In Herr der Fliegen wird eine Gruppe englischer Jungen gezeigt, welche auf einer Insel im Pazifik verschlagen wird. Zuerst versuchen die Jungen,
trotz ihrer einfachen Lebensweise, ein Leben zu führen, welches ihnen in der Heimat anerzogen wurde. Sie ergreifen Maßnahmen, welche auf
Rettung abgestimmt sind und hoffen, daß diese so schnell wie möglich kommt. Diese Hoffnung zeigt sich durch das Feuer auf den Berg der Insel. Es
ist auch ein Zeichen ihrer Bindung zur Außenwelt. Sie wählen einen Anführer, halten Versammlungen ab um wichtige Fragen zu diskutieren und
gemeinsam zu lösen. Weiters werden Regeln aufgestellt, welche ein Zusammenleben ermöglichen. Doch allmählich wird die Unruhe auf der Insel
immer größer und das eingebildete Untier wird zum Zeichen der abergläubischen Furcht die schließlich alles beherrscht.
Die Jäger werden mit jeder Jagd immer versessener aufs Töten. Der ursprüngliche Zweck der Jagd die Gemeinschaft mit Nahrung zu versorgen ist
nunmehr ein zweitrangiger Grund. Weiters geben sich die Jäger animalischen Tänzen hin, maskieren sich und werden zu einer Gruppe Gesetzloser.
Sie bewegen sich mit jeden Tag von den Sitten in der Heimat weiter weg. Das Feuer wird nicht mehr in Gang gehalten. Die Barbarei findet ihren
Höhepunkt, als Simon zum Opfer einer der rituellen Tänzen wird. Kurz zuvor hatte er das Geheimnis des Untieres gelüftet.
Der gefallene Soldat ist ein Zeichen der Bedrohung, welcher der Gesellschaft in der Heimat ausgesetzt ist und den menschenfeindlichen
Verhältnissen des Krieges. Ein zusätzlicher Hinweis des Krieges in der Heimat ist die Rettung durch das Kriegsschiff. Dieser Krieg auf der Insel ist
nicht besser als jener Krieg der in der Heimat geführt wird. Der Unterschied besteht darin, daß die Jungen bemalt sind und die Soldaten eine
Uniform tragen.
Als sich Jack von Ralph loslöst, gewinnt Jack, außer seinen Jägern, die Kleinen für sich, da er ihnen Sicherheit und Fleisch bieten kann. Die noch
zivilisiert lebenden werden ermordet oder durch Folterung fügig gemacht.
Golding zerstört auch die These, daß der Mensch ursprünglich gut oder zumindest neutral sei. Anderseits läßt er uns, durch die Wahl der Kinder
glauben, daß der Mensch durch die Erziehung und Gesellschaft noch ausreichend beeinflußbar ist und dadurch das Böse im Menschen ausgemerzt
wird.
Es werden in Herr der Fliegen keine Gründe für Jacks Gewaltbereitschaft gezeigt. Die Gründe für die Gewaltbereitschaft liegen viel mehr darin, ob
man sich dem Bösen hingibt oder so wie Ralph gegen die Leidenschaft ankämpft. Es wird auch gezeigt, daß die Masse blind den Stärkeren folgt,
obgleich es auch Durchschnittsmenschen gibt, welche sich erst durch Gewalt beugen. Daß die Jungen scheitern, die Demokratie aufrecht zu halten,
ist nicht allein Jack und seiner Truppe zuzuschreiben, sondern auch der Trägheit um die Anhänger Ralphs. Darin sieht man Goldings Aufruf zur
Selbstbestimmung.
Weiters ist in Goldings Roman eine unterschiedliche Sprechweise der Figuren zu erkennen.
Ralph spricht klar, mit gesundem Menschenverstand, aber auch zurückhaltend und tolerant. Er spricht mit Bedacht, auf Vernunft und Ordnung
abzielend, im Streit mit Jack etwas schwerfälliger, aber nie verletzend.
Piggy spricht nüchtern, ausglichen und mit logischen Schlußfolgerungen. Er beharrt auf seinen Forderungen, ist aber trotzdem entgegenkommend.
Simon spricht langsam, nachdenklich, versonnen, oft gehemmt und etwas zaghaft und scheu.
Jack spricht laut, aggressiv, emotionsgeladen, beleidigen und kompromißlos.
Golding zeigt auch die selbst erlebten, Grausamkeiten des Krieges. Weiters stellt er dar, wie Stalin oder Hitler es geschafft haben, zu Führern eines
ganzen Volkes aufgestiegen sind, wie mit Kritikern des Regimes umgegangen wurde und wie die breite Masse ihnen Blind in die Diktatur folgten.
Die breite Masse schloß sich ihrem Führer an, welche als Lohn für die Aufgabe der Eigenständigkeit und kritische Vernunft, ein Leben ohne Furcht
und Sorge versprochen wurde.
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