Der Unterschied zwischen einem Menschen und einem Engel ganz einfach: Das meiste von einen Engel ist innen und das meiste von ein Menschen ist außen.
Dies sind die Worte der 6 Jahre alten Anna
Ums mal gleich vorweg zu nehmen: obwohl der Titel ziemlich religiös klingt, ist dies eher ein philosophisches Buch. Anna ist ein seltsames kleines Mädchen, das plötzlich in Fynns Leben platzt, und es mit ihren eigenartigen Ansichten und Angewohnheiten grundlegend aufwühlt.
Autor: Fynn, der Erzähler und gleichzeitig der Autor ist ein irischer Mathematiker. Seinen richtigen Namen erfahren wir nicht.
Nach der Herausgabe des ersten Teils "Hallo, Mister Gott, hier spricht Anna", erscheinen noch 2 weitere Teile "Anna schreibt an Mister Gott" und "Anna Mister Gott und der ungläubige Thomas".
Fynn hat die Aufzeichnung von Anna, die teilweise in einem erfundenen Alphabet geschrieben wurden in jahrelanger Arbeit sortiert und in einer für uns verständlichen Sprache niedergeschrieben.
Annas Geschichte kann man am ehesten mit Saint- Exupérys "Der Kleine Prinz" vergleichen, aber mir einem Unterschied, dass Anna wirklich gelebt hat.
Charakteristik:
Anna: Mit 5 Jahren weis Anna, von Fynn meist auch Fratz genannt, was Gott und die Welt, Menschen und Liebe, Lachen, Angst, Freude und Trauer eigentlich ist. Sie ist sehr gebildet, Theologie, Gärtnerei, Dichtkunst, Mathematik nichts ist ihr fremd. Sie ist die Freundin und Beraterin von Mister Gott.
Anna hat mit ihrer festen Meinung sehr häufig recht und weis auf jede Frage eine Antwort. Manchmal verzögerte sich diese, aber nach ein paar Wochen oder gar Monaten kriegte man sie - manche Dinge brauchen ihre Zeit. Die Antworten sind direkt, einfach und präzise.
Das kleine Mädchen sieht die Schöpfung dort, wo andere nur Chaos und Unordnung finden und sie sieht Dinge, wo andere gar nichts erblicken und das ist wohl ihre größte Gabe.
Fynn: Annas bester Freund, manchmal schlüpft er auch in die Rolle des Vaters, Bruders oder des Spielkameraden. Er bring Anna vieles bei und erkundet mit ihr die Welt. Er ist einer der wenigen die sie versteht und auch sieht auch die Dinge die Anna sieht. Genauso wie der Fratz liebt er die Nacht und versteht sich mit jedem Menschen gut. Er ist hilfsbereit, einfühlsam, zu jedem, sei es nun Mensch oder Tier freundlich und schließt Anna schon bei ihrer ersten Begegnung ins Herz.
Inhalt:
In einer nebligen Novembernacht begegnen sich Fynn und Anna das erste Mal. Damals war es nichts besonderes das ein kleines Mädchen, mitten in der Nacht, ganz alleine an den Docks des Londoner East End herumstreunt. Da Anna von zu Hause weggelaufen ist und ein warmes Plätzchen sucht nimmt Fynn sie mit nach Hause. Wochenlang versuchen er und seine Mutter herauszufinden woher der Fratz eigentlich kommt, aber da sie nie etwas von ihren Eltern erzählt und geschickt den Fragen nach ihnen ausweicht bleibt sie schließlich bei ihnen.
In die Kirche gehen will Anna überhaupt nicht. Ihr geht die ganze Beterei in der Gemeinschaft völlig gegen den Strich, den sie hat ihre eigenen ganz privaten Gespräche mit Mister Gott. Erwachsene die in die Kirche gehen hält Anna nur zu dumm um zu verstehen dass Mister Gott überall zu finden ist und man deshalb nicht unbedingt in die Kirche gehen muss um mit ihm zu reden.
Alle Dinge die Fynn interessieren, faszinieren auch Anna und so lernt sie noch bevor sie fünf und fünf zusammenzählen kann, Quadratwurzeln mit dem Rechenschieber zu lösen.
Für Anna sind Dinge wie Frequenzen oder Wellenlängen durchaus keine abstrakten Dinge wie für andere in ihrem Alter aber ihr Hauptthema ist natürlich Mister Gott und so denkt sie viel über ihn nach.
Zusammen mit Fynn erkundet sie die Welt der Töne und Klänge. Jeden Tag gibt es etwas neues zum entdecken und schließlich wird ihre Lieblingsbeschäftigung Worte sammeln, die ihr fremd sind. Am Anfang kann sie diese natürlich noch nicht selber aufschreiben und so fragt sie einfach die Leute auf der Straße oder Fynn ob sie ihr die Wörter notieren können.
Anna schreibt einige Geschichten für Fynn und Mister Gott, aber auch für die Schule muss sie Aufsätze schreiben. Einmal gibt ihre Lehrerin den Schülern auf einen Brief an ihren besten Freund zu schreiben. Sie sollen darin über ihren Berufswunsch berichten. Aber wer Anna mittlerweile kennt weis, dass ihr Berufswunsch nicht etwa Krankenschwester oder Mutter von 5 Kindern ist, sondern sie will ein Engel werden. Als Fynn ihr verbietet den Brief mit in die Schule zu nehmen und ihr erklärt, sie solle zuerst versuchen ein guter Mensch zu werden fragt Anna sich nur, ob sie es schaffen kann ein guter Mensch zu werden und ob Engel nicht vielleicht doch leichter wäre.
Anna äußert sich in ihren Briefen an Mister Gott über die Bibel. Sie findet heraus warum eine Mücke nicht mit einem Elefanten sprechen kann, sie berichtet auch über das Glück und hat ihre eigene Theorie über die Schöpfungsgeschichte. Da es Tag für Tag etwas neues zu Entdecken gibt und kann man ahnen, dass ihr größtes Problem vermutlich die viel zu schnell vergehenden Stunden sind.
Anna ist nicht einmal 8 Jahre alt, als sie von einem Baum stürz und stirbt. In ihren letzen Worten zu Fynn meint sie, sie wettet das Mister Gott sie dafür in sein Himmel reinlasst, aber Fynn wettet nicht, weil er genau weis dass Anna wie immer Recht behält.
Erst 5 Jahre nach Annas Tod bringt es Fynn übers Herz sich von ihr zu verabschieden und er beginnt den literarischen Nachlass von Anna zu sortieren und in drei Büchern zu veröffentlichen.
Interpretation:
Anna hat auf alles irgendeine Antwort, und auch auf Dinge, bei denen eigentlich niemand dachte, dass sie überhaupt eine Frage wert wären. Nach dem Lesen dieses Buches sieht man die Welt mit anderen Augen.
Die Erzählung von Fynn besteht aus Witz, Freude, Wut und Trauer. Eigentlich alles was sich im normalen Leben wieder findet.
Es ist schon eigenartig was und wie wir alles als Selbstverständlich ansehen. Erst als ich die Fragen und Erläuterungen von Anna las, wurde mir klar, wie blind ein Mensch durch das Leben laufen kann.
Die kleine Anna ist herzerfrischend und unkompliziert, sowohl in ihrer Art die Dinge einfach zu sehen, als auch in ihrem Wesen. Man kann ihr gar nicht böse sein, man kann ihr gar nicht widersprechen und, da gäbe es auch gar nichts zu bemängeln. Sie hat Recht, macht dies so einfach und einleuchtend, dass man sich hinterher fragt, warum man da selber so nicht drauf gekommen ist.
In diesem Buch befinden sich viele Emotionen, wie Liebe, Trauer und Freude. Auch zu lachen gibt es viel da das Werk auch Lustig, Freundlich und Locker ist. Aber es ist auch Traurig, Ergreifend und einfach Faszinierend. Außerdem regt das Buch dazu an, über vieles einfach mal nach zu denken. Wie man so schön sagt: "Über Gott und die Welt\".
Das Buch ist aus der Ich-Perspektive geschrieben. Jedoch schreibt der Autor soviel von Anna, dass der Leser oftmals den Eindruck bekommt, dass die Geschichte von einer dritten Person erzählt wird.
Den Schreibstil, wie Fynn ihn hat, ist sehr ansprechend. Er fabriziert selbst aus den langweiligsten Stellen des Buches etwas Spannendes, so dass man es sehr gut lesen kann. Fynns Schreibstil ist nicht eintönig sondern sehr vielfältig. Am meisten fasziniert mich seine Art, Gefühle zu beschreiben. Er braucht nur wenige Worte um Empfindungen darzustellen, macht das aber so exakt, dass man richtig mit leben kann.
Es ist ein Buch für jung und alt Mann und Frau.
Das Werk ist kein "Kinderbuch\", genauso wenig wie Saint- Exupérys " Der Kleine Prinz\", dass das einzige Buch ist, mit dem man Annas Geschichte vergleichen könnte. Beide Bücher sowohl "Hallo, Mister Gott, hier spricht Anna" als auch "Der Kleine Prinz", sollte man in seinem Leben wenigstens einmal gelesen haben.
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