Erzählung
I. Der Autor
>
Heinrich Böll wurde am 21.12.1917 in Köln geboren. Nach der Lehre als Buchhändler ging er 1938 zum Reichsarbeitsdienst. Danach studierte er Germanistik und Altphilologie. 1939 wurde er in die Wehrmacht einberufen. Nach seiner Heirat mit Annemarie Cech 1943 nahm er sein Studium wieder auf. Böll starb am 16.07.1985.
Für seine verschiedenen Werke bekam er 1951 den Preis der Gruppe 47 und 1967 den Georg- Bücher- Preis. Den Nobelpreis für Literatur bekam Böll 1972 überreicht.
II. Das Werk
1. Ort und Zeit
Ort: in und um Köln (Deutschland)
Zeit: Mittwoch, 20.02.1974, bis Sonntagabend während der Fastnacht
2. Handlung
Die Erzählung beginnt mit einer nüchternen Darstellung des Tathergangs: Katharina Blum erschoss den Journalisten Werner Tötges. Dann setzt die Erzählung mit Recherchen zur Tat fort. Alles begann am Mittwochabend, dem Tag vor Weiberfastnacht. Katharina besuchte einen Hausball bei ihrer Patentante und Freundin Else Woltersheim. Dort lernte sie Ludwig Götten kennen und sie tanzte die ganze Nacht nur mit ihm. Alle Beteiligten wunderten sich über die Innigkeit der beiden, da Katharina sehr prüde war. Er gestand ihr, dass er ein polizeilich gesuchter Verbrecher war. Sie gingen gemeinsam zu Katharina nach Hause. Ihr Mehrfamilienhaus war schon umstellt, da Ludwig schon seit dem Nachmittag verfolgt wurde. Am darauffolgenden Mittag stürmte die Polizei das Haus, da sie nicht länger warten wollten und Götten immer noch nicht gesehen worden war. Sie fanden nur Katharina, die äußerst entspannt und glücklich wirkte. Katharina wurde verhaftet und auf der Polizeistation verhört. Die Vernehmung ergab keine Neuigkeiten.
Die Presse ließ sich dieses Spektakel natürlich nicht entgehen und verfolgte Katharina, um eine Neuigkeit über das Verleiben von Ludwig Götten zu bekommen. Der Journalist Werner Tötges machte auch Katharinas Arbeitgeber Dr. Blorna, der wegen dem ungemütlichen Zwischenfall und um Katharina beizustehen seinen Urlaub unterbrach, und ihre schwerkranke Mutter ausfindig, die nach dem Besuch verstarb. Diese Interviews wurden durch den Journalisten verdreht und in der ZEITUNG abgedruckt. Die Artikel gelangten in Katharinas Hände und belasteten sie psychisch schwer. Ihr Patentante Else machte sich Sorgen um Katharina und LESEPROBE Seite 62
Bei einer von Katharinas Vernehmungen nahm sie zwei Ausgaben der ZEITUNG mit und wollte, dass die Polizei etwas gegen diese Lügen unternähme. Natürlich hielt sich die Polizei aus dieser Angelegenheit heraus, da auch Polizeibeamte unter der Hand Artikel schrieben.
Der schlimmste Verdacht gegen Katharina war, schon länger mit Ludwig Götten Kontakt gehabt zu haben. Im Protokoll wurde dies als "Herrenbesuch" bezeichnet, der jedoch nicht Ludwig sondern Alfons Sträubleder, ein Freund von Dr. Blorna, war. Sträubleder hatte Katharina einen Schlüssel zu seinem Zweitwohnung in Kohlforstenheim gegeben. Aus Liebe gab Katharina den Schlüssel an Ludwig weiter, der sich dort versteckt hielt. Ihr Geliebter Ludwig Götten wurde ein paar Tage später gefasst und er sprach sie von aller Schuld frei. Katharina hatte genug von der schlechten Publicity in der ZEITUNG und versprach Werner Tötges ein Exklusivinterview für Sonntagmittag. Am Sonntagmorgen besuchte sie noch einen Freund und klaute dort eine Waffe. Den Vormittag verbrachte sie in einem Journalistenlokal um Tötges zu beobachten. Sie betrat nur kurz vor ihm ihre Wohnung. LESEPROBE Seite 135-136 Den restlichen Nachmittag verbrachte sie im Cafe einer Freundin bis sie sich um 19.04 Uhr dem Kriminalbeamten Moeding stellte.
3. Personen
Katharina Blum: ist 27 Jahre alt und stammt aus zerrütteten Familienverhältnissen. Sie arbeitet als diplomierte Wirtschafterin bei verschiedenen Familien. Ihre wichtigsten Charaktereigenschaften sind ihr Stolz und ihre Treue. Katharina ist eine sehr prüde, fast peinlich genaue und intelligente Person.
Ludwig Götten: ist ein gesuchter Bankräuber und Mörder. Katharina lernt ihn auf einem Hausball im Fasching kennen und verliebt sich sofort in ihn.
Werner Tötges: ist ein Journalist, der für die ZEITUNG Artikel schreibt. Seine Sensationsgeilheit treibt ihn dazu, die Aussagen zu verändern, und er kennt keine Grenzen seines Berufes.
Dr. Blorna: ist der Anwalt und der Arbeitgeber von Katharina. Dr. Blorna ist in Katharina verliebt, doch sie lehnt ihn ab.
Alois Sträubleder: ist ein Freund von Dr. Blorna. Katharina und er waren vor dem Zwischenfall mit Götten ein Liebespaar. In der Erzählung wird er der "Herrenbesuch" genannt.
Else Woltersheim: ist die Patentante und Freundin von Katharina und hat sich auch in ihrem beruflichen Weiterkommen unterstützt.
4. Interpretation
Heinrich Böll möchte in diesem Buch auf die Machenschaften und die Sensationsgier der Presse aufmerksam machen. Nur durch Zeitungsartikel kann das Leben von Menschen verändert und auch zerstört werden. Im Nachwort wird auch darauf hingewiesen, dass diese Erzählung nichts mit terroristischen Machenschaften zu tun hat. Diese Meinung wird nur durch die ZEITUNG verbreitet. Durch die große Auflage der ZEITUNG werden sehr viele Menschen manipuliert und fassen alles als wahr auf und wollen immer mehr Neuigkeiten. Wer will nichts Neues über Osama bin Laden, den Tod von Prinzessin Diana oder andere "Stars" wissen??
Auch der Begriff der Ehre wird von Böll behandelt. Er beschäftigt sich mit der Frage, wie ein normaler Bürger zu einem Verbrecher werden kann, ohne selbst schlimmes Getan zu haben. Die Ehre eines jeden Menschen ist unantastbar, doch kann sie unter gewissen Umständen vernichtet werden. Wenn der Mensch sein Ehrgefühl nicht mehr hat, fühlt er sich nicht mehr als Mensch und ist zu allem fähig, auch zum Mord.
5. Form und Stil
Das Buch ist in 58, teilweise sehr kurze, Kapitel unterteilt und aus der Sicht eines Außenstehenden geschrieben. Im Text wird auf Brutalität fast verzichtet. Die Erzählung wechselt zwischen einem objektiven Tatsachenbericht und einer doch sehr gefühlvollen Beschreibung der Geschehnisse ab.
III. Andere Werke
1951 Wo warst du Adam
1954 Haus ohne Hüter
1959 Billard um halbzehn
1966 Ende einer Dienstreise
1974 Die verlorene Ehre der Katharina Blum
und viele andere mehr
|