern waren sehr reich begütert. Er hatte eine Schwester die Hl. Scholastika und einen Bruder. Nach seinem Theologiestudium in Rom zog er sich in die Einsamkeit der Berge zurück, um dort zu meditieren und zu beten. Bald sammelte er viele Anhänger um sich und gründete das erste Kloster seines Ordens auf einer Anhöhe in Umbrien, das weltberühmte Kloster Montecassino
Die Benediktiner sind der älteste und mit über 8.500 Angehörigen auch der größte katholische Orden des abendländischen Kulturkreises.
Hier das Wappen der Benediktiner
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C S P B
Crux Sancti Patris Benedicti
Kreuz des heiligen Vaters Benedikt
C S S M L
Crux Sancta Sit Mihi Lux
Das heilige Kreuz sei mir Licht
N D S M D
Non Draco Sit Mihi Dux
Nicht der Drache sei mir Führer
V R S N S M V S M Q L I V B
Vade Retro Satana. Numquam Suade Mihi Vana. Sunt Mala Quae Libas. Ipse Venena Bibas
Weiche zurück, Satan. Nie verlocke mich zu Eitlem. Böse ist, was du gebietest. Trinke selbst dein Gift.
Der Heilige Benedikt hat für das Zusammenleben der Mönche in seinen Orden bestimmte Regeln, die sog. Regula Benedicti festgelegt. Die drei wichtigsten Regeln sind Armut, Demut und Gehorsam. Diese Regeln gelten nicht nur im Orden der Benediktiner sondern in allen anderen Orden des abendländischen Christentums.
Ein weiterer Bestandteil der Ordensregeln ist der bekannte Satz "Ora et Labora" ,also bete und arbeite. Damit ist gemeint, dass die Mönche und Schwestern, anders als in den buddhistischen Orden, neben dem Gebet auch arbeiten sollen, um sich ihren Lebensunterhalt selbst zu erwirtschaften.
Der Tagesablauf der Benediktiner in Andechs ist streng geregelt:
05:15 Wecken ...
06:00 Schriftlesung persönliches Gebet
06:30 Morgenoffizium Matutin - Eucharistiefeier - Laudes
08:00 Frühstück Arbeitszeit
11:30 Mittagsgebet Mittagessen
12:30 Arbeitszeit ...
13:30 freie Zeit Mittagsruhe, Kaffee trinken, Spaziergang
15:00 Arbeitszeit ...
18:00 Vesper ...
18:30 Abendessen Erholungszeit
20:00 Komplet Lesung und Studium
21:30 Nachtruhe...
Es ist aber nicht nur der Tagesablauf in Andechs streng geregelt, sondern auch alles andere, was das Leben der Benediktiner betrifft. So werden Sie zum Beispiel für ihre Arbeit, nicht bezahlt, sondern erhalten nur das was sie zum Leben brauchen. Weitere Regeln sind, dass sie verpflichtet sind, anders als die Prämostratenser, ihr Ordensgewand immer zu tragen und ihnen ist es nicht erlaubt igrendetwas zu besitzen, sonder alles gehört der Gemeinschaft.
Um sich ihren Lebensunterhalt zu erwirtschaften betreiben die meisten Klöster Wirtschaftsgüter, Bildungshäuser oder Klosterschulen. Andechs ist eines dieser Wirtschaftsgüter. Es untersteht, wie Eingangs erwähnt der Erzabtei St. Bonifaz. Dort unterhalten die Benediktiner eine große Bibliothek, eine Obdachlosenspeisung und kümmern sich um die Seelsorge bei Wallfahrten und in Pfarreien.
Andechs ist mit seinen 200 Mitarbeitern eines dieser Wirtschaftsgüter. Der Leitspruch des Klosters lautet: Unsere Tradition ist es, fortschrittlich zu sein; unseren Fortschritt verdanken wir einer großen Tradition.
3. Die Geschichte von Andechs
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Die Geschichte des heiligen Berges beginnt vor über 1000 Jahren. Nach einer Überlieferung hat der Ahnherr des Andechser Fürstengeschlechts, der selige Rasso, Reliquien, die er in Palästina erworben hatte, in die Kapelle der Burg von Andechs gebracht.
Von da an herrscht das Geschlecht der Merianer dessen Besitztümer sich über die Burg von Andechs und das Umland. bis zum Balkan erstreckten Aus diesem Geschlecht gingen zahlreiche große Persönlichkeiten des frühen Mittelalters hervor. Unter anderem die Heilige Elisabeth von Thüringen und die Heilige Hedwig. Die Herrschaft der Merianer endet in 13. Jh. mit der Zerstörung der Burgbefestigung und dem Tod von Herrmann von Thüringen, dem letzten männlichen Erbfolger.
Im Jahre 1388 wurde der verloren geglaubte Reliquienschatz durch eine Maus, die ihr Nest im Reliquienschrein gebaut hat, wiederentdeckt und Andechs den Chorherren aus Dießen unterstellt. Ein paar Jahre später kamen zahlreiche Reliquien, wie das Siegeskreuz von Karl dem Großen und die Monstranz mit den drei heiligen Hostien, dazu. Drei Jahre später lässt Herzog Ernst mit dem Bau der Klosterkirche beginnen, in der auch der berühmte Komponist Carl Orff begraben ist. Seit dem trägt das Kloster auch den Namen Heiliger Berg.
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Mitte des 15. Jahrhunderts gründet der Wittelsbacher Herzog Albrecht III in Andechs ein Benediktinerkloster, dessen Mönche den Reliquienschatz betreuen, sowie sich um die Wallfahrerseelsorge kümmern.
Nach einem Brand im Jahre 1669 wird ein fast kompletter Neubau des Klosters notwendig, an dem sich die besten Baumeister Süddeutschlands beteiligten.
Anfang des 19. Jahrhunderts wird das Kloster säkularisiert, also aufgehoben. König Ludwig der I. kauft 1850 das Kloster und schenkt es der Benediktinerabtei St. Bonifaz in München als Wirtschaftsgut. Wozu es bis heute dient.
4. Das Kloster als Wirtschaftsgut
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Das Wirtschaftsgut gliedert sich in mehrere Bereiche, auf die ich im Einzelnen eingehen werde.
Der umsatzstärkste Bereich ist die Klosterbrauerei. Sie hat einen jährlichen Ausstoß von ca. 100.000 Hektolitern, von denen 10% in den klostereigenen Gaststätten ausgeschenkt werden. Die Brauerei stellt 7 verschiedene Biersorten her.k Das helle Weißbier, k Dunkele Weißbier, k das Helle, k das Spezial Hell, k Andechser Dunkel, k der helle Bergbock, k und Dunkle Doppelbock.
Um den Bierabsatz zu vergrößern hat die Brauerei zahlreiche Restaurants in ganz Deutschland eröffnet wie zum Beispiel den Andechser am Dom in Müchen.
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Das Wohl ihrer Gäste war den Benediktinern schon immer ein Anliegen denn schon der Heilige Benedikt hat in seinen Ordensregeln festgelegt, dass jeder Fremde wie Christus aufgenommen werden sollte. Deswegen gibt es auf dem heiligen Berg auch gleich zwei Gaststätten. Die größte ist das Bräustüberl k mit über 1500 Plätzen. Die älteste Gaststätte ist der Klostergasthof. Seine Bausubstanz ist älter als das Kloster selbst. Er besteht aus 8 Stuben und einem kleinem Theatersaal.
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Ein weiterer Bereich ist das landwirtschaftliche Anwesen des Klosters mit 150 Hektar Fläche. Auf diesen Flächen werden im seit der Umstellung auf biologischen Anbau im Jahre 1995 zum einen die Gerste für die Brauerei, aber auch Weizen für die Klosterbäckerei, sowie Futterbohnen und -Erbsen für die Tiere angebaut, die dann in der Klostermetzgerei geschlachtet werden.
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Es werden alle Produkte, die das Andechser Logo tragen, auch in Andechs hergestellt. So stellt Develey zum Beispiel den Andechser Senf, Bäckereien im Umland von Andechs Andechser Backwaren, Karwedel Andechser Käse, und Philipp Morris den Andechser Spezial Snuff her.
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Ein weit weniger bekannter Produktionszweig von Andechs ist die Schnapsbrennerei mit einer langen Tradition. Seit dem 15 Jhd wird im Kloster Schnaps gebrannt, damals allerdings als Medizin für die Klosterapotheke. Heute stellt die Brennerei 5 verschiedene Sorten her, Der Kräuterbitter, der Honiglikör der der Johannisbeerlikör der Obstler, und der Kräuterlikör. Die Schnäpse sind sowohl in Andechs selbst als auch in jedem gut sortierten Spirituosengeschäft erhältlich.
5. Das Kloster auf Zeit
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In Andechs haben Männer jeden Alters die Möglichkeit, am Kloster auf Zeit teilzunehmen. Während dieser Zeit hat man die Möglichkeit in sich zu gehen, mal auf alles Weltliche zu verzichten und am Tagesrythmus der Mönche mit seinen Gebeten, Lobpreisungen und Gottesdiensten teilzunehmen. Das Kloster auf Zeit hat allerdings nichts mit dem Noviziat zu tun, obwohl dieses Angebot meistens von einem Novizenmeister geleitet wird.
Der Tag im Kloster auf Zeit beginnt noch vor Sonnenaufgang mit dem Laudes, das zusammen mit den Mönchen um halb 5 gebetet wird. Anschließend findet das Frühstück statt. Es folgt Bibelstudium, nach dem Mittagessen Meditation, am Nachmittag die Gebete Sexta und Vesper und nach dem Abendmahl die Nona und das Complet. Die meiste Zeit verbringen die Teilnehmer im Gespräch mit den Ordensmitgliedern und den anderen Teilnehmern. Die meisten Teilnehmer am Kloster auf Zeit sind entweder Manager oder Angehörige von Berufsgruppen, die sehr unter Stresserscheinungen leiden.
4. Das Kloster als Tagungs- und Veranstaltungszentrum
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Im Jahre 1985 entschlossen sich die Benediktiner einen Großen Teil ihrer landwirtschaftlichen Gebäude und den leerstehenden Fürstentrakt im Kloster umzubauen um dort ein modernes Tagungs- und Veranstaltungszentrum einzurichten. So steht heute für die Veranstalter von Kongressen, Symposien und Konzerten eine große Anzahl an Räumlichkeiten zur Verfügung. Die bekannteste ist der Florianstadl, ein ehemaliger Schweinestall. In ihm finden bis zu 700 Personen Platz. Hier werden regelmäßig Orff-Konzerte mit Stücken, wie Carmina Burana, oder Theaterstücke wie die Bernauerin, aufgeführt.
An den Stadl schließt sich der alte Pferdestall an, der regelmäßig von Firmen aus der Region für kleinere Veranstaltungen oder Feste genutzt wird.
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Der weit exklusivere ehemalige Fürstentrakt befindet sich aber nicht bei den Landwirtschaftlichen Gebäuden sondern oben im Kloster. Dort finden sowohl Symposien und Konferenzen von Firmen aus der Region, als auch Konferenzen der deutschen Ordensprovinz der Benediktiner, sowie Konzerte im kleinen aber festlichen Rahmen statt.
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